Vier Jahre hat die Familie des 14-jährigen Ali, der in einem palästinensichen Flüchtlingslager aufwuchs, nach ihrer Flucht aus dem Libanon in einem Asylbewerberheim verbracht, ehe sie nach Berlin-Kreuzberg zog. Dort sucht Ali Anschluss bei einer Bande arabischer Jugendlicher. Sie verlangen als Mutprobe, in die Wohnung des jüdisch-russischen Weltkriegsveteranen Alexander einzudringen, der über Alis Familie wohnt. Die Jungen verwüsten das Apartment, doch nur Ali wird vom 84-jährigen Alexander erkannt und angezeigt. Da bei einer Verurteilung die Abschiebung der Familie droht, bittet Alis Mutter Alexander um Entschuldigung. Dieser will die Anzeige aber nur zurückzuziehen, wenn Ali das Apartment renoviert.

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Der in Moskau geborene und in Berlin lebende Regisseur verarbeitet in seinem Drehbuch Beobachtungen, die er über das Zusammenleben von Juden und Arabern im Berliner Bezirk Kreuzberg machte. Präzise Milieuschilderungen vermitteln eine authentische Atmosphäre. Diese wird durch den Einsatz der Handkamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) etwa bei der Verwüstung von Alexanders Wohnung verstärkt, die in Zum Inhalt: Parallelmontage mit dessen Ehrung durch den Veteranenverband gezeigt wird. Khasin arbeitet in seinem Langfilmdebüt wiederholt mit Symbolen, die zuweilen etwas plakativ geraten, so Alis verlorener Schuh oder das böse Graffiti "Jude = Nazi", das die Jugendlichen an Alexanders Wand schmieren.

Im Mikrokosmos eines Berliner Multikulti-Kiezes kombiniert der ambitionierte Film eine Fülle von Problemen, die fruchtbare Anknüpfungspunkte für die Filmarbeit bieten. Ali und Alexander repräsentieren nicht nur extreme Kontraste in Religion, Kultur und Generation, sondern liefern mit ihren jeweiligen Vorurteilen auch spannenden Diskussionsstoff für vertiefende Auseinandersetzungen, die einen Lernprozess anstoßen können. Im Sozialkunde-, Religion- und Ethikunterricht kann insbesondere die Beziehung zwischen den beiden Antagonisten analysiert werden, die von gegenseitigem Misstrauen und Hass über das Kennenlernen bis zur Verständigung reicht. Diese mündet am Ende in eine märchenhafte soziale Utopie, als Ali nach dem Tod von Alexander schließlich bei dessen Beerdigung für den einstigen "Erzfeind" das jüdische Totengebet, den Kaddisch, spricht.

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