Ohne Ton im Film keine Zum Inhalt: Musik im Film. Ohne Tonfilm kein Zum Inhalt: Filmmusical. Fast folgerichtig also, dass die Ära des Tonfilms mit einem Musical beginnt. "Der Jazzsänger" aus dem Jahre 1927 gilt als erster abendfüllender Tonfilm, ist aber genau betrachtet eine Mogelpackung: Zwar begleiten neun Songs den Aufstieg des jüdischen Sängers Jakie Rabinowitz zum Broadway-Star, doch der Rest des Films ist eigentlich noch ein Zum Inhalt: Stummfilm mit Zwischentiteln.

Dennoch leitet der große Publikumserfolg von "Der Jazzsänger" das abrupte Ende des Stummfilms ein. Die Hollywood-Studios stürzen sich mit Vehemenz auf das neue Genre und filmen nahezu jedes verfügbare Bühnenmusical ab. Erst jedoch "The Broadway Melody" wird 1929 zum ersten "all dancing all singing all talking" Filmmusical, so wird der Film damals von seinem Studio MGM beworben – und gewinnt prompt den Oscar als bester Film des Jahres.

Mit "The Broadway Melody" sind die Grundzüge des Genres bereits ausgebildet und die entscheidenden Elemente vorhanden, vor allem natürlich die Gleichberechtigung von Gesang und Musik, Tanz und Schauspiel. Zudem ist die Musik – in Abgrenzung zum Musikfilm, der oft als fiktive oder historische Musiker/-innenbiografie daherkommt – im Normalfall nicht Teil der Story: Die von den Protagonist/-innen gesungenen Songs dienen vielmehr zuvorderst dazu, die Gefühle der Figuren auszudrücken, und damit die Handlung entscheidend voranzutreiben. Das Broadwaymusical, das seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert von New York aus als glamouröses Bühnenspektakel Maßstäbe setzte, und der Film, die von Hollywood dominierte weltweit populäre Unterhaltungskunst, haben glücklich zueinander gefunden.

Es ist die erste und die kommerziell erfolgreichste Ära des Genres. "The Broadway Melody" führt 1929 die Liste der umsatzstärksten Filme in Nordamerika an – gefolgt von vier weiteren Musicals. Daraufhin produzieren die Hollywood-Studios im Jahr 1930 mehr als 100 Filmmusicals. Und nahezu überall auf der Welt werden nun Musicals gedreht. In Deutschland begeistern sich die Massen für heimische Zum externen Inhalt: Tonfilm-Operetten (öffnet im neuen Tab) wie "Die Drei von der Tankstelle" (1930) oder "Der Kongress tanzt" (1931), die allerdings auf Tanznummern verzichten. Bald jedoch führen eine Übersättigung des Marktes und die Weltwirtschaftskrise zu dramatischen Umsatzeinbrüchen und dem ersten Tod: Schon 1931 entstehen in den USA nur noch 14 Musicals, und Kinos versuchen das Publikum mit dem Leuchtschriften-Hinweis "kein Musical" zu locken. Diese Krise dauert allerdings nur wenige Jahre. Zur Rettung des Genres schreiten zwei legendäre Persönlichkeiten der Filmgeschichte: Busby Berkeley und Fred Astaire.

Die Goldene Ära des Hollywood-Musicals

Choreographie-Autodidakt Berkeley heuert 1933 bei Warner Brothers an. Für "Die 42. Straße" entwirft er Tanz Zum Inhalt: szenen, wie man sie noch nicht gesehen hat – unterstützt von einer technischen Neuerung: Weil die Songs schon vor den Filmaufnahmen eingespielt werden, können Berkeley und Regisseur Lloyd Bacon die Kamera aus ihrer schalldichten Kammer befreien: In aufwändigen, teils mithilfe des damals noch neuen Kamerakrans gefilmten Zum Inhalt: Fahrten folgt sie den Sänger/-innen und Tänzer/-innen auf ihrem Weg durch den Set. Eine Sensation, die den Film zum Überraschungserfolg macht. Von nun ist die Bühnensituation aufgehoben, die Filmmusicals zuvor immer ein wenig wie abgefilmte Broadway-Aufführungen wirken ließ. Stattdessen inszeniert Berkeley immer gewaltigere Tanzszenen mit immer gewagteren Zum Inhalt: Kameraperspektiven und immer mehr Tänzerinnen, deren Geometrie er am liebsten aus der Zum Inhalt: Aufsicht filmen lässt. Ein bis heute beeindruckender Höhepunkt ist "Parade im Rampenlicht" (1933) mit seinem "menschlichen Wasserfall".

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Fred Astaire setzt dagegen tänzerisch neue Akzente: Der bereits auf der Theaterbühne erfolgreiche Darsteller feiert seine Leinwandpremiere 1933 in "Flying Down to Rio" . Zum ersten Mal tanzt er hier zusammen mit Ginger Rogers – neun weitere gemeinsame Filme machen die beiden zum Traumpaar des klassischen Hollywood-Musicals, dessen größte Stunde in "Ich tanz’ mich in dein Herz hinein" (1935) kommt: Zur Musik von Irving Berlin, darunter der Evergreen "Cheek to Cheek", schweben Rodgers und Astaire durch die Kulissen.

Astaires Tanzstil zeichnet sich bei aller technischen Finesse und Kreativität durch eine spielerische Leichtigkeit und Eleganz aus. Im Gegensatz dazu steht der ungleich kraftvollere Stil seines Nachfolgers Gene Kelly, der nicht nur in Zum Filmarchiv: "Du sollst mein Glücksstern sein" (1952) in der vielleicht berühmtesten Musical-Szene der Filmgeschichte zu "Singin’ in the Rain" energisch in die Pfützen tritt. In der aufwändigsten Musical-Produktion der 1930er-Jahre Zum Filmarchiv: "Der Zauberer von Oz" (1939) spielt allerdings keiner der beiden, aber für all die Filme dieser Goldenen Ära des Genres gilt: Sie bieten nicht nur Eskapismus, eine Flucht vor der oft bitteren Realität der Depressionszeit, sondern strahlen einen Optimismus, ein Vertrauen in die Moderne und damit den American Way of Life aus, der erfolgreich in die ganze Welt exportiert wird.

Treibende Kraft der Popkultur

Prägend für das US-Musical der 1940er- und 1950er-Jahre ist auch Regisseur Vincente Minnelli, der unter dem Dach von MGM sowohl mit Astaire ("Vorhang auf!" , 1953) als auch mit Kelly ("Ein Amerikaner in Paris" , 1951), vor allem aber mit Judy Garland ("Heimweh nach St. Louis" , 1944) zusammenarbeitet. Seine erste Regiearbeit sticht aus einem anderen Grund heraus: "Ein Häuschen im Himmel" (1943) ist neben "Die Tänzer auf den Stufen" (1943) eines der wenigen Hollywood-Musicals der klassischen Studioära mit ausschließlich afroamerikanischen Hauptdarsteller/-innen. In beiden Filmen stand Lena Horne vor der Kamera.

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Ebenso wichtig wie die Leinwandstars sind die Kreativen hinter den Kulissen, die den Sound der Zeit prägen. Denn der Erfolg von Musicals steht und fällt mit der Musik. Die Songs, die Komponisten wie Irving Berlin oder Cole Porter für Musicalverfilmungen wie "Annie Get Your Gun" (1950) oder "Kiss Me, Kate" (1953) schreiben, werden zu Radiohits – auch weil sie geschickt die aktuellen Trends der populären Musik aufgreifen und vor allem den Jazz integrieren. Musicals sind zu jener Zeit die treibende Kraft der Popkultur.

Masala-Filme – opulente Musicals aus Indien

Dies trifft noch heute für Indien zu. Die Hits im Radio und die Songs, die bei Partys laufen, stammen nahezu ausschließlich aus Kino- Zum Inhalt: Blockbustern – und zwar nicht nur aus der Traumfabrik Bollywood in Mumbai, sondern auch aus den anderen großen Filmproduktionsstandorten in Chennai, Hyderabad oder Bengaluru. Die sogenannten Masala-Filme wie Zum Filmarchiv: "Om Shanti Om" (2007), die oft das Musical mit anderen Genres mixen, dauern nicht nur in der Regel länger als drei Stunden, sondern enthalten meist mindestens sieben Songs. Die Musikszenen, meist visuell umgesetzt mit Massenchoreografien, werden im abgelegensten Dorfkino gefeiert, die Hits bleiben auf jeder Hochzeit unverzichtbar. Eine einzigartige Musical-Kultur, die sich aber zusehends verliert, weil auch in Indien die Kinos zu kämpfen haben gegen Videopiraterie, Streaming und andere Entertainmentmöglichkeiten. Bollywood selbst produziert immer weniger Musicals, die erfolgreichen Masala-Filme kommen aktuell aus Südindien.

Aber nicht nur in den USA oder Indien, auch in Ländern wie Japan, Korea oder Argentinien entstehen reiche Filmmusical-Traditionen. In Frankreich erneuern die Filmemacher/-innen der Zum externen Inhalt: Nouvelle Vague (öffnet im neuen Tab) das Genre, indem sie die Künstlichkeit der von ihnen verehrten Hollywood-Musicals mit dem Alltagsleben der jungen Generation verbinden – allen voran Jacques Demy mit Zum Filmarchiv: "Die Regenschirme von Cherbourg "(1964). Und auch in den sozialistischen Staaten werden Musicals gedreht. So begründet der sowjetische Regisseur Grigori Alexandrow 1931 mit "Lustige Burschen" seinen Ruf als Spezialist für Musicalkomödien. In der DDR produziert die DEFA mit "Heißer Sommer" (1968) in den Zeiten des Kalten Kriegs einen Musical-Hit. In Westdeutschland herrschen dagegen biedere Zum externen Inhalt: Schlagerfilme (öffnet im neuen Tab) vor.

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Musicals als Einzelstücke

In den USA verliert das Musical schon in den 1950er-Jahren seinen prägenden Einfluss auf die Massenkultur. Der Rock’n’Roll verändert alles, die jungen Menschen wenden sich ab, das Musical feiert auf der großen Leinwand nur noch sporadisch Erfolge, müht sich aber weiterhin, den Zeitgeist aufzugreifen. Elvis Presley wird zum Star inhaltlich durchgehend belangloser Musikfilme. In England werden die Beatles die Stars ihrer eigenen Filme. Und selbst die Hippies mutieren in "Jesus Christ Superstar" (1973) und "Hair" (1979), also eher verspätet nach dem Summer of Love 1967, noch zu Leinwandhelden.

Seitdem ist das Filmmusical ein vergleichsweise seltener, aber gern gesehener Gast im Kino, ein nicht mehr dominierendes, aber immer wieder aufgegriffenes Genre, das sich selbst immer wieder verwandelt, um zu überleben, an andere Genres andockt und später viel vom Musikfernsehen lernt. Dabei werden oft Bühnenmusicals verfilmt wie Zum Filmarchiv: "West Side Story" (1961) mit der Musik von Leonard Bernstein und den bahnbrechend modernen Choreographien von Jerome Robbins, "My Fair Lady" (1964), "Meine Lieder – meine Träume" (1965), "Anatevka" (1971), "Cabaret" (1972) oder "Evita" (1996), die allesamt mit Oscars ausgezeichnet werden. "The Rocky Horror Picture Show" (1975), ebenfalls die Adaption eines Bühnenstücks, avanciert dagegen zum schrillen Kultfilm. Aber auch originär fürs Kino geschriebene Musicals wie (2001) werden vereinzelt produziert. Parallel dazu entwickelt Hollywood immer wieder Zum externen Inhalt: Tanzfilme (öffnet im neuen Tab) wie "Saturday Night Fever" (1977), Zum Filmarchiv: "Grease" (1978) oder "Dirty Dancing" (1987), die aktuelle musikalische Trends wie die Disco-Welle aufgreifen. Und regelmäßig wird in sogenannten Jukebox-Musicals das "Archiv" der größten Acts der Popgeschichte geplündert, am erfolgreichsten durch "Mamma Mia!" (2008) mit den Hits von ABBA.

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Animierte Musicals

Eine eigene, relativ ungebrochene Traditionslinie bildet das Subgenre des Zum Inhalt: Animationsfilm-Musicals, das vornehmlich von den US-amerikanischen Walt Disney Studios gepflegt wird. Schon in seinem Leinwanddebüt "Steamboat Willie" (1928) darf Mickey Mouse pfeifen und singen. Später feiern seine Kolleg/-innen weltweite Erfolge in Zum Inhalt: gezeichneten Musicals wie dem wegweisenden Zum Filmarchiv: "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (1937), Zum Filmarchiv: "Das Dschungelbuch" (1967), "Arielle, die Meerjungfrau" (1989), (1994) oder in neuerer Zeit in Zum Inhalt: Computeranimationsfilmen wie "Die Eiskönigin – völlig unverfroren" (2013) und dessen Fortsetzung Zum Filmarchiv: "Die Eiskönigin II" (2019). Von "Schneewittchen" bis "Der König der Löwen" führen dabei die Disney-Animationsfilme fast ausnahmslos die Box-office-Listen der Kinojahrgänge an.

Unabhängig vom Dauererfolg der Disney-Filme und anderer animierter Musical-Blockbuster ist seit einigen Jahren eine neue, noch zarte Renaissance des Filmmusicals zu beobachten. Auf den überraschenden kommerziellen und künstlerischen Erfolg des sechsfachen Oscar-Gewinners Zum Filmarchiv: "La La Land" (2016) folgten Filme wie "Greatest Showman" (2017), Zum Filmarchiv: "Tick, Tick… Boom! "(2021), Zum Filmarchiv: "Annette" (2021) und unlängst Steven Spielbergs Remake von Zum Filmarchiv: "West Side Story" (2021). Ein neuer Fred Astaire mag nicht in Sicht sein, aber das Filmmusical scheint, nun bald ein Jahrhundert alt, immer noch sehr lebendig.

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