"Gasoline Rainbow" erzählt auf sehr authentisch wirkende Weise vom Roadtrip einer Clique von Teenagern an den Pazifischen Ozean. Die Videoanalyse untersucht, wie sich in der Zum Inhalt: Inszenierung der Regisseure Bill und Turner Ross die Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm auflösen.

Videoanalyse zum Film "Gasoline Rainbow" (© 2024 kinofenster.de)

Hier können Sie die Videoanalyse im Textformat nachlesen:

Sprecher: "Gasoline Rainbow" von Bill und Turner Ross zeichnet sich durch eine autofiktionale Erzählweise aus, die dem halb improvisierten Film Authentizität verleiht. Die Grenze zwischen Zum Inhalt: Dokumentar- und Zum Inhalt: Spielfilm verschwimmt. Das narrative Grundgerüst bedient Zum Inhalt: Roadmovie-Motive mit dem Meer als Sehnsuchtsort und verschiedenen Stationen auf dem Weg dorthin. Filmische Vorläufer dazu sind "Easy Rider" , Zum Filmarchiv: "Stand by Me" oder Zum Filmarchiv: "American Honey".

Sprecher: Der Zum Inhalt: Plot wurde zunächst lose gemeinsam mit dem Laien-Ensemble entwickelt und spontan im Drehprozess angepasst. Die Gruppe wird so zur eigentlichen Protagonistin. Teenager: "Who pays for the roads? Do we pay for the roads?” (deutsche Übersetzung: "Wer zahlt für die Straßen? Zahlen wir für die Straßen?")

Sprecher: Die Zum Inhalt: Inszenierung stellt für das Publikum ein starkes Gefühl des Dabeiseins her. Stilprägend ist die Funktion der Kamera als teilnehmende Beobachterin. Für die aktive Teilnahme am Erleben der Jugendlichen werden Wackler und Unschärfen in Kauf genommen. Teenagerin: "I'm not gonna even look. I was freaking out my whole life.” (deutsche Übersetzung: "Ich werde nicht mal hinschauen. Ich war schon mein ganzes Leben lang ausgeflippt.")

Sprecher: Die Handkamerabilder (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) wirken wie Privataufnahmen mit dem Smartphone. Tatsächlich hat das Ensemble einen Teil davon selbst gefilmt. Teenager: "We're on a fucking train!" (deutsche Übersetzung: "Wir sind auf einem verdammten Zug!")

Sprecher: Totalen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) verorten den Roadtrip in der US-amerikanischen Landschaft. Die häufigen Close-ups hingegen erzeugen Intimität.

Sprecher: Wie bei den Filmaufnahmen ist auch bei den eingefügten Foto-Serien oft nicht klar, ob die Bilder spontan entstanden oder inszeniert sind. Der semifiktionale Ansatz prägt auch die Tonspur. Aus dem Zum Inhalt: Off hören wir Passagen aus vorab geführten Interviews; das passt zum dokumentarischen Ansatz des Films.

Sprecher: Popsongs (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) dienen wiederholt als Gesprächsstoff. Teenagerin: "Do you like Enya?" – Teenager: "Yeah." – Teenagerin: "Enya? Oh my god! She's my favourite artist of all time. I can play Enya." – Teenager: "That slaps." – Teenagerin: "Let me play Enya." – Teenager: "Slaps!" (deutsche Übersetzung: "Mögt ihr Enya?" – "Yeah!" – "Enya? Oh my god! Sie ist meine Lieblingskünstlerin aller Zeiten. Ich kann Enya spielen." – "Das haut rein." – "Lasst mich Enya spielen." – "Haut rein!")

Sprecher: Die Dialoge der Teenager gehen oft in der Geräuschkulisse (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound-Design) unter. (unverständlicher Dialog)

Sprecher: Wie bei den visuellen Unschärfen geht es auch bei den Dialogen nicht um technische Perfektion. Teenagerin: "You smell hella good." – Tony: "Like weed and cologne, and shit?" – Teenagerin: "No, like cologne." – Tony: "I don't smell like weed?" – Teenagerin: "No, you smell like ..." – Tony: "Fuck!" – Teenagerin: "You smell hella good. You sprayed something." – Tony: "Yeah, like four hours ago. I put some cologne on. Thank you." (deutsche Übersetzung: "Du riechst verdammt gut." – "Wie Gras und Eau de Cologne und so'n Scheiß?" – "Nein, wie Cologne." – "Ich riech nicht nach Gras?" – "Nein, du riechst nach …" – "Fuck!" – "Du riechst verdammt gut. Du hast dir was draufgetan oder so." – "Ja, so vor vier Stunden. Ich habe Cologne aufgelegt. Vielen Dank.")

Sprecher: Bei einem Open-Air-Konzert vermitteln Musik und ausgelassenes Tanzen das Lebensgefühl der Jugend. Das nahtlose Zusammenspiel aus dokumentarisch wirkenden und fiktionalen Momenten rückt nah an das Erleben der Jugendlichen heran. Teenager: "A tampon and another tampon." – Teenagerin: "That's not a tampon, dumbass. It's a pad." – Teenager: "Ew." – Teenagerin 2: "You guys know what you're gonna do when you get to the city, or are you winging it?" – Teenager: "What we gonna do when we get to where?" – Teenagerin 2: "When you get into the city, are you just winging it." (deutsche Übersetzung: "Ein Tampon und noch ein Tampon." – "Das ist kein Tampon, Dummkopf. Es ist eine Binde." – "Pfui." – Wisst ihr schon, was ihr macht, wenn ihr in der Stadt seid, oder improvisiert ihr?" – "Was wir machen, wenn wir wo sind?" – "Wenn ihr in die Stadt kommt, improvisiert ihr einfach?")

Sprecher: Wie nebenbei entsteht ein Porträt der verunsicherten Generation Z in den USA. Teenagerin: "Alright!" – Teenager: "Oh my fucking godness, look at that fucking city." – Teenager 2: "Fuck yeah, look at Portland!" – Teenager: "What day is it?" (deutsche Übersetzung: "Okay!" – Wow, Wahnsinn, schaut euch diese Stadt an!" – "Fuck yeah, schaut auf Portland!" – "Was für ein Tag ist heute?")

Abspann:
Filmausschnitte: "Gasoline Rainbow"
Regie: Bill und Turner Ross 2023
© Mubi

Autor: Christian Horn
Sprecher: Max Wiegand
Redaktion: kinofenster.de
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