Es ist Sommer in Paris. Nedjma hängt mit ihrer kleinen Schwester Leila und ihren besten Freundinnen Carine und Samar vor dem Häuserblock (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) ab. Die Clique ist Ersatzfamilie, die pinke Parkbank ihr Revier. Es wird Zum Inhalt: Filmmusik gehört, in den Tag gelebt und davon geträumt, in den Ferien einmal nach Dieppe ans Meer zu fahren. Als Zina – die Neue in der Nachbarschaft – auftaucht, geraten die Tage aus ihrer Gleichförmigkeit. Ein Konflikt um die Parkbank mündet in einem handfesten Streit, der nicht ohne Folgen bleibt. Zina gehört zur verfeindeten Mädchenbande und Nedjma muss sich plötzlich entscheiden: zwischen Zina, in die sie sich verliebt hat, und ihren Freundinnen, für die lesbische Liebe ein Tabu und die Neue eine Gegnerin ist. Tagsüber stehen Nedjma und Zina zu ihren Cliquen, fechten Streitigkeiten auch körperlich aus. Doch nachts teilen sie auf dem Hausdach Momente der Zärtlichkeit und Begierde. Zwischen ausgetragenen Loyalitätskonflikten, ihren Gefühlen und aufreibender Identitätssuche spürt Nedjma nach einem Platz für sich selbst und ihre Liebe.

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Mit ihrem Debütfilm präsentiert Marion Desseigne-Ravel junges queeres Kino aus Frankreich, das mit starker Bild- und Tonsprache jugendliche Realität einfängt und zeigt, dass homosexuelle Liebe noch nicht gleichberechtigt ist. Dicht montierte Handkameraaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Montage, Zum Inhalt: Kamerabewegungen) versuchen die Protagonistin und ihre Energie aus unterschiedlichen Perspektiven einzufassen – mal über die Schulter, mal von vorne, mal aus der Menge heraus. Eine fast omnipräsente Geräuschkulisse (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound Design) wird zum Widerhall von Unruhe, zum Ausdruck der Präsenz der Öffentlichkeit, zu der sie sich als jugendliche Person ständig positionieren muss. Selbst hoch oben auf den Dächern brummt der Verkehr der Stadt, ist der Rückzugsraum kein privater. Das Hausdach wird zum Ort der Sehnsüchte: Hier träumen die Mädchen von Ferientagen fern städtischer Betonfassaden, von offen ausgelebter Liebe und von der Möglichkeit, sein zu können, wie und wer man ist. Videos im Handy-Hochformat und Zum Inhalt: Splitscreen sowie Textnachrichten, die in Neonfarben über das Bild gelegt werden, lassen dabei Grenzen und Übergänge von analoger und digitaler, von privater und öffentlicher Welt sichtbar werden und hinterfragen, wer und was in welchen gesellschaftlichen Räumen stattfindet oder aus ihnen verdrängt wird.

Außenstehende halten Nedjma für hart und verschlossen. Doch eigentlich sieht es ganz anders in ihr aus. Alles mache ihr Angst, sagt sie. Der Zum Inhalt: Coming-of-Age-Film erzählt konsequent aus Nedjmas Perspektive. Entlang ihrer Figurenentwicklung können im Fach Ethik oder im Sprachunterricht Erfahrungen des Erwachsenwerdens geteilt werden, lassen sich Geschlechterbilder, Liebesnormen und Gruppendruck diskutieren. Die durch die Liebe zu Zina ausgelösten inneren und äußeren Konflikte bieten dabei gleich mehrere Anknüpfungspunkte, um etwa die Bedeutung von Freundschaft und Schwesterbeziehungen oder Rollenkonflikte zu besprechen: Was wünsche ich mir in Freundschaften und der Familie, was in Beziehungen? Wer bin ich mit wem und wer akzeptiert mich, wie ich bin? Das Filmende und die kritische Befragung von Nedjmas Lösungsansatz kann schließlich herangezogen werden, um die Frage nach gesellschaftlicher Akzeptanz queerer Liebe in verschiedenen Lebensrealitäten aufzugreifen: Wer bestimmt, wen und wie ich lieben darf? Und wie politisch ist Liebe?

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