Aufgabe 1: Arbeitsblatt zum Film "Cléo – Mittwoch zwischen 5 und 7" (Sekundarstufe 1)

Fächer: Deutsch, Französisch, Ethik, Philosophie, Kunst ab Klasse 9, ab 14 Jahren

Vor der Filmsichtung:

a) Analysiert die beiden Filmplakate von "Cléo – Mittwoch zwischen 5 und 7" . Das Originalposter von 1962 zeigt ein Standbild aus der ersten Hälfte des Films, die Neuauflage von 2012 ein Standbild aus der zweiten Filmhälfte.

Compagnie Commerciale Française Cinématographique

Geht auf folgende Aspekte ein:

  • Wie wirkt die Protagonistin Cléo auf euch?

  • Welche Hinweise zu Thema und Handlung könnten die Bilder zusammen mit dem Filmtitel geben?

  • Aus welchen Gründen wurde vermutlich für den Kinostart der restaurierten Filmfassung im Jahr 2012 das neue Filmplakat gestaltet?

Während der Filmsichtung:

b) Achtet auf die Hauptfigur Cléo. Notiert eure Beobachtungen stichpunktartig unmittelbar nach der Filmsichtung:
1. Welche Fragen und Konflikte beschäftigen sie?
2. Wie wird Cléo im Film dargestellt?
3. Inwiefern verändert sich Cléo, beziehungsweise ihre Darstellung im Verlauf des Films?
4. Mit welchen filmsprachlichen Mitteln wird ihre Entwicklung verdeutlicht?

Nach der Filmsichtung:

c) Tauscht euch im Plenum über eure Beobachtungen und Notizen zu b) aus. Vergleicht eure Ergebnisse mit den Vermutungen aus Aufgabe a).

d) Ordnet den Standbildern jeweils die passende Bildunterschrift zu. Was könnte Cléo jeweils denken und fühlen?

Bilder 1 + 2

Bilder 3 + 4

Bilder 5 + 6

Bilder 7 + 8

A) Beim Besuch bei der Kartenlegerin prüft Cléo ihr Spiegelbild.

B) Nach einem gemeinsamen Kinobesuch lässt Cléos Freundin ihren Handspiegel fallen.

C) Der Soldat Antoine begleitet Cléo auf der Busfahrt vom Park zum Krankenhaus.

D) Cléo kauft im Hutgeschäft einen neuen Hut.

E) Cléo studiert mit ihrem Pianisten und dem Komponisten neue Liedern ein.

F) Zuhause erwartet Cléo Besuch von ihrem Liebhaber.

G) Unterwegs in den Straßen von Paris gesellt sich Cléo am Tatort eines Verbrechens zu einer Menschenmenge. Man munkelt, es hätte einen Toten gegeben.

H) Im Café berichtet Cléo ihrer Angestellten Angèle von der düsteren Vorhersage der Kartenlegerin.

e) Analysiert in den Standbildern die filmsprachlichen Mittel und ihre Wirkung ( Zum Inhalt: Kameraeinstellungen, Zum Inhalt: Kameraperspektiven, Zum Inhalt: Kostüm, Ausstattung, Zum Inhalt: Bildkomposition, Zum Inhalt: Farbgestaltung). Geht darauf ein, welche Parallelen und/oder Veränderungen erkennbar sind.

f) Interpretiert die Bedeutung der Spiegel oder Fensterscheiben beziehungsweise der Spiegelungen über Cléos Sicht auf sie selbst. Inwiefern spiegeln diese auch die Entwicklung Cléos Charakters ?

g) Fasst Cléos Charakterentwicklung im Plenum mithilfe eurer Ergebnisse aus f) zusammen:
1. Cléo bezeichnet sich im Verlauf des Films mehrmals selbst als "poupée", als Puppe. Nehmt Stellung zu dieser Selbstbezeichnung.
2. Wer oder was läutet die Veränderung von Cléos Selbstwahrnehmung ein – und in der Folge auch die Veränderung ihrer Darstellung im Film?
3. Welche Kritik an Frauenbildern in Gesellschaft und Medien sowie dem sogenannten "male gaze", dem männlichen Blick, klingt hier an?
4. Inwiefern ist diese Kritik aus heutiger Sicht nach wie vor relevant? Findet Beispiele aus anderen Medien und euerm Alltag.

h) Erstellt eigene Fotoporträts.
Schlüpft in die Rolle einer Fotografin/eines Fotografen und porträtiert einen anderen Menschen.
Ziel ist es, ein möglichst treffendes Porträt aufzunehmen, das bestimmte Eigenschaften, Gedanken oder Gefühle des oder der Porträtierten offenlegt.
1. Überlegt zunächst gemeinsam mit euerm Modell, was das Porträt vermitteln soll und wie und wo ihr es aufnehmt: Mit welchen Mitteln gestaltet ihr das Foto und beeinflusst somit dessen Wirkung (beispielsweise Kameraeinstellung, -perspektive, Bildkomposition, Requisiten, Licht, Farbe)?

Tipp: Die Ergebnisse eurer Standbildanalysen in d) können euch Ideen geben.

2. Druckt euer aussagekräftigstes Foto aus. Wenn ihr die Fotografie gut geplant habt, ist eine Nachbearbeitung des Bildes wahrscheinlich nicht notwendig.
3. Stellt eure Porträts in der Klasse aus. Analysiert und interpretiert gegenseitig eure Fotos bei einem Gallery Walk.
4. Erörtert im Plenum, inwiefern Geschlechterrollen in euren Aufnahmen eine Rolle spielen.
5. Diskutiert, welches Frauenbild heutzutage in den sozialen Medien dominiert. Geht dabei auf das sogenannte Duckface und Fish Gape ein.

Optional zur Vertiefung:

i) Analysiert den Filmausschnitt (TC 00:46:00:47:20) Cléo verlässt nach einem kurzen Besuch das Künstlercafé Café du Dôme und läuft durch die Straßen.
• Was ist besonders prägnant oder auffällig – auf der Ebene der Handlung sowie in Hinblick auf die filmästhetische Gestaltung?
• Inwiefern handelt es sich um eine Zum externen Inhalt: Schlüsselszene (öffnet im neuen Tab)?
• Wer sieht hier wen an? Was drücken die Blicke aus? Wie sind die Blicke filmisch konstruiert (subjektive/objektive Kamera)? Wie wirkt die Szene auf euch?
• Fasst eure Ergebnisse zusammen.

j) Analysiert die Rolle der Filmmusik:
• Inwiefern spiegelt der Zum Inhalt: Score die Entwicklung der Protagonistin?
• Inwiefern kommentiert die Zum Inhalt: Source-Musik den Entwicklungsprozess von Cléo?
Tipp: Auf der Webseite der Regisseurin Agnès Varda findet ihr eine der Zum externen Inhalt: musikalischen Schlüsszelszenen (öffnet im neuen Tab).
Weitere Informationen und Dokumente zur Musik des Films, wie Hinweise zum Soundtrack oder die Liedtexte, lassen sich im Internet gut recherchieren.

k) Analysiert die Rolle des Films im Film: Welche Funktion besitzt der Zum Inhalt: Stummfilm, den Cléo und ihre Freundin im Kino sehen?

Aufgabe 2: Cinécriture – Agnès Varda und der Autorenfilm

Fächer: Deutsch, Französisch, Kunst ab Oberstufe, ab 16 Jahren

Vor der Filmsichtung:

a) Erstellen Sie ein gemeinsames Online-Dokument, in dem Sie die Merkmale der Nouvelle Vague auflisten (beispielsweise mithilfe von Zum externen Inhalt: Google Docs (öffnet im neuen Tab), Zum externen Inhalt: edupad.ch (öffnet im neuen Tab), Zum externen Inhalt: zumpad.zum.de (öffnet im neuen Tab) oder vergleichbaren digitalen Tools). Nutzen Sie dazu folgende Artikel als Grundlage Ihrer Recherche:
a. Zum Inhalt: "Die Nouvelle Vague – Kino in der ersten Person Singular"
b. Zum externen Inhalt: Movie-college.de: Nouvelle Vague (öffnet im neuen Tab)
c. Zum externen Inhalt: Arte.tv: FlickFlack (öffnet im neuen Tab)
d. Zum externen Inhalt: Deutschlandfunk.de: Was machen Autoren im Autorenkino (öffnet im neuen Tab)

Während der Filmsichtung:

b) Sehen Sie sich den Film Zum Filmarchiv: "Cléo – Mittwoch zwischen 5 und 7" von Agnès Varda an, der zu den Schlüsselfilmen der Nouvelle Vague gehört. Achten Sie auf filmästhetische und erzählerische Mittel der Nouvelle Vague. Machen Sie sich unmittelbar nach der Sichtung Notizen.

Nach der Filmsichtung:

c) Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse und erörtern Sie am Beispiel des Films, was diese Bewegung auszeichnet.

d) Diskutieren Sie den Begriff des Zum externen Inhalt: auteurs (öffnet im neuen Tab) am Beispiel von Agnès Varda:
• Recherchieren Sie zu zweit oder in Kleingruppen den Begriff Autorenfilm und fassen Sie die Bedeutung in eigenen Worten zusammen. Tragen Sie Ihre Definitionen im Plenum zusammen.
• Nehmen Sie Stellung zu Agnès Vardas Beschreibung ihres Filmschaffens und vergleichen Sie den von ihr geprägten Begriff der "Cinécriture" – eine Wortneuschöpfung bestehend aus "cinéma" (Kino) und "écriture" (Schreiben) – mit Ihrer Definitionen des Autorenkinos.

Wichtiger Hinweis:

"Cinécriture“ umfasst die Gesamtheit der Spaziergänge und Erkundungen, der Entscheidungen, die Inspiration, die Wörter, die man schreibt, den Dreh, die Montage: ein Film ist das Ergebnis all dieser verschiedenen Momente."
(Agnès Varda zitiert nach. Jefferson Kline: Agnès Varda. Interviews. University Press of Mississippi 2015. Übersetzung ins Deutsche von Marguerite Seidel)

e) Diskutieren Sie im Plenum, inwiefern kann man Agnès Varda als Autorin mit eigener Handschrift ("cinécriture") bezeichnen? Welche Fragen gibt es diesbezüglich noch zu klären? Gehen Sie dabei auch darauf ein, warum die die Nouvelle Vague zum sogenannten Autorenkino gezählt wird.

f) Überprüfen Sie Ihre Einordnung anhand der Filmbesprechung von "Cléo – Mittwoch zwischen 5 und 7" .

g) Tauschen Sie sich im Plenum darüber aus, welche aktuell aktiven Filmschaffenden als Autor/innen bezeichnet werden können? Vergleichen Sie deren Themen und Filmästhetik mit "Cléo – Mittwoch zwischen 5 und 7" .

h) Organisieren Sie eine Talkshow zur Streitfrage "Filmklassiker: Was geht mich das an? Verstaubt oder ewig jung?".

  1. Sammeln Sie Pro- und Kontra-Argumente in einem Thesentopf und verteilen Sie die Rollen (Moderator/in, Pionier/-in des Autor/-innenfilms, junge/r Filmemacher/in …, Zuschauende).

  2. Führen Sie die Talkshow durch.