Die Filmemacherin Agnès Varda liebt Katzen, kämpft mit dem Nachlassen ihrer Sehkraft und ist trotz ihrer 89 Jahre noch sehr experimentierfreudig. Der 33-jährige Street-Art Künstler JR fährt mit seinem Fotomobil durch die Welt und verewigt Menschen in überlebensgroßen Porträts im öffentlichen Raum. Für ihn ist die Nouvelle-Vague-Regisseurin Varda eine "lebende Legende". In diesem Zum Inhalt: Dokumentarfilm unternimmt das ungleiche Paar eine Reise durch Frankreich (Glossar: Zum Inhalt: Roadmovie), um den "Menschen ins Gesicht zu sehen". Als Regie-Duo und zugleich Protagonistin und Protagonist ihres Films gehen sie mit großer Offenheit auf die Menschen zu. Sie überzeugen viele, sich vor der Kamera und für die Kamera zu öffnen. Ihre Gesprächspartner/-innen erzählen von sich selbst, sprechen aber im gleichen Atemzug auch über politische und philosophische Lebensfragen. Da trifft die Kapitalismuskritik einer sanften Ziegenhirtin auf die Wehmut einer älteren Frau, die als letzte in einem verlassenen Dorf zurück geblieben ist.

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Mit feinem Gespür für die Poesie des Moments zeigt der Film, was passiert, wenn es der Kunst gelingt, den Alltag durcheinanderzuwirbeln. Sobald die Menschen die überdimensional großen Bilder von sich selbst sehen, die JR an Hauswänden, Fabriken oder Containern plakatiert, geschieht etwas mit ihnen: Sie nehmen sich die Freiheit, das Wort zu ergreifen – mit einem Mut und einer Offenheit, die sie oft selbst zu überraschen scheinen. Begleitet von Agnès Vardas humorvollem Zum Inhalt: Voiceover-Kommentar und einem Folkrock-Soundtrack (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) von Mathieu Chedid schafft der Film ein Sittenbild des ländlichen Frankreichs (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set). Größere Städte lassen Varda und JR auf ihrer Tour bewusst links liegen. Sie richten ihren Blick auf die sonst wenig beachteten Orte, treffen Chemiearbeiterinnen, Bauern und Kellnerinnen. Ganz nebenbei gelingt den beiden auch ein ehrliches und humorvolles Statement zum Thema Jung und Alt.

Der Film spricht mit großer Leichtigkeit unterschiedlichste Themen an. Es geht um Vergangenheit und Zukunft (von Menschen, Orten und Lebensweisen), Liebe und Kunst, Selbstverwirklichung und Lebensgestaltung. Ein zentraler Punkt ist die Arbeitswelt und die Frage nach einem angemessenen Verhältnis von Freizeit und Arbeit. Statt Expertinnen und Experten, die den gesamtgesellschaftlichen Zustand beklagen, berichten die Mitwirkenden mit großer Ruhe von ihren individuellen Bedürfnissen – ohne dass ihre Kritik dadurch schwächer würde. Im Französisch-Unterricht können die in den Interviews angesprochenen Themen wie Kapitalismus oder Emanzipation auch im Kontext der Landeskunde Anstoß zu einer tiefergehenden Beschäftigung geben. Im Kunstunterricht können die unterschiedlichen Kunstpraktiken des jungen Street-Art-Künstlers JR und der erfahrenen Filmemacherin Varda zum Anlass genommen werden, sich mit Kunst im öffentlichen Raum oder mit den Filmen Agnès Vardas und der Nouvelle Vague auseinanderzusetzen.

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