Kategorie: Filmbesprechung
"Blue My Mind"
Coming-of-Age-Film mit Anleihen aus dem Horror-Genre
Unterrichtsfächer
Thema
Mia hat das erste Mal ihre Tage bekommen. Das ist normal, wenn man 15 Jahre alt ist. Ungewöhnlich ist allerdings die Tatsache, dass seitdem zwischen ihren Zehen dicke Schwimmhäute wachsen. Bald sind ihre Beine mit blauen Flecken übersät und schließlich bilden sich dort dicke, schimmernde Hornschichten. All ihre Versuche, diese Veränderungen wegzuschneiden und abzuschaben, führen zu nichts außer zu blutenden Wunden, Tränen und Verzweiflung. Dabei möchte Mia, die vor kurzem mit ihren Eltern nach Zürich gezogen ist, gerade jetzt in der neuen Schule Anschluss finden und nicht als "Freak" gelten. Besonders fasziniert ist sie von der langhaarigen Gianna und ihrer Clique. Sie rauchen, klauen, nehmen Drogen und lassen sich von niemandem etwas sagen. Tatsächlich wird Mia nach und nach in die Gruppe aufgenommen und stürzt sich in ein wildes Leben, während sie sich langsam, aber unaufhaltsam in eine Meerjungfrau verwandelt.
"Blue My Mind" , der Debütfilm der Schweizer Regisseurin und Drehbuchautorin (Glossar: Zum Inhalt: Drehbuch) Lisa Brühlmann, beginnt wie viele Zum Inhalt: Coming-of-Age-Filme mit typischen Problemen von Heranwachsenden: der Umzug in eine andere Stadt, Konflikte mit den Eltern, Ausgrenzung und sozialer Druck sowie erste Erfahrungen mit Alkohol, Drogen und Sex. Mit dem Motiv der Verwandlung in ein Fabelwesen bricht das gängige Erzählmuster jedoch auf. Die Zum Inhalt: Inszenierung von Mias Metamorphose erinnert an Körperhorror-Filme (Glossar: Zum Inhalt: Horrorfilme), die die Verletzlichkeit des Menschen in den Mittelpunkt stellen. Ihre Entfremdung wird nicht nur durch die körperlichen Veränderungen deutlich, sondern auch filmästhetisch durch den Einsatz von Subjektiven (Glossar: Zum Inhalt: Subjektive Kamera) und einem konsequenten Farbkonzept (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) mit kalten Blau- und Grautönen. Mit seiner intensiven personalen Erzählhaltung erinnert "Blue My Mind" an das Drama Zum Filmarchiv: "Ava", die soziale Dynamik der Mädchenclique ähnelt dagegen der Darstellung junger Frauen in Zum Filmarchiv: "Bande de Filles". Die Lebenswelt der Teenager wird durch eine authentisch wirkende Sprache, spezifische Verhaltensweisen und überwiegend elektronische Musik (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) charakterisiert.
Mit dem Film lässt sich vor allem in den Fächern Deutsch, Ethik und Kunst arbeiten. Dabei sollte zunächst die Figur der Meerjungfrau oder der Nixe kulturgeschichtlich aufbereitet werden. Wofür stehen diese Fabelwesen? Wie lässt sich Mias Verwandlung im Film deuten? Das Thema der Metamorphose animiert im Fach Kunst zudem zu eigenen filmischen oder fotografischen Arbeiten: Die Schüler/-innen könnten etwa Schritt für Schritt eine körperliche Verwandlung darstellen. Im Deutsch- und Ethikunterricht bieten sich Figurenanalysen an. Eingehend sollte dabei Mias Situation, ihr Verhältnis zu (jungen) Männern sowie die Selbstinszenierung der jungen Mädchen diskutiert werden. "Blue My Mind" kann man durchaus als Auseinandersetzung mit Gender(-Erwartungen) lesen und als Anklage gegen eine Gesellschaft, in der Mädchen und Frauen als sexualisierte Objekte gesehen werden. Abschließend empfiehlt es sich, im Plenum über die Bedeutung des Filmschlusses sprechen. In schriftlichen Einzelarbeiten können die Schüler/-innen ausarbeiten, wie es mit Mia wohl weitergehen wird.