Layla ist 17, im letzten Schuljahr, Klassenbeste und ständig unterwegs: von ihrem Freund Danny, in dessen Slacker-WG sie wohnt, zur High-School, von dort zur geliebten Großmutter, danach zum Job im Callcenter und abends zum Indie-Konzert. Lange Fahrten durch die strukturschwachen Außenbezirke von San Antonio/Texas verbinden Brachfelder, Industriearchitekturen und verwahrloste Wohnungen. Sie zeigen die Schülerin symbolträchtig im Transit: Kurz nachdem sie nämlich die Zusage für ein Stipendium an der Universität in Austin erhalten hat, erfährt sie, dass sie von Danny ein Kind erwartet. Laylas konservative Eltern erlauben ihrer minderjährigen Tochter keine Abtreibung – eine Entscheidung, der sich Layla mit stoischem Pragmatismus fügt: Sie sagt das Stipendium ab und versucht, ihr Leben nach den neuen Umständen auszurichten.

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Für den dffb-Abschlussfilm kehrte Regisseurin (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Micah Magee in ihre texanische Heimatstadt zurück, die die zweithöchsten Rate an Teenager-Schwangerschaften in den USA aufweist. "Petting Zoo" erinnert an US-amerikanische Independent-Filme der letzten Jahre, etwa an David Zellers "Kid-Thing " (2012), die meist dialogarm auf junge Protagonisten/-innen von sozial schwacher Herkunft fokussieren und in dezentralisierten Peripherien spielen. In "Petting Zoo" erzeugen viele Close-Ups (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) von Laylas blassen Gesicht, partizielle Unschärfen und oftmals gedämpftes Zum Inhalt: Licht eine intime Bildsprache. Das unaufgeregt narrative Driften fällt demgegenüber ab, gerade weil Konflikte mit ihren Eltern oder Freunden kaum konkretisiert und verbalisiert werden. Schauplätze (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) und Stimmungen sind Magee wichtiger, so dass politische Aspekte oft nur angedeutet werden.

"Petting Zoo" ist ein guter Einstieg, um sich mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch zu beschäftigen. Welche Aspekte sollten bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind berücksichtigt werden? Worin unterscheidet sich die Gesetzeslage in Texas von der in Deutschland? Ein Vergleich mit Standpunkten in unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften bietet sich ebenfalls an. Weiterführend kann analysiert werden, welche Kritik der Film am US-amerikanischen Bildungs-, Sozial- und Gesundheitssystem formuliert. Die Darstellung der unterschiedlichen Arbeitssituationen – von der Mitarbeiterüberwachung im Callcenter über den improvisierten Schrottautoverkauf von Laylas Onkel – lädt zudem zur Thematisierung von prekären Arbeitsbedingungen ein. Weiterhin kann diskutiert werden, welches Bild der Film von Texas zeichnet und welche Männlichkeitsbilder er entwirft.

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