Geld ist knapp bei den LeBlancs: Antonio kommt als Tätowierer kaum über die Runden. Hochschwanger beginnt seine Frau Kathy deshalb wieder als Krankenschwester zu arbeiten. Dennoch führen sie ein glückliches Leben in New Orleans (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set). Antonio hat ein inniges Verhältnis zu Kathys Tochter Jessie, die ihn "Dad" nennt. Ihren leiblichen Vater Ace, einen Polizisten, will sie nicht sehen. Als Ace der Familie zufällig während seines Dienstes begegnet, kommt es zur Konfrontation. Antonio wird verhaftet. Obwohl er unschuldig ist, stehen seine Karten schlecht: Er ist koreanischer Herkunft, hat ein Vorstrafenregister und – wie sich herausstellt – kein Aufenthaltsrecht. Zwar wurde er als Dreijähriger adoptiert und hat fast sein ganzes Leben in den USA verbracht, doch seine Adoptiveltern haben sich nie um seine Einbürgerung bemüht. Nun droht ihm die Abschiebung in sein Geburtsland Korea, ein Land, dessen Sprache er nicht einmal spricht. Trotz hoher finanzieller und emotionaler Hürden erheben Antonio und Kathy rechtlichen Einspruch gegen seine Ausweisung, in einem verzweifelten Versuch, ihre Familie zusammenzuhalten.

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Gedreht auf Zum Inhalt: 16mm-Film findet "Blue Bayou" einfühlsame Bilder, die Antonios emotionale Verbundenheit zu seiner Heimat Louisiana verdeutlichen, sei es bei rasanten Motorradfahrten durch die Stadt, bei Spaziergängen im Sonnenuntergang oder in der Zum Inhalt: Inszenierung des Bayou (ein Name für ruhiges Gewässer in den US-Südstaaten), wo er für sich einen Ort der Besinnung gefunden hat und der frühkindliche Erinnerungen an seine leibliche Mutter wachruft. Auf diese Weise spiegelt die Umgebung immer wieder Antonios Innenwelt. Seine Inhaftierung findet etwa im strömenden Regen statt. Wiederholt führen ihn plötzliche Flashbacks (Glossar: Zum Inhalt: Rückblende/Vorausblende) in seine Kindheit zurück. Die farblich (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) expressive Lichtsetzung (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) in diesen Momenten veranschaulicht, dass seine Vergangenheit nur eine vage, nicht greifbare Erinnerung für ihn ist. Durch ein Verwischen auf Bildebene wird dieser Aspekt zusätzlich akzentuiert. "Blue Bayou" nimmt Antonios Perspektive ein und schreckt auch in seinem Musikeinsatz keineswegs vor Emotionalisierung zurück. Regisseur (Glossar: Zum Inhalt: Regie), Drehbuchautor (Glossar: Zum Inhalt: Drehbuch) und Hauptdarsteller Justin Chon nutzt Genremerkmale (Glossar: Zum Inhalt: Genre) des Zum Inhalt: Melodrams, um seine Kritik an gesellschaftlichen Missständen zu vermitteln. Antonios Geschichte ist inspiriert von realen Fällen: Im Zum Inhalt: Abspann verweist der Film auf die Schicksale von Frauen und Männern, die einst im Ausland adoptiert und nach jahrzehntelangem Aufenthalt aus den USA ausgewiesen wurden.

Am Beispiel der langen und emotionalen Flughafenszene (Glossar: Zum Inhalt: Szene) mit ihren zahlreichen Wendungen können fächerübergreifend die filmästhetischen Mittel herausgearbeitet werden, die hier zur emotionalen Lenkung oder gar Manipulation der Zuschauenden eingesetzt werden. Dabei lässt sich debattieren, ob eine solche Adressierung angebracht ist, um auf Unrecht aufmerksam zu machen. Darauf aufbauend bietet "Blue Bayou" beispielsweise im Deutschunterricht Anlass, sich mit dem Melodram zu beschäftigen und den Film auf typische Genremerkmale zu untersuchen. Anhand einer Analyse des Liedtexts von Blue Bayou, der im Film von Kathy gesungen wird, lassen sich in den Fächern Englisch und Musik Interpretationsansätze zum Filmtitel anbringen. In Sozialkunde können Schülerinnen und Schüler diskutieren, in welchen Szenen Antonio rassistisch diskriminiert wird und dabei zwischen explizitem und Alltagsrassismus unterscheiden. Im Politikunterricht hingegen bietet es sich an, die Hintergründe und rechtlichen Beweggründe für Antonios Ausweisung zu rekapitulieren, um anschließend die Situation in den USA mit Deutschland zu vergleichen: Warum werden auch hier Menschen, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, teilweise sogar hier geboren sind, ausgewiesen und abgeschoben in Länder, zu denen sie möglicherweise kaum Bezug haben?

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