Kategorie: Unterrichtsmaterial
"Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann" – Arbeitsblätter
Drei Aufgaben zum Film "Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann" für die Fächer Deutsch, Psychologie, Ethik, Sozialkunde, Philosophie, Biologie ab Klasse 8
Aufgabe 1: Heranführung an den Film
Fächer: Deutsch, Englisch, Kunst, ab Klasse 8
Vor der Filmsichtung:
a) Was ist Autismus? Tragt im Plenum zusammen, was ihr bereits über Autismus-Spektrum-Störungen wisst.
b) Nennt Filme oder Serien, die Autismus als zentrales Thema behandeln oder die Figuren mit Autismus ins Zentrum stellen.
c) Überlegt gemeinsam, was die Herausforderungen für Zum Inhalt: Drehbuchautor/-innen bei der Figurenzeichnung und für Schauspieler/-innen bei der Darstellung sind.
Während der Filmsichtung:
d) Eure Lehrerin/euer Lehrer teilt die Klasse in vier Gruppen. Jede Gruppe übernimmt eine der im Film porträtierten Protagonist/-innen und konzentriert sich bei der Sichtung des Films auf sie.
Gruppe 1: Amrit (Indien)
Gruppe 2: Joss (England)
Gruppe 3: Ben und Emma (USA)
Gruppe 4: Jestina (Sierra Leone)
Macht Euch unmittelbar nach der Filmsichtung Notizen zur jeweiligen Person, bzw. Personengruppe.
Nach der Filmsichtung:
e) Tauscht euch im Plenum darüber aus, was euch besonders überrascht und/oder berührt hat.
f) Schreibt eine kurze Zusammenfassung (die Synopsis) des Films in drei Sätzen.
g) Lest Euch im Dokument Zum externen Inhalt: Dokumentarfilm im Unterricht (öffnet im neuen Tab) die verschiedenen Modi des Dokumentarfilms (S. 20/21) und den Zum Inhalt: Glossar-Eintrag durch. Ergänzt eure Zusammenfassung des Films und geht darauf ein, welche filmästhetischen Mittel genutzt werden.
h) Der Film porträtiert fünf junge Menschen mit Autismus. Stellt die jeweiligen Protagonist/-innen im Plenum anhand eurer Notizen aus Aufgabe d) vor.
i) Schreibt eine Kurzcharakterisierung eurer Protagonist/-innen und geht dabei auch auf folgende Fragen ein:
- Wie äußert sich der Autismus bei …?
- Was sind die Schwierigkeiten und Herausforderungen für …?
- Welche Hürden hat sie/er schon gemeistert, welche Erfolge erzielt?
- Wie helfen ihr/ihm die Menschen im näheren Umfeld?
j) Vergleicht die Protagonist/-innen aus "Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann" mit den Figuren der Filme oder Serien, die ihr zuvor genannt habt. Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede könnt ihr erkennen?
k) Seht Euch in der Klasse noch einmal den zum Film an und diskutiert folgende Fragen im Plenum: Wie schafft es der Film, Nähe zu den Mitwirkenden herzustellen und ihre Sichtweise auf die Welt, ihre Perspektive zu vermitteln?
l) Schreibt eine Filmkritik über "Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann"
. Dabei können euch folgende Fragen helfen:
- Ist der Inhalt des Films verständlich?
- Inwiefern vermittelt der Film ein klares Bild von den Mitwirkenden und ermöglicht es, sich gut in sie einzufühlen?
- Welche Besonderheiten weist die filmische Gestaltung auf: Bildausschnitte, , Zum Inhalt: Farben, Zum Inhalt: Ton, Zum Inhalt: Musik?
- Habe ich durch den Film etwas gelernt?
- Bringt mich der Film zum Nachdenken oder sogar Handeln?
Aufgabe 2: Wie unterschiedlich wir die Welt wahrnehmen
Fächer: Biologie, Ethik, ab. 8. Klasse, Philosophie Oberstufe
Nach dem Filmbesuch:
a) Nehmt ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand. Beschreibt nun möglichst genau, was ihr in diesem Moment wahrnehmt - Was seht ihr? Was hört ihr? Was riecht ihr? Was schmeckt ihr? Was fühlt ihr?
b) Lest euch eure Beschreibungen im Plenum vor. Was fällt auf?
c) Im Film hört man eine Stimme aus dem Zum Inhalt: Off, die ausgewählte Zitate aus Naoki Higashidas Buch vorliest, während man einen japanischen Jungen (den fiktiven Naoki) durch verschiedene Landschaften ziehen sieht. An einer Stelle heißt es:
„Also, wie sehe ich die Welt? Ihr betrachtet vielleicht genau dieselbe Sache wie ich, aber ich nehme sie scheinbar anders wahr. Wenn ihr einen Gegenstand seht, seht ihr ihn scheinbar zuerst als Ganzes und erst danach folgen die Details. Aber mich springen die Details sofort an. Und dann, schrittweise, Detail für Detail, rückt das ganze Bild in den Fokus.“
Weshalb hat sich der Regisseur Jerry Rothwell dafür entschieden, Naoki in seinem Film durch die Off-Stimme "sprechen" zu lassen? Diskutiert im Plenum.
d) Informiert euch darüber, wie die menschliche Sinneswahrnehmung funktioniert und vertieft eure Kenntnisse darüber, welche Besonderheiten die Wahrnehmung von Menschen mit Autismus-Spektrum aufweisen kann. Teilt euch in fünf Gruppen auf und fertigt ein Handout an. Nutzt folgende Websites als Ausgangspunkt eurer Recherche.
Gruppe 1: Zum externen Inhalt: planet-wissen.de: taktile Wahrnehmung (öffnet im neuen Tab)
Gruppe 2: Zum externen Inhalt: planet-wissen.de: visuelle Wahrnehmung (öffnet im neuen Tab)
Gruppe 3: Zum externen Inhalt: planet-wissen.de:auditive Wahrnehmung (öffnet im neuen Tab)
Gruppe 4:Zum externen Inhalt: planet-wissen.de:olfaktorische Wahrnehmung (öffnet im neuen Tab)
Gruppe 5: Zum externen Inhalt: planet-wissen.de: gustatorische Wahrnehmung (öffnet im neuen Tab)
alle: Zum externen Inhalt: wdr.de: Überblick über alle Sinneswahrnehmungen (öffnet im neuen Tab)
alle: Zum externen Inhalt: br.de: Wie Autisten die Welt wahrnehmen (öffnet im neuen Tab)
alle: Zum externen Inhalt: autismus-kultur.de: Autismus und Wahrnehmung (öffnet im neuen Tab)
e) Stellt euch eure Handouts vor und gebt einander kriterienorientiertes Feedback.
f) Der Film "Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann" versucht, sich mit filmästhetischen Mitteln der Wahrnehmung autistischer Menschen zu nähern, bzw. diese zu vermitteln. Diskutiert ausgehend von der Zum Inhalt: Videoanalyse auf kinofenster.de sowie von folgenden beiden Rezensionen des Films, ob dies gelingt und bewertet, ob dieser Ansatz die naturwissenschaftliche Perspektive bereichern könnte.
Zum externen Inhalt: Filmkritik der New York Times (öffnet im neuen Tab) (Übersetzung):
„Als künstlerisches Unterfangen ist „Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann“ jedoch fragwürdig, egal wie sensibel die Filmemacher/-innen mit dem Thema umgehen. Es ist anmaßend davon auszugehen, dass allein ein Film auch nur für einen Moment das Innenleben einer autistischen Person simulieren kann.“
Bewertung des Films von der Zum externen Inhalt: Film-Bloggerin Maryann Johanson (öffnet im neuen Tab) (Übersetzung):
"Ein außergewöhnliches Filmerlebnis, das uns in die persönlichen Landschaften von Menschen mit Autismus, die nicht sprechen können, eintauchen lässt. Es erzeugt eine tief gefühlte Empathie und ist enorm augenöffnend."
Vertiefung für die Sekundarstufe I:
h) Wählt eine der folgenden Aufgaben:
1. Schreibt ausgehend vom Zitat "Wir sehen die Dinge nicht wie sie sind, wir sehen sie so, wie wir sind" der Schriftstellerin Anaïs Nin einen Essay, in dem ihr Bezug auf eure Ergebnisse nehmt. Ihr könnt der Aussage dabei natürlich auch widersprechen.
2. Gestaltet eine Fotoarbeit, in der ihr Bezug auf eure Ergebnisse nehmt. Macht Fotos, kommentiert sie, lasst sie für sich selbst sprechen, macht Querverweise – eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Überschrift der Fotoarbeit soll lauten „Wie unterschiedlich wir die Welt wahrnehmen“
i) Stellt euch eure Arbeiten vor und gebt einander kriterienorientiertes Feedback.
Differenzierung für Philosophie, Sekundarstufe II:
j) In seinem berühmt gewordenen Aufsatz Zum externen Inhalt: What it is like to be a bat? (öffnet im neuen Tab) (Nagel, Thomas, Wie es ist, eine Fledermaus zu sein?, in: Peter Bieri (Hg.): Analytische Philosophie des Geistes, Bodenheim 1993, 261–275.) lotet Thomas Nagel die Grenzen der menschlichen Erkenntnis-und Empathiefähigkeit aus. Inwiefern könnten philosophische Beiträge, wie etwa dieser Aufsatz, die Diskussion über das Thema Autismus bereichern?
k) Zum externen Inhalt: Edmund Husserl (öffnet im neuen Tab), der die philosophische Strömung der Phänomenologie begründet hat, und Zum externen Inhalt: Emmanuel Levinas (öffnet im neuen Tab), dessen Denken wesentlich von Husserl geprägt ist, betonen mit Blick auf intersubjektive Fremdheitserfahrungen ihrerseits, dass eine wirkliche Erfahrung des Anderen sich gerade dadurch auszeichnet, dass er sich uns entzieht. Was halten Sie von diesem Gedanken? Diskutieren Sie mit Blick auf das Thema Autismus insbesondere auch die ethische Dimension dieses Gedankens.
„Wäre das Eigenwesentliche des Anderen in direkter Weise zugänglich, so wäre es bloß Moment meines Eigenwesens, und schließlich er selbst und ich selbst einerlei.“
(Husserl, Edmund: Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge, Den Haag 1950, Hua I, S.139)
"Wenn man den Anderen besitzen, ergreifen und erkennen könnte, wäre er nicht der Andere.“ (Levinas, Emmanuel: Die Zeit und der Andere, Hamburg 1995: S. 61)
l) Verfassen Sie ein Zum externen Inhalt: Manifest (öffnet im neuen Tab), in dem Sie ausgehend von Ihren Ergebnissen verdeutlichen, dass Naturwissenschaft, Philosophie und Kunst (z.B. Film) sich interdisziplinär verbünden müssen, um Phänomenen wie Autismus gerecht zu werden. Geben Sie Ihrem Manifest einen sprechenden Namen und gestalten Sie ein ansprechendes Cover.
m) Lesen Sie sich Ihre Manifeste vor und werten Sie sie kriteriengeleitet aus.
Aufgabe 3: AutSim: Perspektivwechsel – Kommunikation mit Hindernissen
Den ausführlichen didaktisch-methodischen Kommentar finden Lehrerinnen und Lehrer in wenigen Tagen in der PDF-Ausgabe in der rechten Spalte
Fächer: Deutsch, Psychologie, Ethik, Darstellendes Spiel, ab Klasse 9
Nach der Filmsichtung:
Alle Menschen mit Autismus empfinden anders. Das haben sie mit allen übrigen Menschen gemeinsam, denn jeder ist einzigartig. Eine Gemeinsamkeit zwischen Menschen mit Autismus besteht aber oft im Ausgeliefertsein gegenüber Umweltreizen. Sie wirken auf Menschen mit Autismus oft ungefiltert ein. Die kann auch die Kommunikation behindern. Sollten sie nicht mittels gesprochener Sprache kommunizieren können, wird die Kommunikation noch schwieriger. Sie müssen dann auf alternative Formen zurückgreifen. Im Film zeigt dies zum Beispiel Ben, wenn er sich mit Hilfe einer Buchstabentafel mitteilt.
a) Einen kleinen Einblick in einige wenige alternative Möglichkeiten und Umstände der Kommunikation von Menschen mit Autismus geben folgende Zum Inhalt: Filmszenen. Erinnert euch an sie oder falls ihr mit der DVD-Fassung oder VoD-Fassung arbeitet: Schaut sie euch nochmals an. Sie sollen euch bei der Bearbeitung der folgenden Aufgaben helfen.
Sequenznummer | Timecode | Handlung |
---|---|---|
1 | 0:04:25-0:06:20 | Dargestellt werden die sehr präsenten Geräusche, als Amrits Mutter erzählt, wie problematisch es ist, sich nicht mitteilen zu können. |
2 | 0:14:45-0:0:16:00 | Amrits Drang, Bilder zu zeichnen, um sich mitzuteilen wird vorgestellt. |
3 | 0:23:30-0:25:30 | Gezeigt wird, wie eindrücklich alltägliche Geräusche wahrgenommen werden – am Beispiel Joss‘ Wahrnehmung der Klänge von Verteilerkästen. |
4 | 0:27:10-0:28:30 | Anhand von Joss‘ Geschichte wird verdeutlicht, wie Erinnerungen immer wieder auftauchen und nicht als lineare Abfolge, sondern als punktuelles Durcheinander vorliegen. |
5 | 0:50:55-0:52:20 | Ben kommuniziert mit der Buchstabentafel und betont seine Bürgerrechte. |
b) Bildet zwei bis vier Gruppen. Ihr bekommt eine Botschaftskarte. Lest euch die Botschaft durch, die ihr mitteilen wollt. Zergliedert die Handlung, die Aussage, das Geschehen und die Gedanken in kleine Teil- und Zwischenschritte. Notiert sie in Stichpunkten.
(Für Rollenkarte Gruppe C ergibt sich eine zusätzliche Aufgabe: Macht euch mit der Software Zum externen Inhalt: Picto Selector (öffnet im neuen Tab) vertraut.
Für Rollenkarte Gruppe D entfällt das. Alternativ: Hört und beobachtet alle Hintergrund- und Nebengeräusche im Raum. Versucht sie zu imitieren.)
Legt die Skala mit dem Stress-Erregungs-Level und einer Klammer bereit.
c) Ihr erhaltet eine Rollenkarte. Legt das Set mit den Ereigniskarten bereit.
Probt, wie ihr eure Botschaft von der Inhaltskarte basierend auf euren Rollenkarten darstellen könnt. Innerhalb von fünf Minuten sollt ihr eure Botschaft vermittelt haben.
d) Haltet die übrig gebliebenen Ereigniskarten bereit.
Stellt eure Botschaft dar, bzw. versucht, die Botschaft der anderen zu verstehen. Ihr habt dafür fünf Minuten Zeit. Nach zwei und vier Minuten wird kurz unterbrochen und ihr markiert euer Stress-Erregungs-Level. Bei den Levels 3, 5, 6, 7, 8, 9 oder 10 zieht ihr Ereigniskarten.
Reflexion:
e) Notiert eure Antworten und Gedanken zu der Übung während der Schreibdiskussion auf den Postern. Ihr könnt auch auf andere Beiträge antworten.