Noch vor wenigen Jahren gehörten humanoide Roboter allein ins Reich der Zum Inhalt: Science Fiction - sie waren eine wissenschaftlich-technische Fiktion. Doch mit der rasanten Entwicklung der digitalen Welt werden sie mehr und mehr Teil unserer Realität. Bislang wurden hoch spezialisierte Robotermaschinen vor allem in Fabriken eingesetzt, dort, wo Prozesse möglichst präzise automatisiert werden sollten. Oder sie wurden an Orten genutzt, die für Menschen besonders gefährlich waren. Inzwischen dringen nicht nur optisch menschenähnlichere Roboter in unseren Alltag vor. Dank ihrer künstlichen Intelligenz sind sie nicht mehr nur stumpfe Maschinen, die festgelegte Routinen abarbeiten, sondern zunehmend auch fähig, soziale Beziehungen mit Menschen zu simulieren.

Wie "menschlich" sind humanoide Roboter?

Humaniode Roboter sind heute schon Partnerersatz, sie sind an Rezeptionen tätig, oder werden in der Medizin und im Gesundheitswesen zur Pflege von hilfsbedürftigen Menschen eingesetzt. Aber wie "menschlich" sind diese Roboter bereits? In ihrem Zum Inhalt: Dokumentarfilm "Hi, AI" nähert sich die deutsche Regisseurin Isabella Willinger dieser Frage, indem sie unterschiedliche Roboter in der Interaktion mit ihren Besitzern/-innen zeigt. Darüber hinaus wagt sie den Blick in eine Zukunft, in der menschenähnliche Roboter unsere selbstverständlichen Begleiter sein könnten.

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In "Hi, AI" lernen wir den alleinlebenden Texaner Chuck kennen, der sich ein robotisiertes Modell einer Silikonpuppe gekauft hat: Einen Sex-Doll-Roboter, der per WLAN und Smartphone gesteuert werden kann. Chucks neue Roboterfreundin heißt Harmony und ist auf Empathie und Komplimente programmiert. Dass sie wenig auf seine emotionalen Zustände reagieren kann, scheint ihn erst einmal nicht zu stören. Immerhin spricht Harmony viel. Weil sie allerdings über kein Bewusstsein verfügt, weiß sie nicht, was sie sagt. Sie versteht Worte falsch und erkennt ganze Gesprächszusammenhänge nicht. Dafür besitzt sie das Äußere eines jungen Modells – mit makelloser Gummihaut, langen blonden Haaren und großem Busen. Aber nicht immer sind es die begrenzten Fähigkeiten der Roboterfrau, die aus einem Gespräch eine paradoxe Situation entstehen lassen: "Do you like artificial intelligence?", fragt Harmony einmal unvermittelt. Diesmal ist es Chuck, der mit einer Fragestellung sichtlich überfordert ist.

Der Roboter als Familienmitglied

In Tokio ist dagegen der kleine weiße Roboter Pepper im Einsatz. Sein Äußeres wurde nach dem japanischen Kawaii-Prinzip designt. Durch seine großen Augen, eine Höhe von nur 1,20 Metern und einer kindlichen Stimme wirkt er auf Menschen niedlich und liebenswürdig. Die Seniorin Sakurai hat ihn von ihrem Sohn geschenkt bekommen. Er soll sie geistig in Bewegung halten und in ihrem Alltag begleiten. Tatsächlich unterhält er sich mit ihr, flirtet aber auch gerne zwischendurch mit den Familienmitgliedern. Pepper führt ein wesentlich stärkeres Eigenleben als Harmony, so dass im Zusammenleben von Pepper und Frau Sakurai manchmal unklar ist, wer von beiden eigentlich wen steuert.

Sowohl Chucks als auch Sakurais Episode sind beispielhaft für die Herangehensweise der Regisseurin Isa Willinger. Sie porträtiert die Beziehungen der Menschen zu ihren Robotern und ordnet diese Eindrücke durch Interviews mit Forschenden und Experten/-innen (Glossar: Zum Inhalt: Talking Heads) auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz ein. Dabei ist Chucks Umgang mit Harmony schon fast klischeehaft geraten. Dass ein alleinstehender, etwas kauziger Mann mittleren Alters eine robotisierte Puppe als reale Partnerin sieht, ist wenig überzeugend. So wirken auch einige emotionsgeladenen Zum Inhalt: Szenen künstlich und gestellt.

Interaktion mit Grenzen

Dass in der Interaktion zwischen Mensch und Roboter aktuell noch diverse Probleme und Konflikte lauern, offenbart sich bei Familie Sakurai, wo sich trotz der verspielten Programmierung von Pepper die Kommunikation zur Großmutter schwieriger gestaltet als erhofft. Nach der anfänglichen Euphorie zeigt sich deutlich, dass Pepper auf die ältere Frau wie eine Unterhaltungsmaschine wirkt, deren Verhalten ihr fremd bleibt. Auch Chuck gerät mit Harmony immer stärker an Grenzen und muss schließlich erkennen, dass sein Bedürfnis nach Zuneigung nicht durch eine humanoide Roboterfrau erfüllt werden kann.

Aus diesen Situationen ließen sich interessante Fragestellungen ableiten. Inwieweit müssen wir zum Beispiel erst lernen, mit einer künstlichen Intelligenz zu interagieren? Oder welche moralischen, ethischen oder rechtlichen Probleme erwachsen aus dieser Interaktion? "Hi, AI" verhandelt solche Fragen jedoch letztlich nur am Rande. Im Mittelpunkt von Isa Willingers Dokumentation stehen Aspekte, die im alltäglichen Miteinander von Mensch und Roboter relevant sind, etwa die Sprach- und Bilderkennung – Bereiche, die unsere Gesellschaft in der Weiterentwicklung von künstlichen Intelligenzen zunehmend beschäftigen werden. Vor allem aber zielt "Hi, AI" darauf, das Thema künstliche Intelligenz anschaulich zu machen: es einem breiten Publikum nahezubringen, das ohne humanoide Roboter wie Harmony und Pepper wohl allenfalls eine vage Vorstellung davon gewinnen würde, wie fortgeschritten algorithmusbasierte Computersysteme heute bereits sind.

Wichtiger Hinweis:

Der Dokumentarfilm "Hi, AI" ist in der Zum externen Inhalt: Mediathek der bpb (öffnet im neuen Tab) kostenfrei abrufbar.

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

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