Kategorie: Filmbesprechung
"Sisterqueens"
Langzeitbeobachtung von drei Mädchen, die in Berlin-Wedding an einem feministischen Rap-Projekt teilnehmen

Unterrichtsfächer
Thema
Bildungsrelevant, weil der Zum Inhalt: Dokumentarfilm zeigt, wie Mädchen aus Berlin-Wedding durch ein feministisches Rap-Projekt Empowerment erfahren.
Die Geschichte: Coming-of-Age zwischen Rap und Real Life
Vier Jahre filmte Clara Stella Hüneke die Berlinerinnen Jamila (10), Rachel (12) und Faseeha (13), die sich bei "Sisterqueens", einem Rap-Projekt für Mädchen, getroffen haben. Hier lernen sie nicht nur zu texten, sondern auch gesellschaftliche Normen zu hinterfragen und Ungerechtigkeiten zu artikulieren. Hünecke wollte wissen, wie die Mädchen große Worte wie "Feminismus", "Gleichberechtigung" oder "Diskriminierung" mit eigenen Erfahrungen und Geschichten füllen. Ihre dokumentarische Langzeitbeobachtung begleitet die drei im Alltag, bei Proben, mit ihren Familien, im Tonstudio und schließlich auf der großen Bühne. Die Nähe, die durch das ehrliche Interesse der Zum Inhalt: Regie und die langjährige Begleitung entsteht, zeigt die Sorgen, aber auch den Humor und die überbordende Lebensfreude der Mädchen, denen es trotz der Anwesenheit des Filmteams gelingt, ihre Stimmen laut werden zu lassen – in ihren Songs, aber auch in ihren mal übermütigen, mal nachdenklichen Statements.
Filmische Umsetzung: authentische Alltagseinblicke
Im ersten Semester ihres Regiestudiums begann Hünecke die Arbeit an ihrem Projekt. Nach fünfeinhalb Jahren Drehzeit und Zum Inhalt: Montage waren aus den Mädchen Teenager und "Sisterqueens " zum Diplomfilm geworden: Ein Film übers Erwachsenwerden, der zeigt, wie viel Kraft Mädchen entfalten können, wenn sie ernst genommen werden. Genau das machte das Filmteam, indem es die Mädchen in den Mittelpunkt stellt und auf einen Zum Inhalt: Off-Kommentar (Glossar: Zum Inhalt: Voiceover) verzichtet. Ein Interesse, das belohnt wurde durch authentische Alltagseinblicke. Besonders spannend ist es, die Entstehung der Songs zu verfolgen - von der ersten Idee über Frustmomente bis zur Bühnenperformance. Nie werden die Mädchen dabei bloßgestellt, obwohl auch Kontroversen nicht ausgespart bleiben. All das gehört zum Leben und soll sichtbar sein. Oder, wie Rachel am Ende des Films singt: "Now I see myself. That’s all I needed."
Thema: Feminismus, Selbstermächtigung und Vorbilder
Was brauchen Mädchen, um sich gegen Diskriminierung zu wehren, wie können sie in einer Welt der Multikrisen ein selbstbestimmtes Leben führen? Das Rap-Projekt gibt den Mädchen vor allem drei Dinge: Raum für sich, ehrliche Kommunikation und Vorbilder. "Sisterqueens " zeigt, dass dieses Rezept funktioniert. Jamila, Rachel und Faseeha entwickeln sich zu Jugendlichen, die wissen, was sie wollen und das auch deutlich sagen. Im Leben und auf der Bühne. Aus kleinen Mädchen werden selbst Vorbilder. Diese Anschlussfähigkeit feiert auch der Film, indem er seinen "Heldinnen" das Rampenlicht gibt, das ihnen gebührt, gleichzeitig aber darauf hinweist, dass es die "Sisterhood", die gelebte Solidarität untereinander, braucht, um diese Selbstermächtigung zu ermöglichen.
Fragen für ein Filmgespräch
Der Film wurde über einen Zeitraum von vier Jahren gedreht. Was erleben Jamila, Rachel und Faseeha in dieser Zeit und wie verändern sie sich mit dem Älterwerden?
Wie würdet ihr für euch ein Vorbild beschreiben? Was macht eine Person zu einem Vorbild? Wofür braucht man Vorbilder? Welche Vorbilder spielen in "Sisterqueens " eine Rolle?
Der Film zeigt Faseeha, Rachel und Jamila in ganz verschiedenen Momenten ihres Alltags, ohne die Zum Inhalt: Szenen durch einen erklärenden Kommentar zu begleiten. Welchen Effekt hat diese Entscheidung der Regie darauf, wie ihr die drei Mädchen wahrnehmt?