Im Jahr 1971 ist die Washington Post eine respektable Lokalzeitung mit Hang zum Klatsch. Seit dem Tod ihres Ehemanns leitet Katharine Graham das Familienunternehmen mit seinen traditionell guten Kontakten zur politischen Prominenz. Als ihr Chefredakteur Ben Bradlee Wind von einer heißen Story der konkurrierenden New York Times bekommt, steht die Verlegerin vor einer Richtungsentscheidung. Die Veröffentlichung der geheimen "Pentagon Papers", die zahlreiche Lügen der US-Regierung über den Vietnamkrieg enthüllen, würde ihr Blatt mit einem Schlag in die erste Liga katapultieren. Beim ungünstigsten Ausgang drohen ihr und der Redaktion für den Verrat von Staatsgeheimnissen allerdings hohe Gefängnisstrafen.

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Der Zum Inhalt: Blockbuster-Regisseur Steven Spielberg entwickelt sich immer mehr zum Spezialisten für die spannende Dramatisierung von Zeitgeschichte. Selbst die Enthüllung eines politischen Skandals mit bekanntem Ausgang wird bei ihm zu einem packenden Zum Inhalt: Thriller. Den nostalgischen Hintergrund liefert die Zeitungswelt einer vergangenen Epoche. Während die Drucker auf letzte Anweisungen warten, rattern in den Redaktionen Schreibmaschinen und Faxgeräte (Glossar: Zum Inhalt: Production Design/Ausstattung) auf Hochtouren. Meterlange Papierrollen sind die Datenträger des vordigitalen Zeitalters. Noch überholter wirken die Geschlechterverhältnisse der keineswegs progressiven 1970er-Jahre. Bei wichtigen Unterredungen werden die Frauen, einschließlich der Verlegerin Katharine Graham, von den Männern vor die Tür gebeten. In intensiven, kammerspielartigen Gesprächen (Glossar: Zum Inhalt: Kammerspiel) bestärkt sie der ehrgeizige Bradlee, ihre Machtposition durchzusetzen und dafür auch ihre allzu freundschaftlichen Kontakte zur US-Regierung aufs Spiel zu setzen.

Die Veröffentlichung der "Pentagon Papers", nicht zu verwechseln mit dem kurz darauf folgenden Watergate-Skandal, gilt heute als erster Auslöser für den Sturz der Nixon-Administration (1969-1974) und die Beendigung des zusehends unpopulären Vietnamkriegs. Interessant wird "Die Verlegerin" jedoch vor allem durch zahlreiche aktuelle Anknüpfungspunkte, die im Politik- und Sozialkundeunterricht diskutiert werden können. Die Kontrollgewalt unabhängiger Medien als "vierte Gewalt im Staat", vom Film vehement eingefordert, wird heute oft infrage gestellt. Für sorgfältige journalistische Recherchen und die investigative Enthüllung politischer und wirtschaftlicher Fehlentwicklungen ("Panama Papers") fehlen offenbar häufig die finanziellen oder personellen Mittel. Auch für die juristisch prekäre Situation sogenannter "Whistleblower" liefert der Film gutes Anschauungsmaterial. Die Hauptfigur Katharine Graham schließlich ist ein hervorragendes Beispiel für die Diskriminierung, der Frauen selbst in Führungspositionen bis heute ausgesetzt sind.

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