Léo ist die Hauptfigur im Film Zum Filmarchiv: "Close". Die Videoanalyse untersucht, wie sich der Junge zu Beginn in seiner engen Freundschaft zu Rémi verhält und wie sich sein Verhalten mit dem Besuch der neuen Schule verändert.

Videoanalyse: Léo – eine Figurenanalyse (© kinofenster.de 2023)

Hier können Sie die Videoanalyse im Textformat nachlesen:

Sprecher: Léo und Rémi sind beste Freunde. Am Ende der Kindheit leben die beiden 13-Jährigen ihr auch körperlich nahes Miteinander ganz unbedarft. Léo: "Aufgeregt?" – Rémi: "Ein bisschen."

Sprecher:Als die bruderähnliche Beziehung von außen hinterfragt wird, zerbricht sie. Léo: "Hörst du das nicht? Diese Geräusche draußen, von Schritten und Rüstungen und so."

Nähe

Sprecher: Zum Auftakt von "Close" wird die enge Freundschaft von Léo und Rémi eingeführt. Léo: "Ich schlaf heute bei Rémi." – Léos Mutter: "Kommst du auch noch mal nach Hause?" – Léo: "Vielleicht."

Sprecher: An der Zum Inhalt: Inszenierung der Nähe fallen häufige Nahaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) und Beobachtungen nonverbaler Kommunikation auf. Metaphorisch aufgeladene Bilder wie das wiederkehrende Blumenfeld visualisieren die kindliche Freude. Die warme Zum Inhalt: Lichtgebung inszeniert Geborgenheit. Rémis Mutter: "Angenehm der Wind … Macht die Fenster auf, Jungs!"

Distanz

Sprecher: Zum Bruch kommt es beim Wechsel an die neue Schule. Am ersten Tag erscheinen Léo und Rémi noch als unzertrennliche Einheit. Bald stellen die Mitschüler die innige Freundschaft in einen sexuellen Kontext. Léo: Dann könnte ich genau so gut sagen: Ihr seid ein Paar, weil ihr Mädchensachen macht!" – Mädchen: "Es ist nur so, wenn ihr da so in der Bank sitzt … dann immer ganz nah zusammen!" – Léo: "Wir sind halt einfach gute Freunde!" - Zwei Mädchen: "Gute Freunde sind wir auch. Aber nicht so! Ist ja nicht böse gemeint. Es ist ja nur eine Frage. Ist ja auch eure Sache. Ich glaube, sie sind gute Freunde plus. Aber plus plus" – Léo: "Nein, wir sind beste Freunde, im Sinne von Brüdern. Wir sind nicht irgendwie …" Mädchen 1: "Wohl ein bisschen mehr als Brüder!" – Mädchen 2: "Sie kennen sich eben schon lange." Mädchen 1: "Oder steht ihr nicht dazu?" – Léo: "Echt nicht, und jetzt hört bitte auf damit. Wir sind wirklich kein Paar."

Sprecher: Ab hier liegt die Perspektive auf dem irritierten Léo, der sein Verhalten gegenüber Rémi verändert. Léo: "Ich sag doch gar nichts." – Rémi: "Aber … warum sagst du nichts?" – Léo: "Keine Ahnung." Sprecher: Wo sich die Jungen zuvor ohne Worte verstanden, herrscht nun Sprachlosigkeit. Léo geht auf Distanz zu Rémi. Léo: "Salut." Rémi: "Bis morgen."

Sprecher: Die unausgesprochene Entfremdung zeigt sich in Gesten. Rémi: "Was machst du?" Sprecher: Außerdem will Léo das dominierende Rollenverhalten als männlicher Jugendlicher erfüllen. Trainer: "In die Reihe, los!" – Junge: "Jaja, schon gut Coach." Sprecher: So beginnt er, Eishockey zu spielen. Die kühlen Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgebung) bilden einen Kontrast zur bisherigen Lichtsetzung. Jungen: "Ich lach mich schlapp!" – "Hey, halt die Klappe, Weichei!" – "Selber Weichei, selber Weichei!" Sprecher: Léo verschanzt sich hinter der vergitterten Maske.

Sprecher: Rémi leidet unter der Zurückweisung. Léo: "Es ist nichts, Rémi. Hör auf zu weinen. Lass das." Sprecher: Bald reagiert er mit Aggression, die er zuletzt gegen sich selbst richtet. (Léo:) "Rémi, hör auf, hab ich gesagt!" Sprecher: Je weiter Léo und Rémi sich voneinander entfernen, desto mehr spendet Léos Bruder diesem Nähe und Trost. Nach Rémis Suizid dauert es eine ganze Weile, bis Léo über die Trauer und seine Schuldgefühle spricht. In der letzten Zum Inhalt: Szene schimmert wieder Hoffnung auf. Léo hat gelernt, sich seinen Gefühlen zu stellen. Ein Stück erwachsener blickt er in Richtung Kamera.