Als weiße Frau mit Übergewicht scheint Patricia Dombrowski aus New Jersey auf den ersten Blick nicht unbedingt prädestiniert zu sein, der nächste Superstar der Hip-Hop-Welt zu werden. Doch genau diesen Status will die beherzte Rapperin aus armen Verhältnissen erreichen. Während sie als Kellnerin und für eine Cateringfirma schuftet, für ihre schwerkranke Großmutter sorgt und mit ihrer alkoholkranken Mutter ringt, feilt Patti gemeinsam mit ihrem Kumpel Jheri am erhofften Durchbruch als Killa P. aka Patti Cake$. Mit einem Demotape wollen die Träumer/-innen einen Musikproduzenten gewinnen, doch es mangelt schon an einem professionellen Aufnahmestudio. Als Patti den Gothic-Metal-Fan "Basterd" kennenlernt, der provisorisch in einer Baracke haust und Beats komponiert, rückt die Traumerfüllung ein Stück näher. Mit Jheri, Basterd und ihrer im Rollstuhl sitzenden Oma gründet Patti die illustre Hip-Hop-Combo PBNJ und plant ein Record-Release-Konzert.

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Im Epizentrum von "Patti Cake$" steht die von Danielle Macdonald imposant verkörperte Titelfigur. Die Australierin trägt das beim Indie-Filmfest Sundance gefeierte Außenseiter-Drama und gleicht den wenig überraschenden Handlungsverlauf mit ihrer überzeugenden Performance aus. Der Musikvideo-erprobte Autor (Glossar: Zum Inhalt: Drehbuch) und Regisseur (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Geremy Jasper setzt nicht auf narrative Innovationen, sondern auf eine verspielte und dynamische Zum Inhalt: Inszenierung mit Clip-artigen Collagen, artifizieller Lichtsetzung (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) oder einer Zum Inhalt: Sequenz, in der Patti traumwandlerisch gen Himmel schwebt. Die eigens für den Film produzierten Hip-Hop-Songs (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik), in denen Patti leidenschaftlich von ihrem harten Leben rappt, tragen ebenfalls zur stimmigen Atmosphäre bei. Als eine Art weibliche Variante zum Eminem- Zum Inhalt: Biopic "8 Mile" entwickelt sich Patti Cake$ im Laufe seiner Handlung zum Feelgood-Movie mit einer ganzen Reihe von Ohrwürmern.

Die starke Protagonistin kann eine Diskussion über Frauenfiguren im Kino anregen. Immerhin entsprechen noch immer die meisten weiblichen Charaktere in Filmen marktkonformen Schönheitsidealen. Ähnliches gilt für die Frauenbilder in der oftmals explizit sexistischen Hip-Hop-Szene. Patti hingegen ist übergewichtig und wird in ihrem Viertel als "Dumbo" verspottet. Wie hat sich die filmische Darstellung von Frauen in den letzten Jahren gewandelt und wo besteht im Zuge der Emanzipation weiterer Korrekturbedarf? Im Deutsch- oder Englischunterricht bietet "Patti Cake$" Stoff für eine umfangreiche Figurenanalyse. An eine Beschreibung der anschaulich dargestellten Lebensumstände in einem heruntergekommenen Vorort, wo ständige Geldnot Pattis Leben bestimmt, kann ein Gespräch über ihre Hoffnung auf ein besseres Leben anknüpfen. Tonangebend sind auch Pattis Beziehungen zu ihren Mitmenschen, etwa zu Jheri, der felsenfest an ihr Talent glaubt, oder zu ihrer Mutter, die früher selbst als Sängerin reüssierte und die Musik der Tochter kritisch beäugt. Eine medienkundliche Analyse kann die stilisierten Szenen in den Blick nehmen, die in ihrer Entrücktheit wie Visualisierungen des sprudelnden Innenlebens der Titelfigur wirken – was sich auch ganz direkt in den Song-Texten ausdrückt.

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