Kategorie: Filmbesprechung + Arbeitsblatt
"Schwarze Adler"
Schwarze deutsche Fussballer/-innen schildern ihre Erfahrungen mit Rassismus im Sport wie im Alltag.
Unterrichtsfächer
Thema
Der deutsche Fußball sieht sich heute als Symbol einer offenen Gesellschaft. Schon seit längerem wirbt der DFB mit Slogans wie Más Integración (2008) oder Gemeinsam für Teilhabe und gegen Diskriminierung (2020). People of Color spielen mittlerweile in nahezu allen Bundesliga- und Nationalteams. Doch rassistische Vorfälle auf und neben dem Platz, insbesondere gegen Schwarze Spieler/-innen, wurden lange Zeit von Clubs und Verbänden ignoriert oder verharmlost. Anfeindungen von den Tribünen, mit rassistischen Sprechchören oder "Affenlauten", und diskriminierende TV-Kommentare sind zwar seltener geworden. Trotzdem ist Rassismus im Umfeld des Sports noch weit verbreitet. Im Film "Schwarze Adler" sprechen Profis aus mehreren Generationen über ihre Erfahrungen im Fußball und in der deutschen Gesellschaft: Darunter sind Erwin Kostedde, in den 1970er-Jahren erster afrodeutscher Nationalspieler der Bundesrepublik, der Schalker Publikumsliebling Gerald Asamoah, die Nationalspielerin und spätere Bundestrainerin Steffi Jones oder der aktuelle Hertha-Verteidiger Jordan Torunarigha.
Im Dokumentarfilm "Schwarze Adler" schildern Betroffene ihre Erfahrungen mit Rassismus. Dabei verwenden sie auch das N-Wort. Aus diesem Grund erfordert der Einsatz des Films im Unterricht Sensibilität und eine entsprechende Vorbereitung der Unterrichtssequenz und der Lerngruppe.
Die weltweiten Proteste gegen Rassismus haben sich 2020 auch auf die Fußballwelt ausgewirkt: Politische Gesten wie der Kniefall auf dem Platz haben sich etabliert und in einigen Fällen, wie beim Champions-League-Spiel am 8. Dezember zwischen Paris St. Germain und Basaksehir FK, haben Teams sogar Spielabbrüche nach diskriminierenden Vorfällen herbeigeführt. Der Zum Inhalt: Dokumentarfilm von Torsten Körner beleuchtet, dass gerade in Deutschland der Weg zu solchen Veränderungen weit war. Das zeigt sich in den prägnanten Erzählungen der Mitwirkenden und im historischen Archivmaterial: Fußballszenen (Glossar: Zum Inhalt: Szene) und Sportschau-Clips aus den 1970er- bis 1990er-Jahren, aber auch Ausschnitte aus Reportagen, Spiel- und Werbefilmen (Glossar: Zum Inhalt: Found Footage). In essayistischer Manier zwischen die Zum Inhalt: Talking-Heads- Zum Inhalt: Sequenzen montiert (Glossar: Zum Inhalt: Montage), veranschaulicht dieses Material etwa den omnipräsenten Alltagsrassismus der Nachkriegszeit, in der Erwin Kostedde und William „Jimmy“ Hartwig, beide Kinder von US-Soldaten und deutschen Müttern, mit dem Fußball begannen. Der Erfolg im Sport bedeutete für sie Empowerment und Anerkennung – befreite sie aber nicht von Diskriminierung.
Mit seiner chronologischen Zum Inhalt: Dramaturgie wirft "Schwarze Adler" eine andere, nicht bloß aufs Sportliche fokussierte Perspektive auf die deutsche Fußballgeschichte. Der Film eignet sich hervorragend, um im Unterricht zu vermitteln, warum der Fußball eine politische Sphäre mit großer Reichweite ist. In Fächern wie Deutsch, Sozialkunde, Ethik oder Sport kann mit Ausschnitten gearbeitet werden: Die Sequenz mit dem Zwischentitel "Vorarbeit Baffoe" etwa zeigt eindrücklich, dass gerade betroffene Bundesliga-Spieler wie Anthony Baffoe, Souleymane Sané und Anthony Yeboah Anfang der 1990er-Jahre zu Vorkämpfern gegen Rassismus im Stadion wurden. Das Porträt von Shary Reeves berührt intersektionale Fragen, indem die zusätzliche Diskriminierung der Fußballerinnen – auch durch den DFB – diskutiert wird; die Verantwortung der Verbände und Vereine kommt im Film sonst ein wenig kurz. In den höheren Klassenstufen kann die essayistische Montage von Interview- und Archivmaterial untersucht werden. Dazu sollte in Gruppenarbeit zum Quellenmaterial, etwa zum Spielfilm "Toxi" (BRD 1952) und zur Reportage "Toxi lebt anders" (BRD 1957), und zu den Biographien von Kostedde und Hartwig recherchiert werden. Welche Wirkung erzielt die Montage dieser Filmausschnitte in "Schwarze Adler" ?
Der Dokumentarfilm "Schwarze Adler" steht in der Zum externen Inhalt: Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung (öffnet im neuen Tab) kostenfrei zur privaten Sichtung zur Verfügung.
Weiterführende Links
- External Link Der Film bei Amazon Prime Video
- External Link bpb.de: Rassismus im Fußball
- External Link fluter.de: Interview zu Integration und Rassismus im DFB
- External Link Deutsche Welle: Fortschritte und Rückschritte im Kampf gegen Rassismus im Fußball
- External Link Archiv-Clip „Anfänge des Frauenfußballs“ aus dem ZDF-Sportstudio