Immer noch haben wir das Bild eines idyllischen Bauernhofes im Kopf, wenn wir an den Rohstoff Milch denken, und in der Werbung für Käse und Butter sind saftige Weiden zu sehen, auf denen glückliche Kühe friedlich grasen. Doch seit einigen Jahrzehnten hat sich die Milchgewinnung zu einer weltweiten Industrie ausgeweitet, die der Dokumentarfilmer (Glossar: Zum Inhalt: Dokumentarfilm) Andreas Pichler transparent machen möchte. Er trifft Industrielle, Expertinnen und Experten sowie Landwirtinnen und Landwirte, um zu recherchieren, welche Auswirkungen der globalisierte Handel auf die moderne Milchgewinnung hat. Was bedeutet er für die Tiere und welchen Einfluss nimmt er auf das Leben der Menschen?

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Regisseur Andreas Pichler, in Südtirol aufgewachsen, hat selbst als kleiner Junge die Kühe bei einem Bauern gehütet. Sein biografischer Hintergrund, der sich in einem fundierten, aber auch persönlichen Zum Inhalt: Voiceover-Kommentar spiegelt, gibt diesem aufrüttelnden Dokumentarfilm einen glaubhaften Rahmen. Die Mitwirkenden sind passend und ausgewogen gewählt und der Grimme-Preisträger Pichler lässt sie – ohne wertend zu intervenieren – ihre eigenen Glaubenssätze darlegen. Dabei prallen offensichtlich Welten aufeinander. Wichtige Vertreter/-innen der Industrie preisen ihre eigene Branche als umsatzstärksten Wirtschaftszweig an, vergleichen Molkereien mit "Raffinerien", die in globaler Konkurrenz zueinanderstehen. Bei den Milchbauern und -bäuerinnen, die Pichler in Deutschland und Dänemark begleitet, wird hingegen deutlich, dass diese trotz ständiger Optimierung ihrer Arbeitsabläufe – Einsatz neu gezüchteter Hochleistungskühe, modernste Melkautomaten, Beigabe von Kraftfutter – kaum wirtschaftlich überleben können. Sie sind abhängig von den Preisbindungen der Molkereien. Im Kontrast dazu steht der Ökohof eines Bauern aus Bozen, der eine Familienkäserei betreibt und seine Arbeit als "Lebensmodell" versteht.

Der Dokumentarfilm bildet eine vielschichtige Diskussionsgrundlage darüber, wie Tiere als Lebewesen wahrgenommen werden und welche Rechte sie haben. Ist es richtig, dass eine Kuh nur noch maximal fünf Jahre leben darf? Dabei könnte sie eigentlich 20 Jahre alt werden, müsste sie nicht ständig trächtig sein und würde man ihr weniger Milch abverlangen. In den Unterrichtsfächern Wirtschaft, Gesellschaftskunde, Politik, Geografie und Ethik bietet es sich an, über die weltweiten Auswirkungen auf Viehzucht und Umwelt zu sprechen und die wirtschaftlichen Dimensionen des Milchhandels detailliert zu beleuchten. Das Thema Umwelt kann auch in den Fächern Biologie und Chemie vertieft werden. So kann hinterfragt werden, wie der Einsatz von Soja im Futter zum Klimawandel beiträgt und inwiefern der durch europäische Freihandelsabkommen gestützte Verkauf von Milchpulver in den Senegal den dortigen Bäuerinnen und Bauern die Nahrungsgrundlage entzieht. Auch die Gesundheit des Menschen kann in den Fokus genommen werden. Denn wie Pichler zeigt, ist Milch bei weitem nicht so gesund, wie die Konzerne sie uns verkaufen wollen. Mit welchen Mitteln beeinflusst die Werbung uns Konsumentinnen und Konsumenten?

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