Kategorie: Hintergrund
Vorschläge für die praktische Filmarbeit zum Thema "Wahlwerbung"
Schülerinnen und Schüler werden in ihrer Medienrezeption ständig mit Politik konfrontiert und lernen dabei eine Bandbreite von verschiedenen Inszenierungsformen kennen. Ausgehend von Filmbeispielen und medialen Formaten, die das Dossier für die rezeptive Filmarbeit vorstellt, können sie an die Filmpraxis herangeführt werden.
Politische Akteure und Akteurinnen setzen in ihrer Selbstinszenierung bereits seit Jahrzehnten und mit dem Durchbruch des Internets potenziell noch stärker auf audiovisuelle Medien. Politiker/-innen kennen die Wirkung bewegter Bilder sehr genau und überlassen in den Imagefilmen oder Wahlwerbespots ihrer Parteien nichts dem Zufall. Selbstdarstellung, Meinungsbildung oder auch Propaganda können durch filmische Inszenierungen kalkuliert gesteuert werden.
Filmbilder kritisch sehen lernen
Gerade auf Jugendliche haben Filme eine identitätsstiftende Wirkung und leisten somit auch einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung. Deshalb ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler dieser Steuerung durch Filmbilder kritisch begegnen und ihren manipulativen Anteil entlarven können. Um diese Kritikfähigkeit auszubilden, eignet sich die Methode der klassischen Zum externen Inhalt: Filmanalyse (öffnet im neuen Tab). Im Rahmen einer Beschäftigung mit Wahlkampf und Wahlwerbung können verschiedene Imagefilme der Parteien unter formalen und inhaltlichen Aspekten analysiert werden, um den Zusammenhang zwischen Inszenierung und politischer Aussage zu verdeutlichen.
Medienkompetenz durch praktische Filmarbeit
Neben der Filmanalyse gibt es eine weitere Möglichkeit, die Grammatik eines Films zu durchschauen: die Produktion eigener Filme. Durch die Kombination von filmrezeptiven und filmpraktischen Übungen wird die medienpädagogische Forderung eingelöst, die Einbahnstraße zwischen Sender und Empfänger aufzuheben. Gerade durch die Verbreitung digitaler Endgeräte und ihre nahtlose Anbindung ans Internet sind die Zugänge zum Medium Film für Jugendliche vielfältiger geworden. Ein entscheidender Vorteil eröffnet sich jetzt in der unkomplizierten Möglichkeit zum aktiven Produzieren und Verbreiten von Filmen. Davon machen Schüler/-innen in ihrer Freizeit regelmäßig Gebrauch. Sie sind heute fast flächendeckend mit digitalen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets ausgestattet, die als ständige Begleiter immer verfügbar sind. Die Geräte haben digitale Kameras und Apps, mit denen man nicht nur Bilder fotografieren und bearbeiten, sondern auch kurze Filme drehen, Zum Inhalt: schneiden und veröffentlichen kann.
Filmpraktische Übung: Wahlwerbespot für ein Klassensprecher-Team
Praktische Filmaufgaben zu politischen Themen können zum Beispiel eine inszenierte TV-Debatte, ein Wahlwerbespot für eine fiktive Partei, ein Erklärvideo zu einem politischen Thema oder eine Spielfilmszene mit einem politischen Setting sein. Im Folgenden soll als exemplarische Aufgabenstellung erläutert werden, wie Schülerinnen und Schüler einen Wahlwerbespot für ein Klassen- oder Schulsprecherteam erstellen können.
Erste Arbeitsphase: Planung
Filmarbeit im Unterricht gliedert sich generell in vier Hauptbereiche. Die Vorproduktion (pre-production), die Produktion (Dreharbeiten), die Zum Inhalt: Postproduktion und die Präsentation.
In der Phase der Vorproduktion werden Clips verschiedener Parteien auf den einschlägigen Videoportalen angeschaut und mit Hilfe der oben erwähnten Filmanalyse untersucht. Die Zum Inhalt: Bildsprache und ihre beabsichtigte Wirkung werden herausgearbeitet und für das eigene Produkt festgehalten. Dabei können sich folgende übereinstimmende Merkmale von Wahlwerbespots ergeben:
Die Länge des Spots beträgt höchstens 90 Sekunden.
Bei Imagefilmen werden oft Rahmenhandlungen oder einleitende Fragestellungen benutzt, um Erzählabschnitte zu strukturieren.
Es werden Zum Inhalt: dokumentarische Stilmittel eingesetzt, damit der Film authentisch wirkt. Das bedeutet in der Regel auch den Verzicht auf offensichtliche Montage-Stilmittel wie Zum Inhalt: Blenden oder Filter.
Die Videos sollen informieren, aber auch unterhalten und einen Spannungsbogen aufweisen. Menschen agieren als Hauptdarsteller/-innen, die etwas erleben, was sie verändert – mit Herausforderungen, Hindernissen und Emotionen.
Nicht nur die Geschichte, sondern auch die bewegten Bilder folgen einer inneren Dramaturgie. Diese zeichnet sich durch eine Abwechslung in der Bildsprache, also Zum Inhalt: Einstellungsgrößen, Zum Inhalt: Kameraperspektiven, Schnittrhythmen sowie durch den Einsatz von Zum Inhalt: Atmo/Tongestaltung und Zum Inhalt: Musik aus.
Ein vertrauensbildender Imagefilm behandelt auch kritische Themen. Ein reflektierter Umgang mit Problemen trägt zu einer glaubwürdigen Kommunikation bei.
Die Phase der Vorproduktion endet mit der Ausarbeitung der filmischen Idee in einem Zum Inhalt: Storyboard und Zum Inhalt: Drehbuch. Hier ist zu beachten, dass die Handlung mit Blick auf den Ausgang entwickelt wird: Wie lautet die Kernaussage?
Anschließend wird die Produktion geplant und vorbereitet. Dazu werden organisatorische Aufgaben und Rollen (Darsteller, Kamera, Ton, Regie etc.) verteilt, Zum Inhalt: Drehorte gesucht, Termine abgestimmt und eine Checkliste mit benötigten Materialien und Geräten erstellt.
Wichtig: Um den Film der breiten Öffentlichkeit vorzuführen, müssen alle Rechte geklärt sein. Haben die abzubildenen Personen ihr Einverständnis gegeben und ist die Zum Inhalt: Musik lizenzfrei? Dann kann der eigene Wahlwerbespot auch im Internet in ein Videoportal oder auf einem eigenen Webblog hochgeladen werden.
Zweite Arbeitsphase: Vorbereitung und Durchführung des Drehs
Im Bereich der Produktion wird mit den digitalen Endgeräten (Smartphone oder Tablet) der Jugendlichen gedreht. Bevor die Aufnahme beginnt, machen sie sich mit den gerätespezifischen Funktionen vertraut und beachten einige technische Aspekte:
Der Akku sollte geladen sein und es muss genügend freier Speicherplatz für die Filmclips zur Verfügung stehen.
Der Speicherort der Aufnahmen im Gerät sollte bekannt sein.
Der Flugmodus wird eingeschaltet, damit keine Anrufe oder Nachrichten während der Aufnahmen stören. Dies gilt auch für die Mobiltelefone der Beteiligten, so dass Störungen der Audiospur vermieden werden.
Die internen Mikrofone der Geräte haben keine Richtwirkung. Sie nehmen alles auf, auch störende Hintergrund- oder Windgeräusche. Falls vorhanden, lieber ein externes Zusatzmikrofon anschließen. Für Sprachaufnahmen oder Interviews sind sogenannte Lavalier-Mikrofone empfehlenswert. Wichtig ist, dass der Stecker zum Geräteanschluss passt.
Es sollte ausreichend Zum Inhalt: Licht (Tageslicht) vorhanden sein. Geringe Lichtmengen lassen die Bilder unscharf und kontrastarm erscheinen. Bei Bedarf kleine LED-Zusatzleuchten verwenden, in keinem Fall sollte gegen die Lichtquelle gefilmt werden.
Die automatische Fokus- und Belichtungsfunktion muss abgeschaltet werden, wenn bei Zum Inhalt: Kamerabewegungen durch das ständige Nachjustieren Schwankungen in der Bildschärfe und -helligkeit auftreten.
Die Geräte sind sehr leicht und erschweren dadurch eine ruhige Bildfolge. Zur Stabilisierung der Kameraführung kann eine Gerätehalterung mit einem angeschraubten Stativ verwendet werden. Alternativ kann das Gerät möglichst nah am Körper abgestützt werden.
Die Kamera wird beim Dreh immer horizontal ausgerichtet. Das entspricht dem menschlichen Blickfeld und nutzt das volle Querformat beim Abspielen.
Vor dem eigentlichen Dreh unbedingt eine Testaufnahme zur Überprüfung aller Einstellungen machen und gegebenenfalls Korrekturen durchführen.
In der Phase der Filmproduktion ist von allen Beteiligten ein hohes Maß an Teamwork, Koordinationsfähigkeit und Kommunikationsbereitschaft gefragt.
Dritte Arbeitsphase: Postproduktion
In der Postproduktion werden die Daten auf einen Rechner übertragen und in einem digitalen Filmschnittprogramm bearbeitet. Für diesen Kopiervorgang gibt es mehrere Lösungen, die jeweils von der technischen Ausstattung der beteiligten Geräte abhängen. Am einfachsten ist es, eine Verbindung über das mitgelieferte USB-Datenkabel aufzubauen. Wenn beide Geräte über Bluetooth-Schnittstellen verfügen, kann der Kopiervorgang auch drahtlos erfolgen. Eine weitere Option ist es, die eingebaute Speicherkarte mit einem Kartenlesegerät am Rechner auszulesen.
Beim Filmschnitt, auch Zum Inhalt: Montage genannt, werden die gedrehten Clips ausgewählt und in eine sinnvoll strukturierte Reihenfolge gebracht. Außerdem werden sie mit Musik oder Geräuschen unterlegt, mit einem Zum Inhalt: Vor- und Abspann versehen und abschließend in ein universelles Dateiformat exportiert. Mit Hilfe eines digitalen Schnittprogramms ist dies heute problemlos und kostengünstig mit fast jedem Computer möglich. Die genaue Handhabung kann den Handbüchern der Hersteller oder Internet-Tutorials (z.B. auf YouTube) entnommen werden.
Gründliche Schnittarbeit braucht viel Zeit. Doch der Einsatz lohnt sich, denn an dieser Stelle bekommt das Video seine filmische Kontinuität und Dramaturgie. Erst wenn unbeteiligte Zuschauende diesen strukturierten Ablauf verstehen, ist der Film erfolgreich geschnitten.
Vierte Arbeitsphase: Präsentation
Zu jedem Filmprojekt gehört eine Premiere. Dafür bietet sich eine Präsentation im eigenen Kurs oder – nach Klärung sämtlicher Rechte – auf einer Veranstaltung in der Schule an. Falls sämtliche Bild- und Tonrechte vorliegen, kann der Clip im Internet hochgeladen werden. Wer den Vergleich mit anderen Filmen sucht, reicht ihn bei einem Jugendfilm-Wettbewerb ein.
Weiterführende Links
- External Link bpb: Bundestagswahl 2017 – Massenmedien und Wahlkampf
- External Link bpb: Wahlwerbespots analysieren
- External Link bpb: Amerikanisierung der Wahlkämpfe
- External Link In sieben Schritten zum eigenen Film
- External Link Free MP3 of the Day (Angebot mit lizenzfreier Musik)
- External Link Free Music Archive (Angebot mit lizenzfreier Musik)
- External Link ccmixter (Angebot mit lizenzfreier Musik)