Die Begrüßungsansprache an die deutschen Soldaten fällt deutlich aus. "Dänemark ist nicht ihr Freund", erklärt der dänische Hauptmann in Zum externen Inhalt: Unter dem Sand (öffnet im neuen Tab) den Jugendlichen bei ihrer Ankunft. "Erwarten Sie nicht, dass die dänische Bevölkerung Sie mit offenen Armen willkommen heißen wird. Niemand will hier Deutsche sehen." Die jungen Soldaten wurden nach der Niederlage der Wehrmacht von der britischen Armee in die ehemals besetzten Gebiete transportiert, um beim Wiederaufbau Europas zu helfen. Sie sollen bei der Minenräumung an der dänischen Westküste eingesetzt werden, wo die Wehrmacht die Invasion der Alliierten erwartet hatte. Die Strafaktion verstößt gegen das Völkerrecht, das den Einsatz von Kriegsgefangenen für Zwangsarbeit verbietet. Aber die Dänen haben noch eine offene Rechnung mit den Deutschen zu begleichen.

Unverhohlener Hass gegen Deutsche

Feldwebel Carl Rasmussen denkt wie viele seiner Landsleute. Zu Beginn entreißt er einem deutschen Kriegsgefangenen wutentbrannt die dänische Flagge, die dieser als Souvenir bei sich trägt, und misshandelt ihn vor den Augen seiner Kameraden. Auch den minderjährigen Soldaten, die für sein Minenräumkommando abgestellt wurden, begegnet er mit unverhohlenem Hass. Für ihn repräsentieren die Jugendlichen den Feind, unter dem die dänische Bevölkerung fünf Jahre zu leiden hatte. So lautete auch die offizielle Version nach Kriegsende. Das Verhältnis von Dänen und Deutschen war jedoch komplizierter, als es "Unter dem Sand" darstellt. Regisseur Martin Zandvliet thematisiert weder die Rolle der jungen Soldaten im Nationalsozialismus noch geht sein Film auf die politische Situation in Dänemark unter der deutschen Besatzung ein.

Unter dem Sand, Szene (© Koch Media)

Der dänische Sonderstatus

Denn im Gegensatz zu Frankreich, den Niederlanden und Norwegen leistete die sozialdemokratische Regierung Dänemarks angesichts der erdrückenden deutschen Übermacht den Besatzern zunächst keinen Widerstand. Am 9. April 1940 akzeptierte der dänische König Christian X. die Forderungen der Nationalsozialisten, die das Land handstreichartig in ein "Musterprotektorat" verwandelten: Innenpolitisch blieb Dänemark weitgehend unabhängig, die politische Integrität des Landes somit gewahrt. Erst eine wachsende Widerstandsbewegung war der Auslöser, dass die dänische Regierung im August 1943 abgelöst wurde und das Land damit auch offiziell unter deutscher Besatzung stand. Mit Hilfe der Bevölkerung gelang es im September 1943, einen Großteil der 8.000 Jüdinnen und Juden auf dem Seeweg heimlich außer Landes zu bringen. Dennoch blieb die "friedliche Übernahme" über viele Jahre ein dänisches Trauma, wie der Historiker Jörg Zägel in seinem Buch "Vergangenheitsdiskurse in der Ostseeregion" darlegt. Viele Däninnen und Dänen fühlten sich durch die kampflose Aufgabe von der eigenen Regierung verraten.

Historische Schuld

Vor diesem Hintergrund kann auch das Verhältnis von Rasmussen und den deutschen Soldaten verstanden werden. Sind die Rachegelüste des Unteroffiziers gegenüber den jungen Deutschen möglicherweise auch Ausdruck einer verdrängten Scham, den Besatzern nicht genug Widerstand geleistet zu haben? So fallen in "Unter dem Sand" drei historische "Schuld"-Komplexe zusammen: die dänische Schande der Kollaboration mit dem Feind, der völkerrechtlich als Kriegsverbrechen zu bewertende Einsatz von gefangenen Soldaten zur Minenräumung sowie die Kollektivschuld der deutschen Soldaten als Repräsentanten des NS-Regimes. Der Film legt in dieser historischen Konstellation einen Schwerpunkt auf die kaum aufgearbeitete dänische Vergangenheit – was zur Folge hat, dass die Vorgeschichte der Jugendlichen ausgeblendet wird und sie als Opfer des Nationalsozialismus erscheinen.

Bangen und Hoffen innerhalb der Gruppe

Als Konsequenz dieser Perspektivierung tauschen in "Unter dem Sand" Täter und Opfer ihre Rollen. Die Läuterung für eine begangene Schuld obliegt nicht den deutschen Soldaten, sondern ihrem dänischen Widersacher, der erst durch die allgegenwärtige Todesgefahr am Strand Mitgefühl für die traumatisierten Jungen zu entwickeln beginnt. Sebastian spielt in diesem Prozess eine zentrale Rolle, indem er sich zum Vorsprecher der Gruppe erhebt. Er fühlt Verantwortung für seine Kameraden und versucht gegen die Widerstände Rasmussens kleine Vorteile auszuhandeln. Untereinander thematisieren die Jungen die Ungerechtigkeit ihrer Situation nie. Sebastian ist vielmehr pragmatisch genug, um die Strafe zu akzeptieren und seine Arbeit gewissenhaft zu erledigen. (Eine von ihm gebaute Vorrichtung soll die Minensuche erleichtern.) Er versteht als Einziger, dass hiervon sein Leben und das seiner Kameraden abhängt.

Unter dem Sand, Szene (© Koch Media)

Die anderen Jungen versuchen sich mit der Situation zu arrangieren, indem sie bereits über ihre Zukunft nachdenken. Die Frage "Was werdet ihr machen, wenn ihr wieder zu Hause seid?", die Wilhelm zu Beginn seinen Kameraden stellt, veranschaulicht die "unschuldige" Perspektive, die die Jungen im Film einnehmen. Die Vorstellungen fallen ganz unterschiedlich aus. Während die Zwillingsbrüder Ernst und Werner davon träumen, den Familienbetrieb zu übernehmen, reagiert Helmut, der Älteste, zynisch: "Seine schöne Zukunft ist eine beschissene Einbildung."

Die traumatische Erfahrung des Krieges

Indem "Unter dem Sand" die deutsche Schuldfrage nicht stellt, legt Regisseur Zandvliet ein stärkeres Gewicht auf die traumatische Erfahrung des Krieges, die – symbolisiert durch die Minen, die im Sand verborgen liegen – weit über den Krieg hinauswirkt. Zwar gewährt der Film auch in die Vorgeschichte Rasmussens keinen Einblick, doch mit jedem weiteren Todesopfer hinterfragt der dänische Soldat seine Haltung mehr. Durch die Verhandlungen mit Sebastian beginnt er in den Jungen Individuen mit Träumen und Ängsten zu erkennen – und nicht bloß ein Kollektiv von Tätern. Als einer der Jugendlichen an den Folgen einer Minenexplosion stirbt, verschweigt er den anderen den Tod ihres Kameraden. Rasmussen schwankt zwischen seiner Pflicht als Aufseher und seiner Verantwortung für die Jungen. "Es sind doch noch Kinder", erklärt er seinem Vorgesetzten, nachdem er sie vor einem nächtlichen Angriff einer Gruppe britischer Soldaten gerettet hat.

Nachsicht gegenüber den Jungen

In dieser Ausnahmesituation haben die deutschen Soldaten und der dänische Feldwebel nur eine Möglichkeit, mit ihrer kollektiven beziehungsweise individuellen Schuld ins Reine zu kommen: Sie müssen sich gegen die Regeln des Krieges ihre Menschlichkeit bewahren. Als die Jungen vor Hunger kaum noch arbeiten können, stiehlt Rasmussen sogar Nahrungsmittel aus dem dänischen Versorgungslager. Sebastian wiederum erklärt dem fünfjährigen Nachbarsmädchen Elisabeth: "Als Soldat muss man immer bereit sein, jemandem zu helfen." Das Fußballspiel, das Rasmussen am Strand organisiert, steht sinnbildlich für den Wunsch nach Aussöhnung. Für einen Moment sind die Regeln des Krieges tatsächlich außer Kraft gesetzt, auch die Zum Inhalt: Kamera erhebt sich entfesselt in die Lüfte und fliegt über den Strand. Beim Spiel werden die Gegner plötzlich zu Mitspielern.

Aussöhnung auf dem Minenfeld

Der Film spitzt den Aussöhnungsprozess dramatisch zu, als sich Elisabeth beim Spielen im Minenfeld verirrt und die Jungen zur Rettung des Mädchens herbeieilen. Zuvor zeigte die Mutter des Mädchens noch Genugtuung, nachdem die Jungen vergiftetes Tierfutter aus ihrem Stall gegessen hatten. Nun hängt das Leben ihrer Tochter von den deutschen Soldaten ab. Meter um Meter nähert sich Sebastian der arglosen Elisabeth, während er den Boden nach Minen abtastet. Dass er sein Leben riskiert, um das Mädchen zu retten, nimmt Rasmussen schließlich in die Verantwortung, sein Versprechen einzulösen: Die Jungen sollen nach der Arbeit im Minenfeld zu ihren Familien zurückkehren. "Es ist bald vorbei", ermuntert er Sebastian. Der Satz klingt versöhnlich, weil er impliziert, dass man einen Schlussstrich unter das Kapitel des Zweiten Weltkriegs ziehen könne. Entsprechend beruht die Aussöhnung in "Unter dem Sand" auch nicht auf einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Der Regisseur misst den humanistischen Argumenten gegen den Krieg eine größere Rolle bei.