Der deutsche Filmemacher Jakob Preuss trifft den Kameruner Paul Nkamani zufällig in einem Wald vor der spanischen Enklave Melilla, wo dieser mit tausenden anderen Flüchtlingen auf die Chance wartet, nach Europa zu kommen. Preuss recherchiert für seinen nächsten Zum Inhalt: Dokumentarfilm über die europäischen Außengrenzen. Der weltoffene und eloquente Paul eröffnet ihm eine ganz neue Perspektive auf dieses Thema. Als Paul eines Tages plötzlich verschwunden ist, ahnt Jakob, dass er einen der begehrten Plätze auf einem Schlauchboot bekommen hat. Doch die Überfahrt nimmt einen tragischen Ausgang: Die Hälfte der Mitreisenden stirbt, Paul überlebt. Monate später findet Jakob Paul in einem spanischen Abschiebegefängnis wieder. Der Regisseur steht nun vor einer schwierigen Entscheidung: Beschränkt er sich auf die weitere Beobachtung oder unterstützt er Paul aktiv bei seiner Suche nach einem besseren Leben?

Als Paul über das Meer kam, Szene (© Farbfilm Verleih)

Jakob Preuss leitet mit einem sehr persönlichen Zum Inhalt: Voice-Over-Kommentar durch den Film, der seine Subjektivität an keiner Stelle verleugnet. Indem er sowohl die menschlichen Aspekte seines Handelns als auch die Zum Inhalt: Dramaturgie seines Films immer wieder thematisiert, gibt er den Zuschauenden die Möglichkeit, sich zu fragen, wie sie selbst an seiner Stelle gehandelt hätten. Der Zum Inhalt: Regisseur bemüht sich, seinen Protagonisten nicht zum Objekt seiner Erzählung zu machen, sondern ihn als Gesprächspartner ernst zu nehmen. Paul Nkamani nutzt diesen Raum auf souveräne Weise. Er reflektiert die eigenen Motive für die Flucht ebenso genau wie die politisch-emotionale Zwickmühle, in der sein Gegenüber hinter der Kamera steckt. Darf Jakob abwarten und drehen, wenn er instinktiv eingreifen will? Wie weit kann, wie weit muss, wie weit darf die Hilfe gehen?

Nach der Vorführung kann das Verhältnis zwischen Jakob und Paul analysiert werden. In welcher Beziehung stehen beide und wie ändert sich ihr Verhältnis im Verlauf des Films? Wie bewerten die Schüler/-innen die Entscheidung des Regisseurs, vom Beobachter zum Helfer zu werden und sich später wieder hinter die Kamera zurückzuziehen? In den Fächern Gemeinschaftskunde und Politik kann am Beispiel von Pauls Lebensgeschichte diskutiert werden, ob eine Unterscheidung zwischen "politischen" und "wirtschaftlichen" Fluchtursachen realistisch ist. Pauls und Jakobs unterschiedliche Einschätzungen der europäischen Flüchtlingspolitik eignen sich als Ausgangspunkte für eine Gruppendiskussion zum Thema. Schließlich zeigt der Film eindrücklich, wie schwierig es sein kann, sich in Deutschland zu Hause zu fühlen und ermöglicht somit ein Nachdenken darüber, welche Voraussetzungen eine erfolgreiche Integration hat.

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