Aufgabe 1: Thematische Heranführung an die Miniserie "Chernobyl"

Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte, Englisch, Erdkunde, Physik ab 9. Klasse

Wichtiger Hinweis:

Hinweis für Lehrende: Alle fünf Episoden der Serie "Chernobyl" haben eine Altersfreigabe ab 12 Jahren von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) erhalten. Auf der im Handel erhältlichen DVD/Blu-Ray ist allerdings ein FSK-16-Logo zu sehen; dieses bezieht sich nur auf einen in den DVD-Extras enthaltenen Trailer zur Bewerbung einer anderen Serie. kinofenster.de empfiehlt "Chernobyl" ab 14 Jahren, Lehrende sollten die Serie aber am besten vor dem Einsatz im Unterricht sichten.

Die Timecodes der Serienausschnitte auf diesem Arbeitsblatt beziehen sich auf die DVD/Blu-ray im Vertrieb von Polyband Medien GmbH.

Die Miniserie Zum Filmarchiv: "Chernobyl" widmet sich der Reaktorkatastrophe in der Ukraine im Jahr 1986, dem größten Unglück in der Geschichte der zivilen Atomkraftnutzung.

a) Befragt eure Eltern, Großeltern oder andere ältere Verwandte, wie sie das Reaktorunglück von Tschernobyl erlebt haben und was sie darüber wissen. Macht euch Notizen; auch zu der Art und Weise, wie die befragten Personen von dem Ereignis und ihren Erinnerungen erzählen.

b) Tragt die Informationen in der Lerngruppe zusammen. Tauscht euch auch darüber aus, wie über das Ereignis erzählt wurde.

c) Seht euch den Zum Inhalt: Trailer zur Miniserie "Chernobyl" an.

Chernobyl, Trailer (DVD und Blu-ray erschienen bei Polyband Medien GmbH)

Fasst zusammen, was ihr über die Serie erfahrt. Geht darauf ein, welche Figuren gezeigt werden, in welcher Lage sie sich befinden und welche Probleme dargestellt werden. Inwiefern deckt sich das, was im Trailer gezeigt wird, mit dem, was ihr in a) und b) über das Ereignis erfahren habt?

d) Teilt euch in zwei Gruppen auf. Gruppe A sieht sich die Zum Inhalt: Szenen a-c an, Gruppe B die Szenen d-e. Wie wird von offizieller Seite (Regierungs- und Geheimdienstangehörige, Leitung des Atomkraftwerks), wie durch die Repräsentanten der Wissenschaft mit dem Unfall umgegangen? Wie ist das Verhältnis der beiden Seiten zueinander?

Gruppe A:

  • Szene a aus Episode 1: 36:14 – 41:05

  • Szene b aus Episode 2: 08:07 – 13:20

  • Szene c aus Episode 2: 19:09 – 21:47

Gruppe B:

  • Szene d aus Episode 5: 09:05 – 12:32

  • Szene e aus Episode 5: 45:25 – 54:07

e) Führt die Ergebnisse zusammen. Benennt die Kernproblematik der Unglücksaufarbeitung. Diskutiert, welcher Anspruch mit der Aussage "Based on the untold story" verknüpft ist, den die Macher der Serie zugrunde legen. Nehmt Bezug auf das in d) Erarbeitete.

f) Recherchiert mit Hilfe des Zum externen Inhalt: Dossiers zur Energiepolitik der bpb (öffnet im neuen Tab) den derzeitigen Stand und die aktuelle Stoßrichtung der Energiewende. Welche Rolle spielen erneuerbare Energien, welche Rolle spielen fossile Energien und Atomkraft? Wählt für die Visualisierung der Rechercheergebnisse eine geeignete Darstellungsform (zum Beispiel Mindmap, Lernplakat).

Optional ab Oberstufe:

f) Erörtern Sie schriftlich, was bisher im Hinblick auf die Energiewende geleistet wurde und wo versagt wurde. Ziehen Sie eine begründete Bilanz und formulieren Sie logische Handlungsschritte für die nahe Zukunft.

g) Die Serie wird auch als Warnung an den gegenwärtigen Umgang mit dem Klimawandel gesehen. Erarbeiten Sie Parallelen zwischen dem Umgang der Sowjet-Regierung mit der Tschernobyl-Katastrophe und dem Umgang amtierender Regierungen mit dem Klimawandel. Finden Sie hierfür konkrete Beispiele (zum Beispiel Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen, Umgang des brasilianischen Präsidenten Bolsonaro mit den Amazonas-Waldbränden). Vergleichen Sie dies mit dem Umgang in Deutschland und Frankreich.

Aufgabe 2: "Chernobyl" als Katastrophenserie

Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte, Englisch, Erdkunde ab 9. Klasse

Anders als bei anderen Katastrophen oder Kriegen, ist das Verheerende im Falle von Tschernobyl für die Menschen nicht unmittelbar sichtbar. Dieses Unsichtbare filmisch umzusetzen, haben sich die Macher der Serie Zum Filmarchiv: "Chernobyl" zur Aufgabe gemacht.

a) Findet euch in Vierergruppen zusammen. Teilt euch die folgenden vier filmischen Gestaltungsmittel zu: Zum Inhalt: Kameraführung und - Zum Inhalt: perspektive, Zum Inhalt: Farbgebung, Zum Inhalt: Lichtgestaltung, Zum Inhalt: Soundtrack/ Zum Inhalt: Ton. Sichtet die folgenden Zum Inhalt: Szenen. Macht euch währenddessen auf eurer Ecke der Zum externen Inhalt: Placemat (öffnet im neuen Tab) Notizen zu dem euch zugeteilten filmästhetischen Mittel.

  • Szene aus Episode 1: 28:25 – 30:18

  • Szene aus Episode 1: 51:55 – 52:08

  • Szene aus Episode 3: 04:50 – 06:28

  • Szene aus Episode 3: 53:44 – 56:29

b) Stellt euch in den Gruppen eure jeweiligen Ergebnisse vor. Formuliert im Anschluss, wie die unterschiedlichen filmästhetischen Mittel zusammenwirken, um die Katastrophe der radioaktiven Verseuchung und ihre Folgen darzustellen.

c) Präsentiert euch die Ergebnisse aus den Gruppen im Plenum.

d) "Chernobyl" lässt sich dem Zum Inhalt: Genre des Katastrophenfilms zuordnen. Erarbeitet euch die Merkmale dieses Genres anhand des folgenden Zum Inhalt: Beitrags.

e) Wählt einen Zum Inhalt: Trailer von Katastrophenfilmen aus der folgenden Liste aus. Arbeitet zentrale Genremerkmale heraus und zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich der thematischen Umsetzung und filmischen Gestaltung zu "Chernobyl" auf.

f) Präsentiert im Plenum die Ergebnisse. Jeder Film wird nur einmal vorgestellt und die Ergebnisse von anderen Gruppen gegebenenfalls ergänzt. Haltet an der Tafel fest, welche Themen durch das Genre abgedeckt werden.

g) Findet euch mit einer Partnerin/einem Partner oder in Dreiergruppen zusammen. Entwickelt eine Idee für einen Katastrophenfilm. Geht dabei auf die folgenden Fragen ein:

  • Um welches historische Ereignis geht es (es kann auch in der Gegenwart oder nahen Vergangenheit liegen)?

  • Was ist das Thema der Geschichte? Was stellt den zentralen Konflikt dar?

  • Wer ist/sind die Hauptfigur/-en?

  • Was ist das Ziel der Hauptfigur/-en?

  • Welche Hindernisse müssen überwunden werden?

  • Inwiefern fügt sich der Film in das Genre des Katastrophenfilms ein?

h) Pitcht euch gegenseitig eure Filmideen. Gebt euch kriterienorientiertes Feedback und stimmt abschließend über die beste Filmidee ab.

Aufgabe 3: Auswirkungen von Tschernobyl auf Mensch und Umwelt

Fach: Physik ab 10. Klasse

Die Mini-Serie Zum Filmarchiv: "Chernobyl" thematisiert die Wirkung radioaktiver Strahlung und zeigt die Folgen des Reaktorunfalls auf den menschlichen Körper und die Umwelt.

Vor der Seriensichtung:

a) Tauscht euch mit eurem Sitznachbarn über Radioaktivität aus. Welche Formen von Energie spielen dabei eine Rolle? Erstellt dazu eine Mind-Map. Notiert euch ebenso Fragen, die während des Gesprächs aufgetreten sind.

b) Vergleicht eure Ergebnisse und beantwortet die offenen Fragen.

Während der Seriensichtung:

c) Welche Auswirkungen der Strahlung auf den menschlichen Körper werden in der Serie dargestellt? Haltet eure Ergebnisse stichpunktartig fest.

Nach der Seriensichtung:

d) Recherchiert die Wirkung der Strahlung. Nutzt folgenden Zum externen Inhalt: Artikel des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) (öffnet im neuen Tab) als Ausgangspunkt eurer Recherche. Unterteilt eure Beispiele aus dem Aufgabenteil c) in deterministische und stochastische Strahlenschäden.

e) Schaut euch den Film "Zum externen Inhalt: Was ist eigentlich Radioaktivität? (öffnet im neuen Tab)" des BfS an. Benennt die Möglichkeiten der Abschirmung. Bewertet, inwiefern in der Serie Maßnahmen zum Schutz der kurz nach der Katastrophe eintreffenden Feuerwehrmänner und -frauen ergriffen wurden.

f) Bei der Katastrophe wurden unter anderem die Isotope Cäsium-137 mit einer Halbwertszeit von rund 30 Jahren und Iod-131 mit einer Halbwertszeit von 8 Tagen freigesetzt. Begründet, weswegen noch heute erhöhte Cäsium-137 beispielsweise in bayerischen Pilzen gemessen werden.

g) Würdet ihr die entsprechenden Pilze essen? Formuliert eine begründete Entscheidung. Bezieht euch dabei auf folgendes Zitat des Bundesamts für Strahlenschutz.

"Wild wachsende Speisepilze sind artspezifisch und standortspezifisch stark unterschiedlich belastet. An den vom BfS untersuchten Probenahmeorten erreichten [einige Pilzsorten] in den letzten drei Jahren (2015 bis 2017) Aktivitätsgehalte von mehr als 1.000 Becquerel pro Kilogramm Cäsium-137." […]
"Der Verzehr von 200 Gramm Pilzen mit 3.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm hat eine Belastung von 0,008 Millisievert zur Folge. Dies entspricht der Strahlenbelastung bei einem Flug von Frankfurt nach Gran Canaria."

Quelle: Zum externen Inhalt: www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/pilze-wildbret/pilze-wildbret_node.html (öffnet im neuen Tab), aufgerufen am 14.09.2019

Optional ab 11. Klasse:

h) Beurteilen Sie, inwiefern eine genaue Angabe der Folgen der Katastrophe schwierig ist. Beziehen Sie sich dabei auf folgendes Zitat des Bundesamtes für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

"Zur Zahl der durch den Tschernobyl-Unfall verursachten Todesfälle und der zu erwartenden zusätzlichen Todesfälle infolge von Krebserkrankungen gibt es sehr unterschiedliche Angaben und eine bis heute andauernde erbitterte Debatte. Mit dem Unfall in Tschernobyl sind etwa 50 Tote direkt zu verbinden. Zu erwartende krankheitsbedingte Todesfälle schätzte das UN Chernobyl Forum 2006 auf 4000. Greenpeace kommt nach Auswertung von rund 50 Gutachten und Studien auf 93.000 Krebstote. Laut einer 2011 veröffentlichten Studie der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW seien über 112.000 Liquidatoren an den Folgen ihrer Arbeit gestorben. Für ganz Europa prognostiziert IPPNW bis in Jahr 2056 knapp 240.000 zusätzliche Krebsfälle wegen des Unfalls in Tschernobyl."

Quelle: Zum externen Inhalt: www.bmu.de/themen/atomenergie-strahlenschutz/nukleare-sicherheit/tschernobyl-und-die-folgen (öffnet im neuen Tab), aufgerufen am 14.09.2019

i) Die deutsche Bundesregierung wird im Rahmen der Energiewende zukünftig stärker auf erneuerbare Energien setzen. Bis 2022 sollen alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Formulieren Sie als Kurs eine Stellungnahme zu dieser Entscheidung, sammeln Sie dazu im Plenum mögliche Aspekte zur Entscheidungsfindung (beispielsweise Umweltschutz und Sicherheit) und gewichten Sie diese nach Priorität für Ihren Kurs.

j) Erörtern Sie, wie sich die Prioritäten der gesammelten Aspekte für weitere Interessensgruppen, beispielsweise Industrie, Umweltschützer/-innen und Atomkraftwerksbetreiber/-innen verändern.

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