Deutschland 1942: Der 13-jährige Ernst Lossa, Sohn eines fahrenden Händlers und Angehöriger der Jenischen (einer Volksgruppe, die früher häufig mit Sinti und Roma gleichgesetzt wurde), kommt in die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee, weil er als „nicht erziehbar“ gilt. Der Leiter Dr. Veithausen erweckt anfangs den Anschein, als läge ihm das Schicksal der Kinder am Herzen. Doch bald begreift Ernst, der dem Pflegepersonal und dem Hausmeister hilfreich zur Hand geht, dass in der Anstalt schreckliche Dinge passieren: Geistig und körperlich behinderte oder psychisch kranke Patienten und Patientinnen werden dort nämlich getötet. Mit der Pflegerin Edith Kiefer kommt eine Verfechterin der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Politik in die Klinik. Und auch Veithausen erweist sich zunehmend als Erfüllungsgehilfe der mörderischen Anweisungen aus Berlin.

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"Nebel im August" beruht auf Robert Domes’ gleichnamigem Tatsachenroman (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) und erzählt die letzten Lebensjahre Ernst Lossas. Der Junge wurde 1944 Opfer der nationalsozialistischen Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik. Mit seiner stilisierten Zum Inhalt: Inszenierung, besonders auffällig in der stimmungsvollen Lichtsetzung (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung), die die unheilvolle Atmosphäre in der Anstalt unterstreicht, ist der Film ein gutes Beispiel für das neue deutsche Geschichtskino. Bei den Rollenbildern setzt "Nebel im August" auf klare Antagonismen. Sebastian Koch als Dr. Veithausen, der ebenfalls von einer historischen Figur inspiriert ist, und Henriette Confurius als Schwester Edith treten als Widersacher des jungen Helden auf. Mit dieser dramaturgischen Entscheidung macht Regisseur (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Kai Wessel die moralischen Konflikte, in denen sich die fürsorgliche Schwester Sophia auf die Seite des Jungen schlägt, nachvollziehbar. Ernst fungiert als Identifikationsfigur für ein jugendliches Publikum, das durch die emotionalisierende Inszenierung Zugang zum lange verschwiegenen Thema „Euthanasie im Nationalsozialismus“ erhält.

Ausgehend von "Nebel im August" können im Unterricht filmspezifische Fragen und der geschichtliche Hintergrund des Falls Ernst Lossa behandelt werden. Ein stichprobenartiger Vergleich von literarischer Vorlage und Film bietet sich hier als Einstieg an: "Nebel im August" beruht auf einem populären Tatsachenroman, der wiederum auf historischen Dokumenten basiert. Wie verfährt der Film (sowie das Buch von Robert Domes) mit dem überlieferten Wissen? Um den Film und das Schicksal des jungen Ernst besser einordnen zu können, ist zudem eine Beschäftigung mit dem Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten, dem im Dritten Reich etwa 200.000 Menschen zum Opfer fielen, nötig. Anhand der fiktiven Figur der Schwester Edith lässt sich herausarbeiten, mit welchen Argumenten die systematische Ermordung von Kranken und Behinderten gerechtfertigt wurde. Sozialhistorisch ist auch die Volksgruppe der Jenischen interessant, besonders hinsichtlich der ethnischen und kulturellen Unterschiede zu den Roma und Sinti.

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