Ein japanischer Bergbauer findet in seinem Bambuswald ein kleines, puppenhaftes Kindchen. Das Findelkind wächst unter seiner Obhut und der seiner Frau in wenigen Monaten zu einem pubertierenden Teenager von strahlender Schönheit heran, der in der malerischen japanischen Bergwelt unbeschwert aufwächst. Doch der ehrgeizige Adoptivvater will seine Tochter vorteilhaft verheiraten und lässt sie zur feinen Dame erziehen, für die Verehrer Schlange stehen. Die aber revoltiert gegen die Traditionen und verschreckt die Kandidaten mit Prüfungen, die sie nicht erfüllen können, sondern als Aufschneider und Betrüger entlarven. Nachdem sie sogar dem Werben des Kaisers widersteht, muss die Prinzessin Kaguya dorthin zurückkehren, woher sie kam, weil sie – trotz oder gerade wegen ihrer Schönheit und Begabung – auf der Erde nicht glücklich werden kann.

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"Die Legende der Prinzessin Kaguya" basiert auf einer der ältesten Sagen Japans. Die vom Mond auf die Erde verbannte Prinzessin, deren Geschichte vor mehr als 1100 Jahren von einem unbekannten Autoren erstmals niedergeschrieben wurde, taucht seitdem regelmäßig in der japanischen Literatur, in Comics und Videospielen auf. Isao Takahata, ein Pionier des japanischen Zum Inhalt: Animationsfilms, legt nun die erste filmische Umsetzung (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) vor. Der inzwischen 79-jährige Mitgründer des berühmten Trickfilm-Studios Ghibli ("Prinzessin Mononoke" , "Das wandelnde Schloss" ) verschafft der uralten Geschichte aktuelle Relevanz, ohne ihren märchenhaften Charakter anzutasten. Insbesondere die Animationen (Glossar: Zum Inhalt: Animationstechniken) sind sensationell. Takahata hat auf die Segnungen der Computertechnik verzichtet und sich stattdessen am federleichten Strich traditioneller japanischer Wasserfarbenzeichnungen orientiert. So ist "Die Legende der Prinzessin Kaguya" nicht nur durch den Verzicht auf die tellergroßen Augen der Figuren denkbar weit entfernt vom gewohnten Stil japanischer Zum Inhalt: Animes. Durch die nähere Betrachtung dieser stilistischen Merkmale lässt sich etwa sehr schön herausarbeiten, wie die lichtdurchfluteten Zeichnungen virtuos zwischen Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung), Stil und Stimmungen wechseln, um die Innenleben der Figuren zu veranschaulichen.

Denn die sind, auch wenn das Hohelied auf das einfache Leben mitunter in den Kitsch abzurutschen droht, durchweg komplex. Die Charaktere, allen voran Kaguya, sind zerrissen zwischen persönlichem Glück und familiärer Verantwortung, zwischen individuellem Ausdruck und gesellschaftlichen Konventionen. Vor allem den Konflikt zwischen Tradition und Moderne arbeitet Takahata in seiner Umsetzung des uralten Stoffes heraus. Außerdem stellt er grundsätzliche Fragen: Was ist wahre Liebe? Welches ist das richtige Leben? Können wir unser Schicksal beeinflussen? Es sind ähnliche Motive, wie sie der Regisseur schon in der berühmten Animationsserie „Heidi“ behandelte. Genau 40 Jahre später hat Isao Takahata mit dieser Parabel auf die Vergänglichkeit der Schönheit und die Hässlichkeit des Materialismus den Kreis geschlossen.

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