Kategorie: Filmbesprechung
"Aufbruch zum Mond"
First Man
Biopic über Neil Armstrong, der 1969 als erster Mensch den Mond betrat
Unterrichtsfächer
Thema
Im Juni 1962 bewirbt sich der NASA-Testpilot Neil Armstrong für das Raumfahrtprogramm Gemini. Nach dem Krebstod ihrer zweijährigen Tochter im Jahr zuvor hoffen Neil und seine Frau Janet auf einen "neuen Start". Tatsächlich erweist sich der stille, zurückhaltende Mann als hervorragend geeignet für die bemannte Raumfahrt. Seine wissenschaftliche Expertise, seine Nervenstärke und hartes Training prädestinieren ihn bald für das Mondlandungsprogramm Apollo. Nach mehreren Fehlanläufen ist es am 16. Juli 1969 soweit: Die drei Astronauten Neil Armstrong, Edwin "Buzz" Aldrin und Michael Collins starten vom Kennedy Space Center in Florida aus zur ersten bemannten Mondmission. Zuvor allerdings zwingt Janet ihren verschlossenen Gatten zu einem Gespräch, vor dem Neil noch mehr Angst zu haben scheint als vor seiner Mission: Der Astronaut muss seine beiden Söhne auf die Möglichkeit vorbereiten, dass er von seiner gefährlichen Reise ins All nicht zurückkommt.
Nach Raumfahrtabenteuern wie "Apollo 13" (1995) ist "Aufbruch zum Mond" der erste Film, der die epochale Mondlandung im Jahr 1969 selbst zum Thema hat. Im Vordergrund stehen die lange Vorbereitungszeit und die Persönlichkeit des später als "erster Mann auf dem Mond" weltberühmten Neil Armstrong. Auf Grundlage der Armstrong-Biografie First Man von James R. Hansen schildert der Film die vielen Entwicklungsphasen von ersten Simulationen und Testflügen, die zum Teil Todesopfer fordern, bis hin zur späteren Mondlandefähre Apollo 11. Einen starken Eindruck hinterlassen insbesondere die Testflüge mit heute archaisch wirkendem Gerät: Eine extrem wackelige, oft subjektive Handkamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen und Zum Inhalt: Subjektive Kamera) und eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound-Design) vermitteln einen physischen Eindruck von der enormen technischen und körperlichen Anstrengung eines Weltraumflugs. Das majestätische Schweben im All, wie man es vor allem aus Zum Inhalt: Science-Fiction-Filmen kennt, hat mit dieser Realität wenig zu tun. In einer elliptischen (Glossar: Zum Inhalt: Elliptische Struktur) und bisweilen melancholischen Erzählweise beleuchtet der Film zwischendurch immer wieder das menschliche Drama um eine Familie vor ihrer schwersten Belastungsprobe.
Mit dem Fokus auf die technischen und menschlichen Dimensionen der Raumfahrt verweist "Aufbruch zum Mond" politische oder philosophische Aspekte des Themas auf einen Nebenplatz. Dennoch werden die historischen Begleitumstände wie der Vietnam-Krieg und die Bürgerrechtsbewegung immerhin benannt, so dass sie im Geschichts- oder Politikunterricht eingeordnet werden können. Welche Rolle spielte etwa die Systemkonkurrenz zur Sowjetunion im Kalten Krieg? Und hatte der schwarze Musiker Gil Scott-Heron recht, wenn er in seinem Song Whitey on the Moon (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) die Mondlandung als teure Geldverschwendung privilegierter Weißer kritisierte? In diesem Zusammenhang kann diskutiert werden, welches Bild der Film von der wissenschaftlichen Welt zeichnet – vor allem auch in Bezug auf die Rollen von Frauen und Afroamerikaner/-innen. Im Physikunterricht können die technischen Grundlagen und wissenschaftlichen Erkenntnisse des Unternehmens herausgearbeitet werden. In der filmästhetischen Auseinandersetzung lässt sich die "postheroische" Erzählhaltung diskutieren, die auf offen patriotische Gesten wie das Setzen der US-Flagge verzichtet, in Armstrongs stillem Heldentum aber dennoch ein Objekt klarer Bewunderung findet.