Als Touristikunternehmer ist der umtriebige Primus recht glücklos. Doch die Idee, sein Hotel im menschenleeren Norden Norwegens zur Flüchtlingsunterkunft umzubauen, bringt ihn wieder auf Trab. Warum nicht aus einer aktuellen Notsituation Kapital schlagen? Die fünfzig Flüchtlinge aus dem Irak, Syrien oder dem Libanon staunen nicht schlecht, als sie sich auf einer Baustelle wiederfinden. Manche Zimmer haben keine Türen, Strom- und Heizungsleitungen müssen erst repariert werden. Primus seinerseits sieht sich mit immer weitreichenderen neuen Auflagen der Ausländerbehörde konfrontiert, die unter anderem Sprachkurse fordert. Zum Glück gibt es den aufgeweckten Adebi. Der mehrsprachige Eritreer schlichtet die schlimmsten Streitigkeiten und entwickelt sich immer mehr zum guten Freund. Ein kleines Wunder, denn eigentlich mag Primus gar keine Ausländer.

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In Form einer mild-schwarzen Zum Inhalt: Komödie nimmt "Welcome to Norway" Vorurteile aufs Korn, bleibt aber stets nahe an der Realität. Die Unterbringung von Flüchtlingen zwingt zur Improvisation: Um des lieben Friedens willen muss Primus Christen von Muslimen, Schiiten von Sunniten trennen, ohne von solchen Fragen viel zu verstehen. In markigen Dialogen kommt Primus’ rassistisches Selbstverständnis zum Vorschein, mit dem er auch bei Frau und Tochter auf Widerstand stößt. Sie sehen ihn als skrupellosen Subventionsjäger, ein Verdacht, der auch dem ständigen Konflikt mit den Kontrollbehörden zugrunde liegt. Über solch innenpolitischen Zwist bleiben die Flüchtlinge lange im Hintergrund. Erst nach und nach zeigen sich die Ursachen und oft traumatischen Nachwirkungen ihrer Flucht. In den verschneiten Weiten der norwegischen Landschaft kommen Menschen zusammen, die aufeinander angewiesen sind.

Die Idee zum Film beruht auf wahren Gegebenheiten und ist weit älter als die sogenannte Flüchtlingskrise von 2015. Mit kritischem Humor hinterfragt Regisseur (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Rune Denstad Langlo die bürokratischen Hürden aktiver Flüchtlingshilfe sowie eine Asylgesetzgebung, die lange Wartezeiten verursacht und damit Geschäftemacherei begünstigt. Die politischen, religiösen und institutionellen Konflikte bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte für den Unterricht. Daneben können Schülerinnen und Schüler diskutieren, wie sie zur Problemlösung beitragen würden, etwa durch die Arbeit in Flüchtlingsheimen. Die mehrfach ausgezeichnete Komödie geht hier mit gutem Beispiel voran: Zahlreiche Statisten (Glossar: Zum Inhalt: Schauspiel), aber auch der heimliche Hauptdarsteller Olivier Mukata als Adebi, sind selbst Flüchtlinge und konnten ihre oft jahrelange Erfahrung mit diesem Status authentisch einbringen.

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