Das organisierte Verbrechen macht sein Geld längst nicht nur mit Drogen, Waffen oder Prostitution: Bis zu 100 Milliarden Dollar, schätzen Expert/-innen, werden jährlich im globalen Handel mit illegal geschlagenem Holz umgesetzt. Von den Abholzungen betroffen sind dabei häufig ökologisch besonders wertvolle Waldgebiete – nicht nur in den Tropen, auch mitten in Europa. In ihrem Zum Inhalt: Dokumentarfilm "Wood – Der Geraubte Wald" zeigen Monica Lăzurean-Gorgan, Michaela Kirst und Ebba Sinzinger die Arbeit eines Mannes, der sich den Kampf gegen die Holzmafia zur Aufgabe gemacht hat: Alexander von Bismarck, Direktor der Environmental Investigation Agency (EIA), spürt weltweit gemeinsam mit Mitarbeiter/-innen seiner NGO und anderen Aktivist/-innen verbotene Waldrodungen auf und der verschlungenen Wertschöpfungskette des Holzes nach. So gelingt es der EIA durch jahrelange akribische Arbeit nachzuweisen, dass ein US-amerikanisches Handelsunternehmen illegal in der russischen Taiga geschlagenes und in China weiterverarbeitetes Edelholz in ganz normalen Baumärkten anbietet. Und auch in Rumänien und Peru kommt die Agentur kriminellen Machenschaften auf die Schliche, in die offenbar staatliche Stellen ebenso verstrickt sind wie international operierende Holzkonzerne.

"Wood" ist gewissermaßen ein dokumentarischer Detektivfilm (Glossar: Zum Inhalt: Genre), in dem ein jederzeit souverän und besonnen agierender Umweltermittler die Rolle des Helden einnimmt. Im Stil einer Reportage, ohne Zum Inhalt: Voice Over und Zum Inhalt: Filmmusik, verfolgt der Film aus nächster Nähe seinen Undercover-Recherchen. Meist fängt eine Handkamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) die Spurensuche ein, die von Bismarck in entlegene Wälder, zu abgeschiedenen Sägewerken und diversen dubiosen Treffpunkten in Russland, China, Rumänien und Peru führt. Mehrfach hält sie Gefahrensituationen fest, so etwa, als die Security einer Holzfabrik mit Reizgas auf das Team losgeht. Eine besondere Intensität entwickelt der Film in Zum Inhalt: Sequenzen, die mit versteckter Kamera aufgenommen sind – Momente, in denen sich die Distanz zwischen den Filmemacherinnen und ihrem Protagonisten vollends auflöst und zugleich die Zuschauenden der Position des Detektivs angenähert werden. An einen Zum Inhalt: Thriller erinnert "Wood" auch in seinem Interesse am handwerklichen Aspekt der investigativen Arbeit: So schaut die Kamera dem Ermittler förmlich über die Schulter, wenn er sich im Hotelzimmer die Haare färbt, um eine Fake-Identität anzunehmen oder er eine Knopfkamera für heimliche Aufnahmen präpariert. Andere Zum Inhalt: Szenen zeigen ihn wiederum beim Fachsimpeln mit befreundeten Kolleg/-innen oder bei einem Workshop für Umweltaktivist/-innen.

Auch wenn der Verzicht auf einen Kommentar die inhaltliche Orientierung mitunter erschwert, dürfte "Wood" schon aufgrund seiner Spannungsmomente eine relativ breite Schülerschaft ansprechen. So eignet sich der Film ab der Mittelstufe als Einstieg, um etwa in den Fächern Biologie und Geografie die ökologische und ökonomische Bedeutung des Waldes, seine Bedrohung als auch die Möglichkeiten seines Schutzes zu thematisieren. Der Film selbst reißt einige Aspekte an, die im Unterricht durch Recherchen vertieft werden sollten: Wie hat sich der Waldbestand in Europa und in anderen Teilen der Welt entwickelt? Welche Ursachen haben die Waldverluste? Wo liegt die Verantwortung der Politik und der Konsument/-innen? Welche Ziele verfolgt die EIA? Im Mittelpunkt von "Wood" steht die Arbeit eines hoch professionellen Umweltermittlers. Über welche Qualifikationen sollten Aktivist/-innen verfügen, um sinnvoll tätig zu werden? Was kann jeder Einzelne von uns tun, um sich für den Erhalt des Waldes oder den Umweltschutz im Allgemeinen zu engagieren? Auch hier liefert der Film interessante Hinweise.

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

Mehr zum Thema