Zum Inhalt: Großbritannien 1945: In einem Kriegsgefangenenlager bei Manchester sieht der Wehrmachtssoldat Bernd Trautmann einer ungewissen Zukunft entgegen. Das ändert sich, als Jack Friar, Trainer des örtlichen Regionalligisten St Helens Town, ihn im Lager bei einem Fußballspiel beobachtet. Der Gefreite aus Bremen ist ein erstklassiger Torwart und damit jemand, der den drohenden Abstieg des Vereins abwenden könnte. Kurzerhand holt Friar den jungen Mann in sein Team und hält trotz vieler Widerstände seitens seiner Familie und der Spieler gegen den deutschen "Nazi" an ihm fest. Um die Vorzugsbehandlung gegenüber dem Kommandanten zu rechtfertigen, verpflichtet er Bernd zur Arbeit in seinem Gemüseladen. Dort verliebt sich Trautmann in Friars Tochter Margaret, die nach anfänglicher Abneigung gegen den einstigen Feind seine Gefühle erwidert und ihn schließlich heiratet. Auch beruflich hat er Erfolg, denn er wird von dem Topklub Manchester City als neuer Torhüter verpflichtet. Doch sein Einstand stößt auf große Ablehnung. Die Stadt hat eine starke jüdische Gemeinde und wurde im Krieg von der deutschen Luftwaffe bombardiert. Doch nachdem sich der Rabbiner der Stadt für ihn eingesetzt hat, überzeugt der Torwart selbst seine Gegner – durch großartige Paraden zwischen den Pfosten.

Im englischen Fußball ist Bernd "Bert" Trautmann, der nie für eine deutsche Nationalmannschaft auflief, eine Legende. Sportliche Aspekte stehen in Marcus H. Rosenmüllers Zum Inhalt: Biopic allerdings im Hintergrund. Stattdessen geht es um den Umgang mit deutscher Schuld, um Vergeltung und den schwierigen Prozess des Verzeihens und Versöhnens. Trautmann hatte sich 1940 freiwillig zur Luftwaffe gemeldet und durch Einsätze an der Ost- und Westfront das Eiserne Kreuz erworben. "Er hat den Arm gehoben und 'Heil Hitler!' gerufen wie alle", sagt Margaret einmal vorwurfsvoll zu ihrem Vater. Insbesondere im vom Krieg stark zerstörten Manchester kommt seine Entschuldigung, er habe nur Befehle ausgeführt, schlecht an. Einen persönlichen Schicksalsschlag erleidet er ausgerechnet im Jahr seines größten Triumphes 1956, als er im englischen Pokalfinale trotz Genickbruch bis zum Ende durchspielt. Für die aufwändigen Massenszenen in nicht mehr existierenden Stadien greift die deutsch-britische Koproduktion auf Zum Inhalt: digitale Effekte zurück. Zu bedauern ist der Umstand, dass sprachliche Feinheiten der fast ausschließlich englischsprachigen Produktion durch die deutsche Synchronisation verlorengehen. Es empfiehlt sich deshalb, möglichst die Originalversion mit deutschen Untertiteln anzuschauen.

Trautmann, Szene (© SquareOne Entertainment)

Trautmanns Karriere wird Zum Inhalt: inszeniert als blendendes Beispiel für die völkerverbindende Kraft des Fußballs. Zugleich ist der Film bemüht, der Komplexität seines Sujets gerecht zu werden, wobei er sich bei den biografischen Daten einige künstlerische Freiheiten erlaubt. Der Verlockung, deutsche Kriegsschuld mit sportlichen Erfolgen aufzurechnen, wird größtenteils widerstanden. Dennoch können vor allem in den Fächern Geschichte und Politik einzelne Zum Inhalt: Szenen diskutiert werden, in denen es der Film sich und seinem sympathischen Helden vielleicht doch etwas zu leicht macht. In Zum Inhalt: Rückblenden wird etwa auf eine traumatisches Erfahrung – die Erschießung eines ukrainischen Jungen im Krieg, die Trautmann hätte verhindern können – verwiesen. Diese wiederkehrenden Erinnerungen dienen als Ausdruck seiner Reue, wobei sich biografisch dieses Kriegserlebnis nicht belegen lässt. Auch die Figur des gütigen Rabbiners, der Trautmann keine persönliche Schuld attestiert, wird allzu dankbar aufgegriffen. Im Gesamtbild jedoch wird die Stimmungslage der unmittelbaren Nachkriegszeit prägnant, facettenreich und manchmal auch humorvoll aufbereitet. Unter sportlichen Gesichtspunkten wird eine Zeit lebendig, in der die Verpflichtung ausländischer Fußballer noch keine Selbstverständlichkeit war, sondern einer Sensation gleichkam.

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