Abe ist ein liebenswerter Nerd: Für Freunde hat der 12-Jährige aus Zum Inhalt: Brooklyn keine Zeit, denn die widmet er nahezu komplett seiner großen Leidenschaft fürs Kochen. Ständig sucht und probiert er neue Rezepte und teilt sie über Social Media mit anderen Kochverrückten. Dass Abe von den Problemen dieser Welt gleichwohl nicht unberührt bleibt, liegt an seiner ungewöhnlichen Familienkonstellation: Sein Vater ist bekennender Atheist und entstammt einer muslimisch-palästinensischen Familie. Seine Mutter hat dagegen israelisch-jüdische Eltern. Die Ehe führt auch nach 15 Jahren noch zu Streitereien unter Abes Großeltern, die keine Gelegenheit auslassen, den Nahostkonflikt im kleinen Kreis – wenn auch "nur" verbal – auszufechten. Abe versucht zwar, es beiden Seiten recht zu machen, ist damit aber natürlich nicht weniger überfordert als die große Politik. Als er durch Zufall Chico, einen aus Brasilien stammenden Koch, kennenlernt, ergreift er die Chance, vor dem Familienstress zu flüchten: Während der Schulferien geht er heimlich bei Chico in die Lehre. Wenn auch anfangs ein wenig widerwillig weiht der Koch ihn in die Geheimnisse der Fusionsküche ein, die Elemente verschiedenster Kochtraditionen harmonisch verbindet. Das bringt Abe auf eine Idee: Mit einem Thanksgiving-Menü, das die muslimisch-palästinensische und die jüdisch-israelische Küche kombiniert, will er seine Familie vereinen.

"Soulfood – Familie geht durch den Magen" ist ein familientaugliches Zum Inhalt: Feel-Good-Movie, das vor allem von seinen sympathischen Schauspieler/-innen und Figuren lebt. Ästhetisch bewegt sich die US-amerikanisch-brasilianische Koproduktion weitgehend auf dem Niveau gängiger TV-Soaps, wobei die konventionelle Form dann und wann aufgepeppt wird, indem Abes gepostete Fotos oder Chatnachrichten ins Bild gesetzt werden – so dass sich der digitale und analoge Alltag des Jungen visuell überlagern. Die Zum Inhalt: Inszenierung macht so den Stellenwert sichtbar, den Social Media für Abe besitzt. Eine Qualität des Films besteht darin, den palästinensisch-israelischen Konflikt und die Differenzen zwischen jüdischen und muslimischen Menschen auf eine bemerkenswert menschliche, oft sogar humorvolle Weise zu behandeln – freilich ohne das Thema in seiner Komplexität und Widersprüchlichkeit auszuleuchten. Regisseur Fernando Grostein Andrade nutzt die Fusionsküche dabei geschickt, um generell für Neugier und Offenheit gegenüber den vielfältigen Kulturen und Traditionen zu werben.

Soulfood – Familie geht durch den Magen, Trailer (© Pandastorm Pictures)

Aufgrund seiner filmischen Gestaltung und der Identifikationsmöglichkeiten mit dem jugendlichen Protagonisten ist "Soulfood" auch für jüngere Schüler/-innen leicht zugänglich. Da der Film zudem versucht, eine unvoreingenommene Position einzunehmen, eignet er sich als Ausgangspunkt, um Jugendliche an den politischen und religiösen Konflikt zwischen jüdischen und muslimischen Menschen beziehungsweise Palästinenser/-innen und Israelis heranzuführen. Da die Handlung auf einer alltäglichen Ebene spielt, zeigt der Film diverse religiöse Rituale und Traditionen, die im Religionsunterricht thematisiert werden können. Interessant erscheint dabei, dass gerade im Bereich des Essens viele Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen bestehen. Ausgehend von solchen Berührungspunkten könnten die Chancen und Möglichkeiten eines interreligiösen Austauschs diskutiert werden. In kulinarischer Hinsicht geht "Soulfood" nicht so weit ins Detail, dass er konkrete Anleitungen fürs Kochen bereithält. Dennoch könnte der Film als Anregung dienen, um mit dem Konzept der Fusionsküche, etwa im Rahmen einer Projektwoche, zu experimentieren – um auf diese Weise Schüler/-innen für das Themenfeld Kochen und gesunde Ernährung zu sensibilisieren.

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