Maxe ist kein Fan von Regeln – auch weil ihm immer wieder Missgeschicke passieren, mit denen er gegen geschriebene oder ungeschriebene Gesetze verstößt: So setzt er zum Beispiel den Vorgarten seiner Familie versehentlich unter Wasser, was natürlich unangenehme Folgen hat. Dummerweise ist er auch noch Schüler der "wahrscheinlich langweiligsten und strengsten Schule der Welt", an der Direktor Schnittlich eisern über das von ihm selbst verfasste Regelwerk wacht (das Wappen der Schule zeigt ein Paragraphenzeichen neben einem erhobenen Zeigefinger). Dann tritt aber Inspektor Rasputin Rumpus von der Behörde für Langeweilebekämpfung (BfLB) auf den Plan, der gemeinsam mit den Kindern verhindern will, dass das Schnittlich-Regularium weltweit für alle Schulen in Kraft treten soll. Das kleine Problem: Nicht alle Kinder finden diese Regeln doof. Während einer Klassenfahrt in ein verlassenes Waldhaus (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) ändert sich das allerdings – und auch Maxes Lehrerin sieht ein, dass Verbote für die Kinder nicht die beste Lösung sind.

Ekrem Ergüns Kinderbuchverfilmung (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) erzählt die Geschichte als überdrehte Zum Inhalt: Komödie voll unwahrscheinlicher Momente und abenteuerlicher Wendungen. Handlungslogik und Realismus spielen hier kaum eine Rolle. Nur ab und an geht es spezifisch um den Widerstand gegen die autoritäre Schulstruktur, eher mischen sich zufällige Ereignisse mit anarchischem Schabernack. Darin spiegelt der Film auch Rumpus' Vorgehensweise, dessen "Behörde" nur wenig mit dem verstaubt-bürokratischen Habitus und Umfeld zu tun hat, von dem Schnittlichs Schule bestimmt wird. Während dort mit alten Wählscheibentelefonen (Glossar: Zum Inhalt: Requisite) und weitgehend kahlen Wänden eine so altbackene wie strikte Lebensweise präsentiert wird, ist Rumpus in futuristischen Räumen (Glossar: Zum Inhalt: Production Design/Ausstattung) zu sehen und mit an Steampunk erinnernden Gefährten unterwegs. Beides sind allerdings Erwachsenenwelten; nur das zunächst leicht gruselig wirkende Haus im Wald ist ein wirklicher Freiraum für die Kinder. Hier können sie Stühle zu Kunstwerken drapieren, unter einem bunten Tuch in Fantasiewelten eintauchen und sich von ihren Ängsten freimachen.

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Das rigorose Regelwerk der Schule spiegelt sich darin, wie diese im Film dargestellt wird: Die Kinder tragen Schuluniformen (Glossar: Zum Inhalt: Kostüm/Kostümbild) und stehen zum Appell in Reih und Glied, das Schulgebäude wirkt dunkel (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung), bei den Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) dominieren Blaugrün und Braun. Nicht nur für den Kunstunterricht bietet sich deshalb ein Gespräch über die auch politische Bedeutung und Wahrnehmung von Farben und Kleidung an. Warum ist ausgerechnet ein "Farbentsafter" Teil von Schnittlichs Disziplinierungsmaßnahmen? Und was bedeutet es, dass Rasputin Rumpus am liebsten bunte und ungewöhnliche Kleidung trägt? Zugleich kann in gesellschaftspolitischen Fächern diskutiert werden, warum manche Regeln zum Beispiel für den Schulalltag durchaus wichtig sind, ein Zuviel aber schädlich sein kann. Da lässt sich dann auch Schnittlichs Aussage kritisch diskutieren: "In einer Welt voller Gefahren bedeuten meine Regeln Sicherheit!" Wie ist das Wappen (ein kleiner Exkurs in die Heraldik bietet sich im Geschichtsunterricht an) zu verstehen, und warum ist ausgerechnet das Lachen nach §24 verboten?

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