Fernab von Politik, Kriegsfilm-Action und Heldenepos erzählt Zum Filmarchiv: "The Messenger" von Opfern, die der Krieg abseits der Krisenherde in Irak und Afghanistan fordert: trauernde Hinterbliebene und von Kriegseinsätzen traumatisierte Rückkehrer, die gegen den Verlust von Sinn und Lebensfreude und für eine Wiedereingliederung in einen normalen Alltag kämpfen. Im Mittelpunkt der Charakterstudie stehen sozialpsychologische Fragen des Umgangs und Verarbeitens von Grenzerfahrungen und Extremsituationen. Dies erfolgt innerhalb eines ebenso emotionalen wie moralischen Spannungsfelds zwischen militärischer Staatsräson und persönlicher Integrität. Dabei reflektiert der Film nicht nur universelle Themen wie Verlust, Trauer und Entwurzelung, sondern erzählt auch von Freundschaft, Liebe und Lebenswille, die jedoch nur als Hoffnung - nicht als Ausweg in Erscheinung treten.

Folgende Arbeitsanregungen beleuchten neben inhaltlichen Themen auch filmgestalterische Fragen zu Zum Filmarchiv: "The Messenger", durch die Schüler/innen ab der 9. Jahrgangsstufe zur konstruktiven Nutzung des Mediums Film befähigt werden sollen. Einige Aufgaben basieren auf Beobachtungsaufträgen, die den Schülern/innen vor dem Filmbesuch erteilt werden sollten.

Aufgabe 1: Vor der Filmsichtung: Plakatanalyse

Senator Film Verleih, Oscilloscope Laboratories

  1. Beschreiben Sie die Plakate:

    • Wie sind sie gestaltet, wodurch unterscheiden sie sich?

    • Welche Stimmungen vermitteln sie?

    • In welchem Verhältnis stehen die abgebildeten Personen zueinander?

    • Was erfährt das Publikum über die Handlung, Themen, Schauplätze und das Genre des Films?

  2. Entwerfen Sie ein Exposé mit einer Grundidee, die Ihrer Meinung nach zu diesen Plakaten passen würde.

  3. Überprüfen Sie nach dem Kinobesuch, welche Ihrer Erwartungen erfüllt wurden.

Aufgabe 2: Auseinandersetzung mit Rollen und Figuren

  1. Bilden Sie zusammen mit Mitschülern/innen Expertengruppen zu den Filmfiguren Sergeant Will Montgomery und Captain Tony Stone.
    Achten Sie während des Films auf das Aussehen "Ihrer" Figur, auf Kleidung und andere Äußerlichkeiten. Sammeln Sie Beispiele, in denen Wortwahl, Verhalten, Körperhaltung, Mimik und Gestik zur Charakterisierung beitragen.
    Beschreiben Sie nach der Filmsichtung Ihre Figur in einem kurzen Text und stellen Sie die beiden Charaktere gegenüber. Was unterscheidet die beiden Männer, was verbindet sie? Begründen Sie, warum sie Freunde werden.

  2. Die Filmkritik würdigt immer wieder die schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarsteller. Analysieren Sie zwei Szenen, in denen die Darsteller besonders beeindrucken. Stellen Sie Ihre Beobachtungen unter den folgenden Aspekten tabellarisch zusammen: Inhalt der Szene, Mimik, Gestik, Sprache/Wortwahl, Wirkung. Beurteilen Sie die schauspielerische Qualität nach folgenden Kategorien: Glaubwürdigkeit, Wandlungsfähigkeit und Körpersprache.

Aufgabe 3: Konflikte erschließen

Wählen Sie einen der folgenden Schreibaufträge. Präsentieren und vergleichen Sie anschließend Ihre Texte in Kleingruppen.

  1. Verfassen Sie einen inneren Monolog aus Wills Sicht, in dem er seine Konflikte und Gefühle nach Rückkehr in die Heimat schildert. Womit hat Will zu kämpfen?

  2. Verfassen Sie einen Tagebucheintrag aus Sicht von Olivia, in dem sie begründet, warum sie ihre aufkeimenden Gefühle zu Will nicht zulassen kann.

  3. Schreiben Sie einen Entschuldigungsbrief an Will aus Sicht jenes Vaters, der ihn bei der Benachrichtigung über den Tod seines Sohnes angegriffen hat. Erklären Sie die Reaktion und erläutern Sie den Sinneswandel.

Aufgabe 4: Filmische Gestaltungsmittel analysieren

  1. Recherchieren Sie die Unterschiede zwischen Zum Inhalt: FilmmusikFilmkomposition (Score-Musik) und Realmusik (Source-Musik).
    Beschreiben Sie an Beispielen, wie Musik in Zum Filmarchiv: "The Messenger" eingesetzt wird: Welche Wirkung ergibt sich aus dem Bild-Ton-Verhältnis? Welche dramaturgische Funktion übernimmt die Musik?

  2. Der Film verzichtet auf Bilder vom Kriegsgeschehen - dennoch wirkt der Krieg im Film präsent. Mit welchen Mitteln wird dies erreicht? Achten Sie während des Filmbesuchs auf Szenen, Dialoge und Tongestaltung, die den Krieg vergegenwärtigen. Tragen Sie diese später gemeinsam zusammen. Inwiefern bezieht der Film Stellung zum Krieg?

  3. Beobachten Sie Zum Inhalt: KameraperspektivenKameraperspektiven und Zum Inhalt: KamerabewegungenKamerabewegungen während der "Benachrichtungs-Szenen". Welchen Eindruck vermittelt die Kamera von den Protagonisten/innen und welche erzählerische Funktion übernimmt sie in diesen Momenten?