Kategorie: Videoanalyse
Kostüm und Szenenbild in "In einem Land, das es nicht mehr gibt"
Wie vermittelt das Kostüm die innere Wandlung der Hauptfigur? Was sagt Kleidung über Individualität und Konformität der Figuren aus? Und wie vermitteln Szenenbild und Requisiten verschiedene Lebenswelten? Fragen, denen die Videoanalyse nachgeht.
Kostüm- und Szenenbild spielen eine große Rolle, um Charaktere und Lebenswelten im Film zu vermitteln. Die Videoanalyse untersucht, wie sie im Zum Filmarchiv: "In einem Land, das es nicht mehr gibt" zum Einsatz kommen.
Zum Mit- und Nachlesen: Text der Videoanalyse
Sprecher: Das Szenenbild eines Films und die Kostüme der Charaktere prägen Wirkung und Look des Gesamtwerks und bestimmter Zum Inhalt: Szenen entscheidend mit. "In einem Land, das es nicht mehr gibt" zeigt verschiedene Lebenswelten in der damaligen DDR-Hauptstadt Ostberlin im Jahr 1989. Das Szenenbild – auch Ausstattung oder Zum Inhalt: Produktionsdesign genannt – definiert die Zeit, in der die Handlung spielt, und die Milieus, in denen sich die Figuren bewegen. Uta: "Ey Rudi, Kundschaft!"
Sprecher: Hier zeigt eine alte Tram die Handlungszeit an. Die Hauptfigur Suzie lebt in behüteten Verhältnissen. Achtet auf die stilisierte Ausstattung.Im Zum Inhalt: Kabelwerk erzeugen dunkle Grün- und Grautöne eine bedrückende Atmosphäre. Gisela: "Aber 'n bißchen zacki!" – ein lauter, unpersönlicher Arbeitsplatz. Das Gegenbild dazu ist die Modewelt. Zwar herrscht auch hier eine gewisse Konformität vor. Aber das Umfeld wirkt heller und moderner, mit extra viel Weiß. Elsa: "Das ist einfallslos und bieder, wir sind doch hier nicht bei der Brigitte. Weißt du … alt kann man sein, aber nicht beige."
Sprecher: Die Subkultur strahlt Wärme und Unangepasstheit aus. Typ: "Tachchen." – Suzie: "Tach."
Sprecher: Zum Szenenbild gehören die Zum Inhalt: Requisiten – kleine, bewegliche Ausstattungsgegenstände. Rudi: "Becken nach vorne, auf die Spitze, drehen, lächeln, und wieder zurück. Als hättest du nie was Anderes gemacht."
Sprecher: Auch das Zum Inhalt: Kostümbild erfüllt eine Doppelfunktion: Es verweist auf die dargestellte Epoche oder bestimmte Anlässe und akzentuiert die Persönlichkeit der Figuren. Elsa: "Schau dich mal an … was siehst du?" – Suzie: "Ein schönes Kleid?" – Elsa: "Mhm … aber wer macht das Kleid?" – Suzie: "Ich?" – Elsa: "Gib dem Kleid deine Persönlichkeit."
Sprecher: Die Arbeitskleidung typisiert die Fabrikbelegschaft als sozialistisches Kollektiv. Ebenso konform sind die grauen Anzüge der Parteifunktionäre … und letztlich die Garderobe der Models. Der freiheitsliebende Rudi trägt individuelle Outfits. Am Beispiel von Suzie lässt sich nachvollziehen, wie das Kostümbild die innere Entwicklung aufgreift: Es beginnt brav mit Jeansrock. Die aufgezwungene Arbeitskleidung ist unvorteilhaft und grau. Die hohen Schuhe sind ungewohnt. Suzie verbindet die Milieus. Gisela: "Jetzt werden wir noch Mannequins!"
Sprecher: Im dritten Akt bekommt die Rebellin Coyotes Lederjacke. Auf dem Laufsteg trägt sie Abendkleider, später auch privat Absätze und Lederrock. Am Ende kehrt ein expressives Outfit Suzies neue Selbstsicherheit und ihre Individualität hervor. Wie wir gesehen haben, lassen Szenenbild und Kostüme nicht nur die DDR der späten 1980er-Jahre wiederaufleben, sondern markieren auch die Entwicklung der Charaktere.