1956 beginnt Ruth Bader Ginsburg ein Jura-Studium an der Elite-Universität Harvard. Nur acht weitere Frauen studieren mit ihr im gleichen Jahrgang unter 500 Männern. Die ehrgeizige junge Ehefrau und Mutter schließt das Studium als Jahrgangsbeste ab, während sie zeitgleich ihren an Krebs erkrankten Mann Marty pflegt. Dennoch geht ihr Berufswunsch nicht in Erfüllung: Als Frau bekommt sie keine Stelle in einer führenden New Yorker Kanzlei, sondern muss sich mit einer akademischen Stelle als Dozentin zufriedengeben. Eines Tages macht sie ihr Mann Marty auf den Fall Charles Moritz aufmerksam: Das Finanzamt hat dem Mann für die Pflege seiner kranken Mutter den Steuernachlass verweigert, weil dieser gesetzlich nur Frauen zusteht. Ginsburg erkennt das Potenzial des Präzedenzfalls, der 1972 vor einem Berufungsgericht in Denver als Hebel dient, um die ungleiche gesetzliche Behandlung von Frauen und Männern zu Fall zu bringen.

Das Zum Inhalt: Drehbuch schrieb Daniel Stiepleman, ein Neffe Ginsburgs, der damit seinen Kinoeinstand gab. Anders als der US- Zum Inhalt: Dokumentarfilm Zum Filmarchiv: "RGB – Ein Leben für die Gerechtigkeit" (USA 2018) schildert Mimi Leders Spielfilm nicht den vollständigen Lebenslauf der 85-jährigen Juristin, sondern beschränkt sich auf den Zeitraum zwischen 1956 und Anfang der 1970er-Jahre. Das Zum Inhalt: Biopic zeigt episodisch die vielen Hürden und Vorurteile, auf die die Juristin in ihrem langen Kampf gegen Sexismus und Frauendiskriminierung stieß, selbst bei der liberalen Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU). Dass Ginsburg 1980 als zweite Richterin überhaupt an den Obersten Gerichtshof berufen wurde, dem sie noch immer angehört, wird nur kurz im Zum Inhalt: Abspann erwähnt. Ihre heutige Vorbildfunktion als engagierte Ikone des Feminismus bleibt außen vor.

Die Berufung, Filmszene (© Entertainment One Germany)

Als Anwältin gehörte Ginsburg in den 1970er-Jahren dem Vorstand der ACLU an und vertrat diese in Prozessen vor dem Supreme Court. Arbeitsgruppen können in den Fächern Politik, Sozialkunde und Geschichte recherchieren, welche Rolle die ACLU für die Frauenrechte und die demokratische Entwicklung im amerikanischen Justizsystem gespielt hat. Im Film ist zu sehen, dass das Ideal der Gleichberechtigung auch das Privatleben der Eheleute bestimmt. Etwa wenn Marty seiner Frau in einer schwierigen beruflichen Lage den Rücken freihält, indem er sich um Kinder und Haushalt kümmert. Im Unterricht kann erarbeitet werden, inwieweit das Ehepaar damals seiner Zeit voraus war und warum die gesellschaftliche Gleichstellung der Geschlechter bis heute nicht erreicht ist – bespielsweise angesichts der Lohnlücke. Gerade bei jungen Frauen genießt Ginsburg in den USA geradezu einen Popstar-Status, was sich im Spitznamen "Notorious RGB" manifestiert. Welche Gründe gibt es für diese Zuschreibung?

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