Kategorie: Film
"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"
Eine trauernde Mutter ergreift drastische Maßnahmen, um den Mord an ihrer Tochter aufzuklären
Unterrichtsfächer
Thema
Sieben Monate ist es her, dass die 17-jährige Angela ermordet wurde, doch die Polizei hat den oder die Täter bislang nicht gefunden. Wohl jeder in dem kleinen Ort Ebbing im US-Bundesstaat Missouri weiß das, doch nun ist die Schmach des örtlichen Polizeichefs für alle sichtbar: "Raped While Dying. And Still No Arrests. How Come, Chief Willoughby?", heißt es auf drei Werbetafeln, die Mildred Hayes, die Mutter des Mädchens, gemietet hat. Ihre Aktion sorgt auch in den Medien für Aufsehen: Sie habe das Gefühl, erklärt Mildred einer Reporterin, die Polizei foltere lieber "Schwarze" als Verbrechen aufzuklären. Damit prangert sie auch das gesellschaftliche Klima in Ebbing an. Fortan wird sie mit Verständnislosigkeit und Anfeindungen konfrontiert, zumal Willoughby nicht nur ein angesehener Polizeichef, sondern auch sterbenskrank ist. Doch Mildred ist in ihrer Trauer, Verzweiflung und Wut für soziale Codes ebenso blind wie für gesetzliche Regeln. Sie beginnt einen gnadenlosen Feldzug in eigener Sache.
"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" ist mehr als nur ein Rache-Thriller, porträtiert Drehbuchautor (Glossar: Zum Inhalt: Drehbuch) und Regisseur (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Martin McDonagh am Beispiel der fiktiven Kleinstadt Ebbing (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) zudem eine Gesellschaft, die von Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Gewalt geprägt ist. Mildred Hayes, herausragend von Frances McDormand verkörpert, ist eine robuste Frau, die verbal austeilt und auch vor physischer Gewalt nicht zurückschreckt. Als einsame Kämpferin wirkt sie mitunter wie eine Westernheldin, vor allem aber erinnert sie im Overall und mit Kopftuch (Glossar: Zum Inhalt: Kostüm/Kostümbild) an die "We Can Do It!"-Frauenfiguren, mit denen die USA während des Zweiten Weltkriegs Arbeiterinnen für die Rüstungsindustrie anwerben wollten. Wie verletzlich Mildred ist, erkennt man nur in wenigen Momenten, dafür verfügt sie – wie auch der gesamte Film – über einen beißenden Humor, der das zutiefst Tragische der Geschichte aber nie unterläuft. Im Mittelpunkt steht dabei der Konflikt zwischen Mildred und dem Polizeichef, dem als Charakter ebenso viel Platz eingeräumt wird wie dem Polizeibeamten Dixon.
Der Film stellt ethische und philosophische Fragen zum Thema Schuld und Sühne oder zum Umgang mit Verlust und Trauer. Im Fach Englisch kann untersucht werden, mit welchen Elementen verschiedener Zum Inhalt: Genres – etwa Zum Inhalt: Thriller, Zum Inhalt: Western, Zum Inhalt: Komödie – der Film spielt und welche dramaturgischen Funktionen der Humor einnimmt. Zudem bietet sich eine Figurenanalyse an, denn vor allem Mildred, Willoughby und Dixon sind als komplexe und widersprüchliche Figuren angelegt, deren durchaus fragwürdige Ansichten und Handlungen aber nie eindeutig verurteilt werden. In Bezug auf Mildred lohnt sich in dieser Hinsicht ein Vergleich mit Heldinnen antiker Tragödien. An die Figurenanalyse sollte eine kritische Diskussion zum Thema Rache und Selbstjustiz anschließen, die aber auch in den sozialkundlichen Fächern oder im Ethik- und Philosophieunterricht sowie in der Rechtslehre angebracht ist. Dabei geht es auch darum, wie Staat und Gesellschaft mit Menschen umgehen, die Opfer von Gewaltverbrechen geworden sind. Welche Folgen hat es, wenn Straftaten nicht aufgeklärt werden und Angehörige mit ihren Fragen zurückbleiben?