England, 1865. Gegen Geld und zusammen mit einem Stück Land wird Katherine, gerade 17, mit dem deutlich älteren Landadligen Alexander verheiratet. Schon in der Hochzeitsnacht zeigt der labile Gatte kein Interesse an der jungen Frau. Katherine hat ihre repräsentativen Pflichten zu erfüllen und sich ansonsten still zu verhalten. Auch das Haus soll sie nicht verlassen. Als der Ehemann wegen eines Grubenunglücks fortgerufen wird, beginnt sie eine kaum verhohlene Affäre mit dem Gutsarbeiter Sebastian. Alexanders Vater Boris, eigentlicher Herr im Haus, kann dieses Verhalten nicht dulden. Katherine vergiftet den Alten mit einem Pilzragout und tötet schließlich auch, zusammen mit Sebastian, den zurückkehrenden Alexander. Mit dem Auftauchen eines vorehelichen Sohnes ihres Mannes und dessen Großmutter nimmt die Handlung eine weitere überraschende Wendung.

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Das intensive Filmdrama beruht auf der Novelle Die Lady Macbeth von Mzensk des russischen Autors Nikolai Leskow aus dem Jahr 1865 und spielt im Titel auf Shakespeares berühmte Tragödie an. Der innere Tumult der Hauptfigur – im Jahr 1934 Stoff für eine aufwühlende Oper des sowjetischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch – lässt sich in William Oldroyds Zum Inhalt: Kammerspiel nur erahnen. In langen, makellos komponierten Kameraeinstellungen ohne musikalische Begleitung (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) zeigt der britische Regisseur stattdessen Katherines neue Welt als ein Gefängnis, dem es zu entkommen gilt. Das tägliche Aufstehen, das Anlegen des Korsetts und das anschließende Warten auf den Ehemann werden zur unerträglichen Routine, die Katherines Handeln zumindest zu erklären vermag. Eine Neuinterpretation bildet die Verlagerung des Schauplatzes (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) nach England sowie die Besetzung zahlreicher Nebenfiguren mit PoC-Darsteller/-innen, die im Subtext auf die britische Kolonialgeschichte verweisen.

Mit der Zum Inhalt: Adaption einer russischen Vorlage liefert der britische Film einen guten Einblick in die Welt des 19. Jahrhunderts. Im Geschichtsunterricht kann untersucht werden, wie die europäische Aristokratie jener Zeit – zwischen Kolonialismus und beginnender Industrialisierung – um ihre Privilegien kämpft. Die damals herrschende Geschlechterordnung wird an der Hauptfigur deutlich sichtbar. So kann in künstlerischen und sozialkundlichen Fächern gefragt werden, wie Katherines Handeln zu bewerten ist. Ist sie tatsächlich eine grausam-eigennützige Lady Macbeth? Oder doch eher ein Opfer der sozialen Umstände?

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