Die landwirtschaftlich genutzte Fläche, die ein Mensch in Mitteleuropa im Jahr durchschnittlich für seine Ernährung beansprucht, beträgt derzeit 4.400 Quadratmeter. Das entspricht der Größe eines kleinen Fußballfeldes. Würden weltweit auf diese Weise Nahrungsmittel konsumiert, bräuchten wir eine zweite Erde. Basierend auf dieser Erkenntnis haben Wissenschaftler/-innen der Wiener Universität für Bodenkultur eine Ackerfläche in jener Größe und mit jenen Nutzpflanzen angelegt, die für unseren gegenwärtigen Pro-Kopf-Verbrauch nötig ist. In der Zum Inhalt: Dokumentation von Kurt Langbein und Andrea Ernst dient dieses Feld als Ausgangspunkt für ein interessantes Experiment: Im Selbstversuch wollen zwei österreichische und eine französische Familie herausfinden, ob sie mit einer Konsum- und Ernährungsumstellung den persönlichen Flächenverbrauch innerhalb weniger Monate senken können.

In der Ästhetik einer TV-Dokumentation folgt "Anders Essen" den Familien bei ihren Einkäufen, beim Kochen und bei den Mahlzeiten. Interviews (Glossar: Zum Inhalt: Talking Heads) mit den Beteiligten ergänzen diese Zum Inhalt: Sequenzen. Eine Bestandsaufnahme zu Beginn macht deutlich, dass die beiden Haushalte aus Österreich aus Kosten- und Zeitgründen bisher hauptsächlich industriell hergestellte Lebensmittel konsumieren. Die französische Familie dagegen legt zwar großen Wert auf ein sorgsam zubereitetes, gemeinsames Abendessen, verzehrt allerdings unter anderem viel Fleisch. Der Film begleitet im Folgenden die Versuche der Teilnehmenden, in ihrem Alltag verstärkt regionale und saisonale Produkte auszuprobieren und ihren Fleischkonsum einzuschränken, um so die Größe der für ihre Ernährung beanspruchte Fläche zu reduzieren. Das private Experiment setzen Langbein und Ernst dabei anhand von Interviews mit Expert/-innen und kurzen Exkursen in den globalen Zusammenhang. So verdeutlicht etwa das Beispiel einer koreanischen Genossenschaft für Bioprodukte, wie nachhaltige Nahrungsmittelproduktion wirtschaftlich rentabel funktionieren kann. Einen eindringlichen Kontrast dazu bilden Bilder von der umweltzerstörenden Massenproduktion von Tomaten, Palmöl und Fleisch.

Anders essen – Ein Experiment, Szene (© Langbein & Partner)

Aufgrund seiner Anschaulichkeit eignet sich "Anders Essen" im schulischen Kontext als Ausgangspunkt, um unsere Ernährung unter dem Aspekt der Globalisierung zu problematisieren. So kann in den Fächern Gemeinschaftskunde und Geografie oder im Rahmen von fächerübergreifenden Projekttagen anhand von Lieblingsgerichten der Schüler/-innen untersucht werden, wie sich unser Ess- und Konsumverhalten weltweit auf die Umwelt auswirkt: angefangen bei Monokulturen von Futterpflanzen für die hochindustrialisierte Viehwirtschaft über die Abholzung des Regenwaldes zugunsten von Soja- und Palmölplantagen bis hin zu den ganzjährlich erhältlichen Tomaten aus Spanien, die in riesigen Gewächshäusern unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen produziert werden. Weiterführend lässt sich im Philosophie- und Ethik-Unterricht ergründen, inwiefern sich der moderne, schnelllebige Lebensstil in unserer Haltung zum Essen spiegelt: Welche kulturelle Funktion hat es? Was ist es uns wert? Und welche Verantwortung trägt das Individuum für Klimagerechtigkeit und Umweltschutz? In diesem Zusammenhang liefert der Film eine wertvolle Grunderkenntnis: Mit jeder Mahlzeit gestalte ich letztlich ein Stück Landschaft und beeinflusse den Umfang meines ökologischen Fußabdruckes.

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