Es ist ungewöhnlich, dass einem Politiker zu Lebzeiten ein Filmporträt gewidmet wird. "Vice – Der zweite Mann" erzählt jedoch anhand der Lebensgeschichte von Richard "Dick" Cheney eine fast schon zeitlose Geschichte von Macht und Einfluss.Er war im Weißen Haus maßgeblich für politische Entscheidungen verantwortlich, deren Folgen bis in die kriegerischen Konflikte der Gegenwart spürbar sind. Die rund fünfzig Jahre umfassende filmische Chronik zeichnet nach, wie aus einem orientierungslosen Studienabbrecher im ländlichen Wyoming eine Politgröße in Washington D.C. wurde. Als George W. Bush ihn im Januar 2001 zum Vizepräsidenten ernannte, erhielt Cheney Befugnisse, die ihn nach 9/11 zum mächtigsten Strippenzieher der Außenpolitik machten. Der Film thematisiert sowohl Cheneys politische Winkelzüge wie den Irakkrieg oder den Einsatz von Folter und Aushebelung von Bürgerrechten als auch sein Privatleben. So verzichtet der hingebungsvolle Familienvater wegen seiner lesbischen Tochter auf die (eigene) Präsidentschaftskandidatur.

Der Plot verläuft trotz einiger Zum Inhalt: Rückblenden geradlinig. Um die Komplexität des Charakters und der Sachverhalte darzustellen, arbeitet Regisseur Adam McKay jedoch wie schon in Zum Filmarchiv: "The Big Short" mit vielfältigen Brüchen: Die Chronik wird gerafft und zugespitzt mit Archivmaterial und Zum Inhalt: Texttafeln. Surreale Einschübe dienen dazu, dem Geschehen eine weitere Ebene einzuziehen. Einmal spricht etwa das im Bett liegende Ehepaar Cheney im jambischen Rhythmus eines Shakespeare-Dramas über Leben und Macht. In einem Film-im-Film-Witz rollt mitten in der Handlung ein Zum Inhalt: Abspann und suggeriert ein Happy End eines sich ins Privatleben zurückziehenden Pensionärs – bevor mit der Berufung Cheneys zum Vizepräsidenten die letzte Stufe seiner Karriere gezündet wird. Mit der Mischung von Zum Inhalt: 8-, Zum Inhalt: 16- und 35mm-Filmmaterial und mit Verwendung von Kameras der jeweiligen Epoche wird auch auf der technischen Ebene das Vergehen der Zeit visualisiert. Als roter Faden dient zum einen Cheneys Hobby, das Fliegenfischen. Es wird zur Metapher für seine Manipulationskünste. Als metaphorische Figur und Sprachrohr des Wahlvolks fungiert zum anderen ein amerikanischer Veteran, eine Art "Jedermann", der als Erzähler fungiert und sich direkt an die Zuschauenden wendet.

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Der Film ist mit seiner Fülle von Informationen, die zu den Verwerfungen der jüngsten Gegenwart überleiten, für den Geschichts- und Politikunterricht geeignet. Wenn satirisch veranschaulicht wird, wie Politik in Hinterzimmern gemacht wird, ist damit die Aufforderung an die Zuschauenden verbunden, sich als Wähler/-innen stärker einzumischen. Die stilistische Vielfalt ist besonders für den Kunstunterricht interessant. Mit dem Durchbrechen der "vierten Wand", jenem Illusionsbruch, bei dem das Publikum direkt angesprochen wird, können künstlerische Verfremdungseffekte diskutiert werden. In Bezug auf das Zum Inhalt: Genre des Zum Inhalt: Biopics lässt sich anhand von "Vice – Der zweite Mann" im Fach Ethik diskutieren, wieweit es moralisch und im Hinblick auf Persönlichkeitsrechte zulässig ist, mittels fiktionaler Spekulation "Wahrhaftigkeit" zu suggerieren. Nicht vernachlässigt werden sollte der spannende Charakter des "zweiten Mannes" hinter Cheney, seiner Ehefrau, die sich durch die Karriere ihres Mannes verwirklicht und anhand der sich die Geschichte der Emanzipation betrachten lässt. Mit den Konflikten um die gleichgeschlechtliche Ehe von Cheneys Tochter kann die aktuelle Entwicklung der "Ehe für alle" thematisiert werden.

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