Als große Hoffnungsträgerin des iranischen Frauen-Nationalteams reist die Judoka Leila zu den Judo-Weltmeisterschaften im georgischen Tiflis. Die hohen Erwartungen ihrer Trainerin Maryam werden nicht enttäuscht: Eine Gegnerin nach der anderen wirft die ehrgeizige Kämpferin auf die Tatami-Matte. Doch ihr Erfolg macht das iranische Regime nervös: Unter keinen Umständen soll Leila gegen die israelische Konkurrentin Shani Lavi antreten – und möglicherweise verlieren. Immer drastischer werden die Forderungen an Leila und ihre Trainerin, eine Verletzung vorzutäuschen und so aus dem Rennen auszusteigen. Um den Druck zu vergrößern, droht das Regime bald auch mit Konsequenzen für ihre daheimgebliebenen Familien. Selbst der Wettkampfleitung bleibt der Konflikt nicht verborgen. Die unerträgliche Situation bringt Maryam schließlich dazu, ihr Amt als Trainerin niederzulegen. Leila allerdings ist wild entschlossen, ihren Traum von der Goldmedaille nicht aufzugeben.

"Tempo, Bewegung, Angriff!" – Maryams taktische Vorgaben für Leila bestimmen auch Ästhetik und Zum Inhalt: Dramaturgie von "Tatami" , eine energiegeladene Mischung aus Sportfilm und politischem Zum Inhalt: Thriller. In hart geschnittenen, atemlos bewegten und doch punktgenauen Zum Inhalt: Schwarzweißbildern wird der Judosport zur Metapher für den Kampf mit einem übermächtigen Gegner. Kann sich Leila aus dem Schwitzkasten ihrer ausweglosen Situation befreien? Selbst der als Zum Inhalt: Voiceover eingespielte Kommentar der Fernsehmoderator/-innen ("Die Spannung ist kaum auszuhalten!") fungiert in dieser Hinsicht doppeldeutig. Wie in zahlreichen Boxfilmen spielt sich das wahre Drama hinter den Kulissen ab: Während Leila und Maryam vor schwerwiegenden Entscheidungen stehen, rücken die Spitzel und Hintermänner des iranischen Regimes immer näher. Einer bedrängt Leila als Fan, nur um ihr auf dem Handy ein Video ihrer unter Arrest stehenden Familie vorzuführen. In Zum Inhalt: Rückblenden und Telefonaten mit Leila ist auch ihr Ehemann Nader in Teheran zu sehen, der ihr Mut zuspricht und mit dem gemeinsamen Kind aus der Stadt flieht.

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Nach realen Vorbildern entstand mit "Tatami" erstmals ein Spielfilm unter iranisch-israelischer Co-Regie – allein das ist bemerkenswert. Mit hohem ästhetischem Anspruch wird gezeigt, wie der Sport als Mittel politischer Propaganda missbraucht wird. Nicht nur einfachste sportliche Werte wie Fairness und für alle geltende Regeln, sondern auch Freiheit und Selbstbestimmung der Einzelnen sind mit einem diktatorischen Regime nicht vereinbar. Zur Analyse der politischen Hintergründe im Unterricht kann auch der Fall der Boxerin Sadaf Khadem herangezogen werden, die dem Film als Beraterin diente. In der filmsprachlichen Auseinandersetzung lässt sich erörtern, mit welchen Mitteln der Eindruck eines Handlungsablaufs "in Echtzeit" inszeniert und so Spannung erzeugt wird. Auch der Einsatz expressiver Close-ups (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen), Zum Inhalt: Zeitlupen und Schwarzblenden (Glossar: Zum Inhalt: Blende/Überblendung) lohnt einen genauen Blick (betont unspektakulär gezeigt wird hingegen ein bedeutsamer Moment, wenn Leila das vorgeschriebene Kopftuch ablegt). Nicht zuletzt eignet sich der Film als Einführung in den Judosport: Um was es sich bei komplexen Griffen und Würfen wie Maki-komi oder Tomoe-nage handelt, zeigen die wuchtigen Bilder noch eindrücklicher als der aufgeregte Off-Kommentar.

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