Die mehrfach preisgekrönte Spielfilmtrilogie der ARD behandelt die rassistische Mordserie der Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU). Zwischen 2000 und 2007 erschoss der NSU in verschiedenen deutschen Städten acht türkischstämmige und einen griechischstämmigen Kleinunternehmer sowie eine deutsche Polizistin. Die drei TV-Filme können für sich allein stehen, ergänzen sich aber sinnvoll und entfalten gemeinsam eine stärkere Kraft. Das Besondere daran ist, dass sie das Geschehen aus drei Perspektiven darstellen: Täter, Opfer und Ermittler. Die Idee dazu hatte die Produzentin Gabriela Sperl. Zum Inhalt: Schlüsselszenen wie der erste heimtückische Mord an Enver Şimşek, der am Ende von Teil 1 und zu Beginn von Teil 2 gezeigt wird, oder Zum Inhalt: dokumentarische Aufnahmen der Gedenkfeier im Februar 2012 mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Teil 2 und 3 dienen dabei als verbindende Elemente.

Die Täter – Heute ist nicht alle Tage: Uwe M., Beate und Uwe B. sind eine verschworene Gemeinschaft.

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Eine Geschichte, drei Perspektiven

Der erste Film "Die Täter – Heute ist nicht alle Tage" von Zum Inhalt: Drehbuchautor Thomas Wendrich und Regisseur Christian Schwochow erzählt, wie die 15-jährige Beate Zschäpe – überzeugend gespielt von Anna Maria Mühe – 1990 in Jena die Schule verlässt, arbeitslos wird, eine Ausbildung macht und über ihren Cousin Stefan Rechtsextremisten kennenlernt. Sie verliebt sich erst in den Neonazi Uwe Mundlos und bandelt später mit seinem vorbestraften Gesinnungsgenossen Uwe Böhnhardt an. Das Trio bestärkt sich in seinem Hass auf Migranten und Migrantinnen, Andersdenkende und den Staat, radikalisiert sich, beschafft sich Waffen und Sprengstoff. Als die Polizei 1998 Rohrbomben in einer von Zschäpe angemieteten Garage findet, tauchen die drei Rechtsextremisten unter.

Im zweiten Film "Die Opfer – Vergesst mich nicht" , der auf der Autobiografie "Schmerzliche Heimat" von Semiya Şimşek (Co-Autor: Peter Schwarz) beruht, konzentrieren sich die Drehbuchautorin Laila Stieler und Regisseur Züli Aladag auf eine aus der Türkei eingewanderte Familie. Im September 2000 erfährt die 14-jährige Internatsschülerin Semiya (eine Entdeckung: Almila Bağrıaçık), dass ihr Vater Enver in Nürnberg im Krankenhaus liegt. Der Blumenhändler wurde von acht Schüssen getroffen und stirbt zwei Tage später. Die Polizei ermittelt als mögliche Mord-Motive zunächst Ehebruch und Drogenhandel, dann Schutzgelderpressung, Ehrenmord, Blutrache und Steuerhinterziehung - insbesondere im Kreise der Familie. Nur auf rassistische Motive kommt sie nicht. Die Angehörigen der Opfer beginnen, sich gegen die haltlosen Verdächtigungen zu wehren. Semiya hält auf einer Protestkundgebung eine beeindruckende Rede und fordert Aufklärung. Erst im November 2011 stellt sich heraus, dass der NSU die Morde verübte.

Im dritten Film "Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch" , den Florian Cossen nach einem Drehbuch von Rolf Basedow, Christoph Busche und Jan Braren Zum Inhalt: inszeniert hat, erhalten der thüringische Zielfahnder Paul Winter (Florian Lukas) und die junge Kriminalpolizistin Charlotte Ahler (Liv Lisa Fries) nach dem Tod von Mundlos und Böhnhardt im November 2011 den Auftrag, Zschäpe zu suchen. 13 Jahre zuvor war Winter mit Charlottes Vater Walter schon einmal aufgebrochen, um die drei Neonazis aufzuspüren. Doch bei der jahrelangen Fahndung wurden sie immer wieder von Vorgesetzten und Agenten des Verfassungsschutzes behindert, für die der Schutz der V-Männer wichtiger zu sein schien als die Ergreifung der Gesuchten. Die Ermittler scheiterten am Ende an den behördlichen Widerständen.

Die Opfer – Vergesst mich nicht: Semiya zweifelt keine Sekunde an der Unschuld ihres Vaters.

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Fakten und Fiktion

Die Filmautorinnen und -autoren des Fernseh-Dreiteilers bemühen sich um eine Darstellung, die sich eng an die bisher bekannten Fakten und Ereignisse hält, ergänzen aber für die Spielhandlung nicht überlieferte Vorgänge und erfinden szenische Details (etwa einen Großteil der Dialoge) gänzlich. Sie legen diesen Sachverhalt auch explizit offen. Im Zum Inhalt: Abspann des ersten Teils heißt es: "Dieser Spielfilm beruht auf einem Drehbuch, das auch fiktionale Elemente enthält und die historischen Abläufe eigenständig bewertet. Er erhebt insofern keinen Anspruch, die Geschehnisse authentisch wiederzugeben." Vieles bleibt also eine, wenn auch plausible, Spekulation.

So wurde im ersten Film die Figur der jungen Zschäpe-Freundin Sandra erfunden, um zu veranschaulichen, dass sich Zschäpe als Jugendliche noch in linken Antifa-Kreisen bewegte. Und die rechtsextremistischen Zum Inhalt: Kampflieder im Film wurden laut Regisseur Schwochow eigens komponiert und getextet, um zu vermeiden, GEMA-Gebühren an echte Neonazi-Bands für die Nutzung authentischer Lieder zahlen zu müssen.

Die Erzählzeiten der drei Teile überschneiden sich, sind aber nicht deckungsgleich. Während der erste Film die Vorgeschichte des NSU erzählt (1989-2000) und der zweite die Folgen der Morde für die Familien (2000-2012) beleuchtet, zeichnet der Schlussteil die polizeilichen Ermittlungen nach (1996-2011). Spielt Teil 1 überwiegend in Zum Inhalt: Jena und Teil 2 in Nürnberg und Kassel, so überschreitet Teil 3 die Grenze von Ost nach West, wenn ein wichtiger Informant im Zuge eines Zeugenschutzprogramms in Niedersachsen untergebracht wird.

Unterschiedliche Herangehensweisen, unterschiedliche Film-Stile

Schwochow geht im ersten Film eher soziologisch vor, indem er in Form eines Gruppenporträts die meist kleinbürgerliche Herkunft des Trios aufzeigt und dessen zunehmende Radikalisierung und Militarisierung protokolliert. Während Mundlos dabei als Ideologe und Stratege fungiert, bleibt Böhnhardt ein jähzorniger "Psychopath" (so nennt ihn Zschäpe einmal) und Zschäpe wird zur unterstützenden "Mittäterin" – als mutmaßliche Mittäterin ist sie auch im NSU-Prozess in München angeklagt. Dem Sog der verführerischen rechtsextremistischen Parolen haben die weitgehend ohnmächtigen Eltern der NSU-Mitglieder nichts entgegenzusetzen.

Aladag nutzt in Teil 2 Erzählmuster des Zum Inhalt: Familiendramas und erzeugt mit emotionalisierenden Gestaltungsmitteln wie Zum Inhalt: Erinnerungsrückblenden, Traum- Zum Inhalt: Sequenzen, Filmmusik und Zum Inhalt: Zeitlupen die stärkste Empathie, zumal man mit der 14-jährigen Hauptfigur mitfühlt, die ihren Vater verloren hat und die zudem als Symbol einer gelungenen Integration Hoffnung vermittelt. In Teil 3 kombiniert und variiert Cossen dramaturgische Elemente des Polizeifilm- und Politthrillergenres, insbesondere wenn die nächtlichen Gespräche des Fahnderduos bei Autofahrten und Überwachungseinsätzen als Rahmenhandlung für szenische Rückblenden dienen.

Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch: Dieter Wolter, Paul Winter und Charlotte Ahler ermitteln.

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Der NSU-Komplex und seine Folgen

Wenngleich in "Mitten in Deutschland: NSU" fiktionale Elemente zum Tragen kommen, arbeiten besonders Teil 2 und 3 der Trilogie deutlich heraus, wie ein struktureller Rassismus in den Behörden bewirkte, dass vorurteilsbeladene Beamte jahrelang in Sackgassen ermittelten und so in einem beispiellosen Ausmaß professionell versagten. Ein wesentlicher Teil der Berichterstattung bekräftigte dabei die falschen Ermittlungshypothesen und die diskriminierenden Vorurteile mit Schlagzeilen über sogenannte "Döner-Morde". Untersuchungsausschüsse in Bund und Ländern haben zudem aufgedeckt, dass der Verfassungsschutz im Fehlglauben, die rechtsextremistische Szene über V-Männer kontrollieren zu können, Neonazi-Zellen systematisch finanzierte und so – etwa im Falle des "Thüringer Heimatschutzes" – erst gefährlich stark machte. Wenn Verfassungsschützer und Strafverfolgungsbehörden dann noch vorzeitig eigene Akten vernichten (wie etwa 2014 bekannt wurde), liegt der Verdacht nahe, dass hier eigene Fehler vertuscht werden sollten. Kein Zweifel: Mit dem NSU-Komplex hat das Vertrauen in den deutschen Rechtsstaat schweren Schaden genommen.

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