Kategorie: Filmbesprechung
"Die Frau in Gold"
The Woman In Gold
Eine Frau kämpft erbittert vor Gericht um die Rückgabe von Raubkunst aus Zeiten des Nationalsozialismus
Unterrichtsfächer
Thema
Österreich, 1938: Die Jüdin Maria Altmann flieht mit ihrem Verlobten aus ihrer Heimatstadt Wien, als die deutsche Wehrmacht einmarschiert. Sie rettet sich nach Los Angeles, ihre Eltern werden später dem Holocaust nicht entkommen. Das berühmte Jugendstilgemälde "Goldene Adele" von Gustav Klimt, für das Marias Tante Adele Bloch-Bauer Modell saß, und andere Werke aus der Privatsammlung der Familie fallen in die Hände der Nationalsozialisten. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs befindet sich das Werk im Besitz des österreichischen Staates. Im Jahr 1998 geht die inzwischen 80-jährige Maria Altmann nach einer Lockerung der österreichischen Restitutionsgesetze, die nunmehr die Rückgabe von NS-Raubkunst vorsahen, juristisch gegen die Enteignung vor. Unterstützung erfährt sie durch den jungen, sehr engagierten amerikanischen Anwalt Randy Schoenberg, der Maria zum Weiterkämpfen motiviert, als sie dabei ist, zu resignieren.
Regisseur Simon Curtis erzählt die wahre Geschichte der juristischen Auseinandersetzung um die Rückgabe des berühmten Gemäldes vor dem Hintergrund der Flucht Maria Altmanns. Durch die Zum Inhalt: Rückblenden wird das Justizdrama durch erzählerische Elemente des Zum Inhalt: Biopic ergänzt. Leider fällt der Kampf Maria Altmanns gegen die bürokratischen Windmühlen trotz überzeugender Darsteller/innen wie Helen Mirren und Ryan Reynolds filmisch sehr konventionell aus. Auch die Figurenzeichnung bedient ein einfaches Gut/Böse-Schema. Dennoch verdeutlicht der Film sehr überzeugend, dass die Rückgabe der NS-Raubkunst nicht allein finanziell motiviert ist: "Die Menschen sehen nur ein Meisterwerk eines der größten Künstler Österreichs", beschreibt Maria Altman im Film ihre Beziehung zu dem berühmten Familienporträt, "aber ich sehe ein Bild meiner Tante – einer Frau, die mit mir über das Leben sprach".
Der Film lädt im Ethik- und Geschichtsunterricht zu einer Diskussion über den politischen und gesellschaftlichen Umgang mit der "NS-Raubkunst" ein. Hier kann auch der Fall "Cornelius Gurlitt" und dessen mediale Resonanz im November 2013 einfließen. Im Besitz des Kunstsammlers befanden sich mehrere hundert Werke NS-Raubkunst. In diesem Kontext kann erörtert werden, was die vollständige Rückerstattung aller NS-Enteignungen erschwert. Im Kunstunterricht regt "Die Frau in Gold" mit seiner anhaltenden Faszination für die "Goldene Adele" zudem zur weiteren Beschäftigung mit den Gemälden Gustav Klimts (1862-1918) an. Die Bannkraft, die das von italienischen Heiligenbildern inspirierte Werk ausübt, übernimmt im Film eine Funktion als Scharnier zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Im Jahr 2006 wurde das Gemälde für 135 Millionen Dollar an die Neue Galerie in Manhattan verkauft. Hier kann eine Diskussion über den Wert von Kunstwerken auf dem heutigen Kunstmarkt anknüpfen. Zuletzt bietet sich "Die Frau in Gold" auch dazu an, die Stärken und Schwächen des Biopics zu untersuchen.