Aufgabe 1: Hinführung zum Film "Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?"

Fächer: Deutsch, Geschichte, Politik ab Klasse 9, ab 14 Jahren

Vor der Filmsichtung:

a) Seht euch die Zum Inhalt: Anfangssequenz des Films "Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?" an. Überlegt euch, in welcher Stadt sich die Zum Inhalt: Drehorte befinden. Stellt basierend auf Beobachtungen zu der Architektur, den Zum Inhalt: Kostümen und der Infrastruktur Vermutungen an, in welcher Zeit die Handlung angesiedelt ist.

Kuhle Wampe, Szene (© Praesens Film)

b) Seht euch die Sequenz noch einmal an und stellt dar, wie die Stadt auf euch wirkt. Begründet, wie filmästhetische Mittel (beispielsweise Zum Inhalt: Bildkomposition, Zum Inhalt: Kameraperspektiven und Zum Inhalt: Montage) den Eindruck unterstreichen.

c) Tauscht euch im Plenum darüber aus, was ihr bereits über die politische und wirtschaftliche Situation am Ende der Weimarer Republik wisst. Überfliegt dazu den folgenden Zum externen Inhalt: bpb-Artikel (öffnet im neuen Tab). Nutzt die Methoden des Skimmings und Scannings.

Während der Filmsichtung:

d) Achtet arbeitsteilig darauf, was ihr über die soziale Situation der Figuren Anni, Kurt und deren Eltern erfahrt. Macht euch unmittelbar nach der Filmsichtung Notizen.

Nach der Filmsichtung:

e) Tauscht euch im Plenum darüber aus, was euch besonders überrascht und/oder berührt hat.

f) Vergleicht eure Ergebnisse aus Aufgabe d). Setzt die Situation der Familie in Beziehung zur wirtschaftlichen und politischen Situation der Weimarer Republik (vgl. Aufgabe c).

g) Hört euch die Präsentation eurer Mitschülerin/eures Mitschülers zur Biografie Bertolt Brechts an, der als einer der Zum Inhalt: Drehbuchautoren von "Kuhle Wampe" wirkte. Klärt im Anschluss offene Fragen.

h) Bertolt Brecht schrieb in seinem Arbeitsjournal, die Handlung von "Kuhle Wampe" dürfe sich nicht dem Zum Inhalt: Melodram annähern. Die Montage von Bild und Ton solle einen Kontrast darstellen, aus dem die Zuschauenden eigene Schlüsse ziehen. Seht euch die folgende Sequenz an, in der sich Annis Bruder zum Suizid entschließt. Analysiert, ob und inwieweit durch die Montage die Darstellung eines Einzelschicksals allgemeine Aussagen über die wirtschaftliche Situation von Arbeiter/-innen in der späten Weimarer Republik getroffen werden können.

Kuhle Wampe, Szene (© Praesens Film)

i) Vergleicht eure Ergebnisse mit der Zum Inhalt: Videoanalyse von Jan-Philipp Kohlmann auf kinofenster.de.

Aufgabe 2: Zwischen Agitprop und epischem Theater – ästhetische und politische Traditionslinien in "Kuhle Wampe"

Fächer: Deutsch, Geschichte, Politik ab Klasse 9, ab 14 Jahren

Nach dem Filmbesuch:

a) Tauscht euch im Plenum über den Begriff des "proletarischen Films" aus. Was verbindet ihr mit dem Begriff? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten könnte es in der Weimarer Republik in Bezug auf Inhalt, Ästhetik, Zielgruppen und Produktionsbedingungen zum sogenannten Mainstream-Kino gegeben haben?

b) Bildet Kleingruppen, in denen ihr euch zum Kino des Proletariats in der Weimarer Republik informiert. Bereitet anschließend eine Präsentation und ein Handout vor, sodass folgende Aspekte beleuchtet werden:
• Bedeutung des Begriffs Agitprop
• die Bedeutung des sowjetischen Kinos
• Produktions- und Vertriebsbedingungen in Deutschland
• Inhalte und filmästhetische Besonderheiten (falls möglich: Filmausschnitte zeigen)
• Vorstellung wichtiger Regisseur/-innen

Nutzt folgende Artikel als Ausgangspunkt eurer Recherche:
Zum externen Inhalt: bpb.de: Politische Kampflieder (öffnet im neuen Tab)
Zum externen Inhalt: kinofenster.de: Kino des Proletariats (öffnet im neuen Tab)
Zum externen Inhalt: filmlexikon.uni-kiel.de: Proletarischer Film (öffnet im neuen Tab)
Zum externen Inhalt: filmlexikon.uni-kiel.de: Prometheus Film GmbH (öffnet im neuen Tab)

c) Erörtert, ob und inwieweit "Kuhle Wampe" in der Tradition des proletarischen Kinos steht.

d) Bertolt Brecht, einer der drei Drehbuchautoren von "Kuhle Wampe" , war einer der wichtigsten Vertreter des epischen Theaters. Erinnert euch an die Präsentation in Aufgabe 1 zu Bertolt Brecht und dem epischen Theater. Darin war das Mitfühlen mit den Figuren zweitrangig. Bedeutsamer sei es zu verstehen, welche gesellschaftlichen Umstände zu dem jeweiligen Schicksal der Figuren führten. Das epische Theater bevorzugte als Figur den Zum externen Inhalt: Typus (öffnet im neuen Tab) gegenüber einem komplexen Charakter. Eines der zentralen Elemente des epischen Theaters ist der Verfremdungseffekt. Lest euch die Zum externen Inhalt: Definition (öffnet im neuen Tab) durch und gebt die Bedeutung des sogenannten V-Effekts in eigenen Worten wieder.

e) An welche Elemente des epischen Theaters in "Kuhle Wampe" könnt ihr euch erinnern? Fasst die Elemente im Plenum zusammen und diskutiert ihre Wirkung.

f) Teilt euch in zwei Gruppen A und B auf.

Gruppe A: Seht euch das Gespräch in der S-Bahn an und erklärt Elemente des epischen Theaters in dieser Szene.

Kuhle Wampe, Szene (© Praesens Film)

Gruppe B: Seht euch das Gespräch von Annis Eltern an und erläutert die V-Effekte und ihre Wirkung. Geht dabei auf den Gesprächsinhalt und die Sprechanteile der Figuren sowie auf die Zum Inhalt: Montage ein.

Kuhle Wampe, Szene (© Praesens Film)

Präsentiert anschließend eure Ergebnisse im Plenum.

g) Stellt euch vor, einige Schülerinnen und Schüler, die den Filmclub an eurer Schule organisieren, planen eine Aufführung von "Kuhle Wampe" . Es herrscht jedoch Unsicherheit, ob der Film heute überhaupt noch Relevanz besitzt. Ihr wollt den Organisator/-innen helfen – unabhängig davon, ob euch der Film gefällt oder nicht. Schickt ihnen eine Sprachnachricht von maximal drei Minuten Länge, in der ihr "Kuhle Wampe" in die Tradition des Kinos des Proletariats einordnet und auf die die Filmästhetik eingeht, die sich auch am epischen Theater orientiert. Nutzt dazu die Ergebnisse aus den Aufgaben b), c), e) und f).

h) Stellt euch die Sprachnachrichten vor und gebt einander kriterienorientiertes Feedback.

Aufgabe 3: Zensur und Rezeption von "Kuhle Wampe"

Fächer: Deutsch, Geschichte, Politik ab Klasse 9, ab 14 Jahren

Nach dem Filmbesuch:

a) In der Weimarer Republik wurde die Zensur im August 1919 abgeschafft. Die Presse-, Meinungs- und Kunstfreiheit wurde in der Verfassung verankert. Im Artikel 118 der Weimarer Verfassung heißt es:
"(1) Jeder Deutsche hat das Recht, innerhalb der Schranken der allgemeinen Gesetze seine Meinung durch Wort, Schrift, Druck, Bild oder in sonstiger Weise frei zu äußern. An diesem Rechte darf ihn kein Arbeits- oder Anstellungsverhältnis hindern, und niemand darf ihn benachteiligen, wenn er von diesem Rechte Gebrauch macht.
(2) Eine Zensur findet nicht statt, doch können für Lichtspiele durch das Gesetz abweichende Bestimmungen getroffen werden. Auch sind zur Bekämpfung der Schund- und Schmutzliteratur sowie zum Schutze der Jugend bei öffentlichen Schaustellungen und Darbietungen gesetzliche Maßnahmen zulässig." (Link zur Weimarer Verfassung: Zum externen Inhalt: www.documentarchiv.de/wr/wrv.html (öffnet im neuen Tab))

Der Passus "innerhalb der Schranken der allgemeinen Gesetze" beinhaltet, dass Verstöße wie Gotteslästerung (§ 166 des Bürgerlichen Gesetzesbuches in der Weimarer Republik), Unsittlichkeit/Unzucht (§ 184), Beleidigung (§ 185-187) sowie Hoch- (§ 80-86) und Landesverrat (§87-92) nicht durch die Kunstfreiheit gedeckt sind.

Tauscht euch in Kleingruppen darüber aus, ob und/oder inwieweit "Kuhle Wampe" aus damaliger Sicht gegen die genannten Paragrafen verstoßen haben könnte. Stellt eure Ergebnisse im Plenum vor.

b) Am 12. Mai 1920 trat das sogenannte Lichtspielgesetz in Kraft. Der neu geschaffenen Filmprüfstelle mussten Filme vor dem geplanten Kinostart vorgelegt werden. In diesem Zusammenhang wurden auch Programmhefte und Werbematerialien (beispielsweise Filmplakate) vorab untersucht. Ein Verbot konnte nach polizeilichen Aspekten ausgesprochen werden, beispielswese wenn "lebenswichtige Interessen des Staates" oder die "öffentliche Ordnung" gefährdet schienen.
Diskutiert im Plenum, wie die Filmprüfstelle im Frühjahr 1932 über den Filmstart von "Kuhle Wampe" entschieden haben könnte.

c) Vergleicht eure Vermutungen mit dem Hintergrundartikel Zum Inhalt: Brecht und das Kino.

Optional: Informiert euch, wie die ursprüngliche Fassung von KUHLE WAMPE umgeschnitten werden musste. Nutzt folgende die Materialien auf Zum externen Inhalt: filmportal.de (öffnet im neuen Tab) als Ausgangspunkt eurer Recherche.

d) Kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 wurde der Film erneut verboten. Lest euch den Abschnitt "Wiederentdeckung eines Klassikers“ im Artikel Zum externen Inhalt: Filmklassiker: Kuhle Wampe (öffnet im neuen Tab) von Fabian Tiedtke durch und notiert euch die wichtigsten Fakten zur deutschen Rezeptionsgeschichte nach 1945.

e) Stellt euch vor, im von Schülerinnen und Schülern organisierten Filmclub soll "Kuhle Wampe" gezeigt werden. Einige Elternvertreter/-innen äußern Bedenken, dass der Film nicht unkommentiert laufen sollte.
Da ihr euch im Unterricht ohnehin mit dem Film auseinandergesetzt und dem Filmclub "Kuhle Wampe" empfohlen habt, wollt ihr den Organisator/-innen des Filmclubs helfen und ein Begleitprogramm konzipieren.
Findet euch in Kleingruppen zusammen und stellt arbeitsteilig Fakten zu folgenden Aspekten zusammen:

• Kurzbiografien der Beteiligten (Bertolt Brecht, Slatan Dudow, Ernst Ottwalt, Hanns Eisler)
• Kurze inhaltliche Zusammenfassung (Achtung: nicht spoilern!) und Erläuterung zu filmästhetischen Besonderheiten
Hinweis: Nutzt dazu eure Ergebnisse aus den Aufgaben 1 und – falls bearbeitet – Aufgabe 2
• Hintergründe zu Agitprop und zum proletarischen Kino.
Hinweis: Nutzt die Artikel Zum externen Inhalt: Politische Kampflieder (öffnet im neuen Tab) und Zum externen Inhalt: Kino des Proletariats (öffnet im neuen Tab) als Ausgangspunkt eurer Recherche.
• Übersicht zur Zensur- und Rezeptionsgeschichte von "Kuhle Wampe"
Hinweis: Nutzt die Ergebnisse der Aufgabenschritte a-d)
• die Restauration des Filmmaterials
Hinweis: Lest euch dazu folgendes Zum externen Inhalt: Interview (öffnet im neuen Tab) auf kinofenster.de durch

Fasst die Fakten in kurzen Hintergrundtexten zusammen. Achtet darauf, dass ihr Standarddeutsch verwendet.

f) Verfasst innerhalb der Gruppe einen kurzen Brief an die Elternvertreter/-innen. Dieser sollte folgende Aspekte beinhalten:
• die Notwendigkeit von Zum externen Inhalt: Filmbildung in der Schule (öffnet im neuen Tab)
• die Vorstellung des Konzepts eures Begleitprogramms
• die Einladung zum Filmabend

g) Präsentiert die Ergebnisse aus Aufgabe e) und gebt einander kriterienorientiertes Feedback.