Wenn der Vollmond hoch am Nachthimmel steht und Landschaften in sanftes Licht taucht, ist man gerne geneigt zu glauben, dass er silbern leuchtet. Doch der kugelförmige Himmelskörper gibt kein eigenes Licht ab. Er wird, genau wie die Erde, vom Licht der Sonne erhellt. Im Weltall gibt es viele Monde, auch wenn wir mit bloßem Auge nur "unseren" sehen können. Jeder dieser Monde, die auch Satellit oder Trabant genannt werden, gehört zu einem bestimmten Planeten (zum Beispiel der Erde oder dem Jupiter), der ihn durch seine starke Anziehungskraft in seiner Umlaufbahn hält. Niemand weiß genau, wie der Erdmond entstanden ist. Heute geht man davon aus, dass vor etwa 4,5 Milliarden Jahren bei einer Kollision der Erde mit einem kleineren Planeten dieser andere Himmelskörper zersprang und auch ein Teil der Erde abbrach. Die Gesteinsbrocken kreisten in der Folge um die Erde, stießen aufeinander und verbanden sich, bis schließlich unsere Mondkugel entstand, die seither Tag und Nacht in einer durchschnittlichen Entfernung von 384.400 Kilometern die Erde in einer ellipsenförmigen Bahn umrundet.

Der Mond ist aufgegangen …

Der Mond ist neben der Sonne der Himmelskörper, der von der Erde aus am besten zu sehen ist – jedenfalls der Teil von ihm, der von der Sonne beleuchtet wird. Je nachdem wie Sonne und Mond zueinander stehen, verändert der Mond aus Sicht der Erdbewohner/innen laufend seine Form. Er benötigt knapp vier Wochen, um die Erde zu umrunden, und genau so lange dauert seine Verwandlung vom Vollmond zum Neumond und wieder zum Vollmond. Da die Erde schneller rotiert als der Mond sieht es für irdische Beobachtende allerdings so aus, als umkreise der Mond unseren Heimatplaneten an einem Tag. Der immer gleiche Zyklus des Mondes steht in vermutlich allen Kulturen sinnbildlich für den ewigen Kreislauf des Lebens. Der Einfluss des Mondes auf die Bewegungen der Ozeane, auf Springfluten und Gezeiten ist erwiesen. Viele Menschen sind außerdem davon überzeugt, dass die Mondphasen sich auch auf unsere Stimmungen auswirken. So werden etwa Schlafstörungen oft auf den Mondzyklus geschoben. In dem Zum Inhalt: Zeichentrickfilm Zum Filmarchiv: "Der Mondmann" (Stephan Schesch, Deutschland Frankreich, Irland 2012)

Der Mond ist aufgegangen … in dem Film "Der Mondmann" (© Neue Visionen Filmverleih)

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erweist sich dieser Phasenwechsel für die Titelfigur als Rettung in der Not. Als Mondmann passt er sich den verschiedenen Formen seines Herkunftsortes an und kann so in der Neumondphase aus dem Gefängnis entkommen, in das er von dem Präsidenten der Erde gesperrt wurde. Regisseur Stephan Schesch spielt dabei auch mit der Tatsache, dass weder Mond noch Mondmann tatsächlich verschwinden. Wenn die Scheinwerfer eines Autos den Mondmann anleuchten, wird er sichtbar. Sonst sieht man ihn nicht.

Der Mondmann und Frau Luna

Die wiederkehrenden Verwandlungen des Mondes faszinieren Menschen seit Jahrtausenden. Bei Vollmond wirken seine Krater und Erhöhungen wie ein Bild: eine Landschaft, ein Gesicht, eine Figur, ein Tier. Kein Wunder, dass sich Tausende von Geschichten um den Mond und seine Bewohner/innen ranken, wobei man heute weiß, dass es auf dem Erdtrabanten weder Luft noch Leben gibt. Römer, Ägypter, Griechen und andere frühe Kulturen verehrten Mondgötter und Mondgöttinnen. Sie thronten am Himmel, boten Schutz und verhalfen - so der Glaube - zu Fruchtbarkeit und Erfolg. Manchmal wurde der Mond als Mann wahrgenommen, manchmal als Frau, gleiches gilt für die Vorstellungen der Mondbewohner/innen. Auch in Märchen und fantastischen Geschichten tragen der Mond oder die dort Lebenden mal weibliche und mal männliche Züge. Dies spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Sprachen wider: DER Mond heißt im Französischen beispielsweise LA Lune, besitzt also die weibliche Form.

Vielfältige Bilder des Himmelswesens

Neugierig und kindlich: die Titelfigur in "Der Mondmann" (© Neue Visionen Filmverleih)

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Die Mondbewohner/innen werden in Geschichten sehr unterschiedlich beschrieben: In Ludwig Bechsteins Das Märchen vom Mann im Mond (1847) wird ein uneinsichtiger Holzfäller zur Strafe auf den Mond verbannt. Eine ähnliche Ausgangssituation findet sich in Gerdt von Bassewitz' Peterchens Mondfahrt (1912). Hier ist der Mondmann allerdings ein grausamer Menschenfresser, dem man lieber nicht im Dunkeln begegnen möchte. Freundlicher ist der Mond in Der kleine Häwelmann (1849) von Theodor Storm: Gutmütig nimmt der Himmelskörper ein Kind, das nicht schlafen kann, auf seinen Strahlen mit in den Himmel. Tomi Ungerer zeichnet in Der Mondmann (1966) einen recht kindlichen Mondbewohner, der neugierig und überaus vertrauensvoll auf der Erde auf Entdeckungsreise geht. Sanftheit und Staunen dieser Figur übertrug Stephan Schesch eins zu eins auf den Filmcharakter, er stellte ihm jedoch mit dem machthungrigen Präsidenten einen Gegenspieler zur Seite, der davon träumt, seinerseits auf den Mond zu fliegen.

Der alte Traum von der Reise ins All

Das Mädchen und sein Hund Laika in "Der Mondmann" (© Neue Visionen Filmverleih)

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Schon in der Stummfilmzeit brachten Filmemacher ihre Science-Fiction-Ideen auf die Leinwand. Fritz Lang beispielsweise schilderte in "Frau im Mond" (Deutschland 1928/29) eine damals noch völlig unmögliche Mondreise in einer Rakete. Und bereits 27 Jahre zuvor schickte der Filmpionier George Méliès in seinem auf einem Roman von Jules Verne basierenden Film "Die Reise zum Mond" (Le Voyage dans la Lune, Frankreich 1902) Wissenschaftler in einer Rakete auf den Erdtrabanten. Sein berühmtes Bild des Mondgesichts, in dessen Mitte die Rakete gelandet ist, greift Stephan Schesch in seinem Zeichentrickfilm auf. Als Tomi Ungerer 1966 sein Bilderbuch Der Mondmann veröffentlichte, war noch kein Mensch auf dem Mond gelandet, allerdings war die Raumfahrt schon merklich fortgeschritten. Die Sowjetunion hatte 1957 die Hündin Laika in einer Rakete in die Erdumlaufbahn geschossen – auch ihr setzt Stephan Schesch im Film ein kleines Denkmal. Vier Jahre später umrundete der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch in einem Raumschiff die Erde. 1969 schließlich betrat mit dem US-Amerikaner Neil Armstrong der erste Mensch den Mond. Seine legendären Worte "Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit" werden im Film "Der Mondmann" vom Präsidenten der Erde gleich mehrfach variiert, um im Vorhinein die Bedeutung seiner geplanten Reise zum Mond zu betonen – ein klarer Seitenhieb des Regisseurs auf Machtgelüste und Eroberungsträume der Großmächte.

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