Kategorie: Filmbesprechung
"Apollo 10 ½: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter"
Apollo 10 ½: A Space Age Childhood
VoD: Animationsfilm über die Mondlandung, erzählt aus der Sicht eines 10-Jährigen Jungen
Unterrichtsfächer
Thema
"Ende der 60er-Jahre in Houston, das war wie Science-Fiction zum Anfassen", erinnert sich Stanley als Erwachsener an seine glückliche Kindheit. Die Metropole im US-Bundesstaat Texas entwickelt sich damals zu einem Zentrum für Zukunftstechnologien. Stanleys Vater arbeitet als Logistiker bei der Raumfahrtbehörde NASA, die in Houston ihre Astronauten (damals ausschließlich Männer) ausbildet, und auch die sechs Kinder der Familie sind fasziniert von der Erkundung des Weltalls. Eines Tages wird Stanley, der in die vierte Klasse geht, auf dem Schulhof für eine geheime Sondermission der NASA angesprochen: Die für die Mondlandung entwickelte Kapsel sei zu klein geraten, deshalb müsse die Expedition zunächst mit einem Kind erprobt werden. Oder träumt Stanley nur von diesem Abenteuer? Während die Welt am 21. Juli 1969 live im Fernsehen Neil Armstrong die ersten Schritte auf dem Mond gehen sieht, fühlt es sich für Stanley so an, als habe er all dies selbst schon erlebt.
Der Zum Inhalt: Animationsfilm "Apollo 10 ½: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter" fängt die Ära zwischen Space Race, Vietnam-Krieg und Hippie-Bewegung mit genauen und lebendigen Details ein. Richard Linklater gilt aufgrund von Werken wie "Dazed and Confused" (USA 1993) oder Zum Filmarchiv: "Boyhood" (USA 2014) als Experte für sogenannte Period Pictures, also Filme mit zeitgeschichtlichen Hintergründen, und hat eine Vorliebe für das Zum Inhalt: Coming-of-Age- Zum Inhalt: Genre. Er selbst wuchs in Houston auf, ließ sich neben eigenen Erinnerungen aber auch von Filmdokumenten aus TV- und Privatarchiven inspirieren. Diese historischen Aufnahmen wurden im Rotoskopie-Verfahren (Glossar: Zum Inhalt: Animationstechniken), das Linklater bereits für "Waking Life" (USA 2001) und "A Scanner Darkly" (USA 2006) genutzt hat, in skizzenhafte Animationen verwandelt. Ein Großteil des Films wurde hingegen als Live-Action mit Schauspieler/-innen vor einem Zum Inhalt: Green Screen gefilmt und anschließend in einem realistischen Stil animiert – in den Sommerfarben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) einer weitgehend glücklichen Kindheit und untermalt von einem Soundtrack (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) zeitgenössischer Rocksongs. Der Zum Inhalt: Voice-Over-Erzähler kommentiert manches in der Rückschau allerdings kritisch, etwa gewaltsame Erziehungsmethoden oder die segregierte Welt der Suburbs.
Der Film bietet sich hervorragend für eine Auseinandersetzung mit der Mondlandung im Unterricht an. Weil "Apollo 10 ½" den Fokus auf Kindheitserfahrungen legt und der Voice-Over-Kommentar die Bedeutung der NASA erläutert, kann der Film auch für Schülerinnen und Schüler mit wenig Vorwissen zur Annäherung an die Thematik dienen. Am Beispiel der Stadt Houston, die sich selbst den offiziellen Spitznamen "Space City" gegeben hat, lässt sich in Englisch und Geschichte diskutieren, wie der Film die gesellschaftspolitische Bedeutung der Raumfahrt in den 1960ern darstellt. (Dies bleibt auf die US-Binnenperspektive beschränkt, der technologische Wettkampf mit der Sowjetunion kommt quasi nicht vor.) Die Rotoskopie-Technik und die Ästhetik der Animationen können im Plenum am Beispiel der Zum Inhalt: Exposition (ab Minute 5:30) analysiert werden. Wie markiert Linklater die Unzuverlässigkeit von Erinnerungen? Hier können die Schülerinnen und Schüler ein Zitat aus dem Film diskutieren: "Du weißt doch, wie das Gedächtnis funktioniert", sagt Stanleys Mutter zu ihrem Mann, nachdem der Junge die Mondlandung vor dem Fernseher verschlafen hat. "Am Ende wird er so oder so denken, er habe alles gesehen."