Im Jahr 2014 kommt Adolf Hitler mitten in Berlin, unweit des Führerbunkers, zu Bewusstsein. Wie er hierher gekommen ist, kann sich der verwirrte Führer nicht erklären. Vor dem Brandenburger Tor wird er irrtümlich für eine Touristenattraktion gehalten: Passanten posieren mit ihm für Selfies, andere gehen verstört weiter. Ein naiver Journalist, der gerade von seinem Sender gefeuert wurde, erkennt in dem vermeintlichen Hitler-Imitator eine große Geschichte und schlägt ihm eine Reise durch Deutschland vor – die sich für Hitler als Triumphzug erweist. Viele Deutsche scheinen nur auf seine Rückkehr gewartet zu haben und die Medien feiern den „Komiker“ als neuen Popstar.

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David Wnendts Zum Inhalt: Adaption von Timur Vermes’ gleichnamigem Bestseller weicht in einem entscheidenden Punkt von der Vorlage ab. Während der Roman die subjektive Perspektive Adolf Hitlers einnimmt, kehrt die Verfilmung diese Blickrichtung im Stil einer Mockumentary um. Wnendt und seine Zum Inhalt: Drehbuchautorin Mizzi Meyer dokumentieren jedoch auch echte Reaktionen auf die vorgebliche Rückkehr Hitlers. Hierfür ist Hauptdarsteller Oliver Masucci mit Hitlerbärtchen, Seitenscheitel und Nazi-Uniform durch die Republik gereist, um die Stimmung im Land einzufangen. Der Film überspitzt dieses Deutschland-Bild mit den Mitteln der Gesellschaftssatire und nimmt auch die Rolle der Medien im „Hitler-Hype“ in den Blick. Anders als in Dietrich Brüggemanns Zum Inhalt: Heil weicht der klamaukhafte Humor jedoch bald einem wachsenden Unbehagen, weil echte und fingierte Dokumentaraufnahmen, etwa der Besuch in der Berliner NPD-Zentrale, zunehmend schwieriger voneinander zu unterscheiden sind.

„Ich bin ein Teil von euch“, hält Hitler im Film dem Journalisten Frank Sawatzki vor. Dieser Schlüsselsatz ist die provokante These von "Er ist wieder da" , die sich in den positiven Reaktionen vieler im Film interviewter Menschen widerspiegelt. Die Rückkehr Hitlers scheint bei einigen Deutschen weniger Entsetzen als vielmehr Hoffnung auszulösen. Im Sozialkunde-Unterricht können ihre teilweise erschreckenden Aussagen vor dem realen Hintergrund von Pegida-Demonstrationen und Protesten vor Asylbewerberheimen diskutiert und bewertet werden. Dem Hitler-Zitat aus dem Film kommt hier eine doppelte Bedeutung zu: als Mahnung, aber auch als Aufforderung zur Verantwortung gegenüber der deutschen Geschichte. In dieser Diskussion sollte die Rolle von Politik und Medien in der Demokratie Berücksichtigung finden – im Film werden beide als leicht anfällig für rechtspopulistische Positionen dargestellt. Die Funktion der Satire kann im Vergleich mit dem Film "Heil" untersucht werden, der die „Politikverdrossenheit“, wie es in "Er ist wieder da" euphemistisch heißt, kürzlich bereits thematisierte.

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  • "Heil"

    Kategorie: Filmbesprechung

    Unterbelichtete Neonazis, überforderte Verfassungsschützer, sensationslüsterne Medien und mittendrin ein afrodeutscher Autor, der nach einem Schlag auf den Kopf rechte Parolen von sich gibt. "Heil" ist eine schrille Satire auf die deutsche Mediengesellschaft im Jahr 2015.