Kategorie: Unterrichtsmaterial
"Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe" – Arbeitsblätter
Fünf themenbezogene Aufgaben zur Arbeit mit dem Film.
Die 22-jährige Gabrielle hat das Williams-Beuren-Syndrom (WBS) und lebt in einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung. Als sie sich in Martin verliebt, der ebenfalls WBS hat und denselben Chor wie Gabrielle besucht, beginnen jedoch die Schwierigkeiten. Denn Martins Mutter will auf keinen Fall zulassen, dass die Verliebten miteinander schlafen und unterbindet den Kontakt. Gabrielle leidet sehr unter ihrem Liebeskummer. Und sie ärgert sich, dass sie nicht selbst über ihr Leben bestimmen darf.
Das kanadische Drama Zum Filmarchiv: "Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe" (Gabrielle, Louise Archambault, Kanada 2013) besticht durch seine große Nähe zu den Figuren, die oft geradezu Zum Inhalt: dokumentarisch begleitet werden, und greift überdies ein oft tabuisiertes Thema auf. Vermittelt über Gabrielle wirft der Film einen Blick in die für Außenstehende oft verschlossene Lebenswelt behinderter Menschen. Zudem stellt er die Frage, wer über die Freiheit eines Menschen entscheiden darf und was es bedeutet, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. "Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe" eignet sich für Jugendliche ab 14 Jahren und für die Fächer Deutsch, Französisch, Ethik, Religion, Musik und Kunst.
Aufgabe 1: Vorbereitung auf den Kinobesuch
Fächer: Deutsch, Französisch, Ethik, Religion
In "Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe" verlieben sich eine junge Frau und ein junger Mann ineinander. Überlegen Sie, was für Sie ein Liebesfilm ausmacht und welche Themen, Konflikte oder Probleme normalerweise darin behandelt werden.
Welche Assoziationen weckt der deutsche Filmtitel "Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe" ? Machen Sie in Partnerarbeit Vorschläge, was "eine ganz normale Liebe" beziehungsweise "keine ganz normale Liebe" auszeichnen könnte. Halten Sie Ihre Ergebnisse auf einer Wandtafel fest – und überprüfen Sie nach dem Kinobesuch, welche Vermutungen zutreffend waren.
Was bedeutet es, normal zu sein? Was bedeutet es, anders zu sein? Diskutieren Sie darüber in der Klasse. Gehen Sie auch darauf ein, wer festlegt, was als "normal" oder "anders" gilt.
Aufgabe 2: Die Figuren und ihre Standpunkte
Fächer: Deutsch, Französisch, Ethik, Religion
Nachdem Gabrielle und Martin dabei beobachtet wurden, wie sie sich leidenschaftlich geküsst und berührt haben, werden Martins Mutter und Gabrielles Schwester in die Einrichtung bestellt, in der Gabrielle lebt.
Entwerfen Sie ausgehend von dieser Szene ein Zum Inhalt: FigurenschaubildFigurenschaubild, in dem die Beziehungen und Standpunkte der folgenden Personen durch Verbindungslinien veranschaulicht werden. Kommentieren Sie zudem die Beziehungen knapp.
Gabrielle
Sophie, Gabrielles Schwester
Martin
Martins Mutter
Laurent, der Betreuer
Emmanuelle, die Betreuerin
Diskutieren Sie gemeinsam im Plenum, welche Haltungen Sie in dieser Szene gut finden – und welche Sie nicht teilen. Begründen Sie Ihre Antworten.
Welche Gründe könnte das ablehnende Verhalten von Martins Mutter haben?
Stellen Sie sich vor, Martin und Gabrielle wären nicht behindert. Wie würde sich das Gespräch verändern?
Aufgabe 3: Behinderung und Rechte
Fächer: Deutsch, Französisch, Ethik, Religion
Welche Rechte haben Menschen mit Behinderungen? Informieren Sie sich im "Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen" (Zum externen Inhalt: www.un.org/Depts/german/uebereinkommen/ar61106-dbgbl.pdf (öffnet im neuen Tab)). Berücksichtigen Sie dabei insbesondere Artikel 19 ("Unabhängige Lebensführung und Einbeziehung in die Gemeinschaft").
Welche dieser Rechte fordert Gabrielle im Film ein? Und wie erfolgreich ist sie?
Diskutieren Sie in der Klasse, welche Haltung der Film in Bezug auf die Wünsche von Gabrielle einnimmt.
Führen Sie in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung ein Experteninterview mit Betreuern/innen, in dem Sie auf die Möglichkeiten der persönlichen Entfaltung und Selbstständigkeit sowie auf den Umgang mit dem Wunsch nach Sexualität eingehen.
Aufgabe 4: Die filmische Gestaltung
Fächer: Deutsch, Französisch, Kunst
Sehen Sie sich den Filmausschnitt aus Aufgabe 2 noch einmal an.
Analysieren Sie in Kleingruppen die filmische Gestaltung dieser Szene. Gehen Sie auf die folgenden Aspekte ein:
die Anordnung der Figuren in der ersten Einstellung der Szene
die Wirkung der Zum Inhalt: Handkamera
die Nähe der Kamera zu den Figuren
die allgemeine Anordnung der Figuren im Besprechungszimmer (Wer hat mit wem Blickkontakt? Wer sitzt vorne, wer hinten?)
die Distanz zu Gabrielle und Martin
Entwerfen Sie in Gruppenarbeit ein Zum Inhalt: Storyboard/SzenenbuchStoryboard, das eine mögliche alternative Auflösung für einen ausgewählten Teil dieser Szene zeigt.
Stellen Sie Ihre Storyboards in der Klasse vor. Erläutern Sie, weshalb Sie sich für diese alternative Auflösung entschieden haben. Beschreiben Sie auch, welche Wirkung Sie damit erreichen wollen und wie sich Ihre Szene von der fertigen Szene des Films unterscheiden würde.
Aufgabe 5: Die Filmmusik
Fächer: Deutsch, Französisch, Musik
Überlegen Sie ganz allgemein, welches Lied sie am liebsten mögen. Spielen Sie es im Plenum vor und erklären Sie, was Ihnen dieses Lied bedeutet, warum sie es mögen und wie Sie sich fühlen, wenn Sie es anhören.
Recherchieren Sie im Internet nach Übersetzungen der Texte der folgenden drei Lieder, die in "Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe" eine wichtige Rolle spielen:
"Ordinaire" von Robert Charlebois
"Lindberg" von Robert Charlebois
"The Passenger" von Marie Pierre Arthur (Original von Iggy Pop)
Wählen Sie in Kleingruppen Passagen aus diesen Liedtexten aus und erläutern Sie, welche (neue) Bedeutung diesen im Kontext der Handlung von "Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe" zukommt.
Beschreiben Sie, wodurch sich die Verwendung der Lieder von Robert Charlebois von der des Lieds von Marie Pierre Arthur in "Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe" unterscheidet. Achten Sie auf die Quelle der Musik und erläutern Sie, was das für die Figuren des Films beziehungsweise für das Publikum bedeutet.