Berlin-Gropiusstadt, Sommer 2003. Die Hitze steht zwischen den Hochhäusern der Großwohnsiedlung (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set), das Gras ist trocken und über die Gesichter von Lukas, Gino, Julius und Sanchez rinnt Sommerschweiß. Zuhause gibt es jede Menge Stress, das Geld ist knapp und die Sorge groß, irgendwann in irgendetwas reingezogen zu werden. Als Lukas eines Morgens ohne Schülerausweis vor der Schule steht, wird ihm der Zutritt verwehrt – ihm, der die 9. Klasse auf keinen Fall wiederholen will. Genervt schließt er sich Gino und Julius an, im Park "Bräute schauen" und "Weed besorgen". Doch plötzlich stecken sie in einer Schlägerei. Am Ende hat Lukas heftig "auf die Fresse" bekommen und soll 500 Euro Schutzgeld zahlen. Wofür genau, weiß er nicht. Ebenso wenig, woher er das Geld nehmen soll. Doch Sanchez hat eine Idee: Wenn sie die neuen Computer der Schule klauen und verticken, wären sie die Schulden los. Es ist der Beginn einer Geschichte, bei der es um viel mehr geht als nicht aufzufliegen – um eine gespaltene Gesellschaft und das Gefühl, nicht dazuzugehören, um erwachsene Kinder und aufgeriebene Eltern, um Bandenrivalität und das Motto "Der Klügere tritt nach", aber auch um Freundschaft und den gemeinsamen Kampf der Ausweglosigkeit zu trotzen.

Wenn Sie diesen Drittanbieter-Inhalt von www.youtube-nocookie.com aktivieren, ermöglichen Sie dem betreffenden Anbieter, Ihre Nutzungsdaten zu erheben. Weitere Informationen zur Nutzung von Drittanbieter-Inhalten erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Externer Link: Datenschutzerklärung anzeigen

"Alles war genauso. Vielleicht aber auch anders." Mit "Sonne und Beton" bringt Regisseur David Wnendt den autofiktionalen Erfolgsroman (Glossar: Zum Inhalt: Erfolgsroman) von Autor und Podcast-Moderator Felix Lobrecht auf die Leinwand. Das Zum Inhalt: Drehbuch schrieben Lobrecht und Wnendt gemeinsam. Entstanden ist ein rauer Film mit schnellen Schnitten (Glossar: Zum Inhalt: Montage), harten Dialogen und intensivem Zum Inhalt: Soundtrack. An die 2000er-Jahre erinnert außer alten Nokia-Handys (Glossar: Zum Inhalt: Requisite) und großen Computern wenig. Betongrauer Realismus und grelle Musikvideo-Ästhetik wechseln sich mit Drohnenaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) und ausdrucksstarken Nahaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) von Jungengesichtern ab. Letztere geben wieder, wofür es keine Worte gibt. Dritte Erzählebene im Film ist die Musik, zum größten Teil Deutschrap der damaligen Zeit und von heute. Sie fügt sich – wie im Titelsong "Hinterm Block" des Berliner Rappers Luvre47, der zugleich Lukas‘ großen Bruder spielt – symbiotisch zwischen die schonungslosen Bilder und Dialoge ein. An stereotypen Darstellungen kommt "Sonne und Beton" nicht ganz vorbei. Dem setzt Wnendt jedoch starke Geschichten und eine überzeugende Besetzung entgegen. Der Cast besteht mehrheitlich aus Laiendarsteller/-innen, gesucht über Streetcasting und Social Media und in vielen Zum Inhalt: Szenen von Komparsen/-innen aus dem Kiez unterstützt.

Egal ob nachgeben oder nachtreten – der Ausweg ist schwer. Das verstehen mit "Sonne und Beton" auch diejenigen, die die Lebensrealität sogenannter "sozialer Brennpunkte" nicht selbst kennen. Anhand des Films lassen sich im Politik- oder Sozialkundeunterricht Zustände und Effekte einer durch Armut und sozialräumliche Segregation gespaltenen Gesellschaft betrachten. Ausgehend von der Beziehung der Jungen untereinander, die von Nachbarn zu engen Freunden und viel zu schnell erwachsen werden, ihren je eigenen Familienkontexten oder den Verhältnissen zwischen den Mitgliedern verschiedener Gruppen (zum Beispiel Banden, Lehrpersonal) kann dabei unter anderem über strukturelle Benachteiligung und Formen des Zusammenhalts, über Gewalterfahrung (in der Schule, auf der Straße, in der Familie), toxische Männlichkeitsbilder oder die Folgen von Arbeitslosigkeit und Drogenmissbrauch gesprochen werden. In den musischen Fächern lassen sich die Filmmusik und ihre Funktion betrachten. Texte können analysiert, die Kraft und Macht von Sprache und Sprachfertigkeit diskutiert und die auch im Film formulierten Rollen- und Frauenbilder hinterfragt werden. Anhand von Schlüsselszenen lassen sich daran anknüpfend Wünsche und Hoffnungen der Protagonist/-innen erörtern.

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

Mehr zum Thema