Als Schüler war der 1990 im norwegischen Tønsberg geborene Magnus Carlsen ein Außenseiter. Körperlich ungeschickt saß der grüblerische Junge oft in sich versunken da. Anders als seine Altersgenossen/-innen begeisterte er sich für Zahlen und lernte binnen kurzer Zeit die Nationalflaggen der Welt auswendig, indem er logische Verknüpfungen zwischen den Mustern herstellte. Sein Vater vermutete deshalb, dass der Sohn ein guter Schachspieler werden könnte – und traf damit ins Schwarze. Schon als 13-jähriger Nachwuchsspieler erhielt Magnus den Rang eines Schachgroßmeisters und erzielte im Spiel gegen den russischen Weltmeister Garry Kasparov ein Remis. 2013 gewann er im Duell gegen Viswanathan Anand die Weltmeisterschaft und verteidigte den Titel im Jahr darauf. Heute trägt Carlsen den klingenden Beinamen "Mozart des Schachs" und gilt vielen als größtes Schachgenie der Gegenwart.

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Die Zum Inhalt: Dokumentation von Benjamin Ree funktioniert zu gleichen Teilen als Porträt von Magnus Carlsen wie auch als Hommage an das "Spiel der Könige". Für die Zum Inhalt: Montage konnte der Regisseur das erstaunlich umfangreiche Videomaterial verwenden, das Carlsens Vater womöglich mit Blick auf eine spätere Verwertung archivierte. Familienvideos, Reisebilder und Mitschnitte von Wettkämpfen kombiniert Ree mit Fernsehinterviews, Statements der Familie und Visualisierungen, die Carlsens Zugang zum Schachspiel aufzeigen. Selbstzweifel und das Streben nach Perfektion sind die Leitmotive des klar strukturierten und unterhaltenden Charakterbilds, das Carlsens Sportkarriere von der Kindheit ins junge Erwachsenenalter nachzeichnet. Den Höhepunkt bildet das Weltmeisterduell gegen Viswanathan Anand, bei dem Carlsens intuitive Spielweise eine tragende Rolle spielt.

Ein Dokumentarfilm ist kein objektives Abbild der Welt, sondern stets eine durch Materialauswahl und Montage arrangierte Konstruktion des oder der Filmschaffenden. Im Fach Deutsch lässt sich deshalb analysieren, welche Perspektive der Film auf seinen Protagonisten einnimmt: Wie prägen die Familienvideos die Aussagekraft und Ästhetik des Porträts? Worin unterscheiden sich private Aufnahmen von konventionellem Archivmaterial wie etwa Interviews? Und mit welchen filmischen Mitteln verdeutlicht Regisseur Ree Carlsens Spielphilosophie? Inhaltlich regt "Magnus" eine Diskussion zu Themen wie Hochbegabung, Berühmtheit und Wettkampf an, verbunden mit der Frage, welche Herausforderungen ein Leben im Rampenlicht mit sich bringt. Dabei ist auch die Rolle der eigenen Familie von Interesse. Hinterfragt werden sollte auch, warum Magnus zum Außenseiter wird und wie er damit umgeht. Nicht zuletzt bietet der Film spannende Einblicke in das Schachspiel, wobei vor allem die verschiedenen Spielweisen von Carlsen und Viswanathan Anand gegenübergestellt werden können.

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