Zu Beginn des Schuljahres haben alle Schüler/-innen eine lange weite Reise hinter sich: Es handelte sich dabei nicht um Ferientrips. In den Integrationsklassen werden junge Migrant/-innen zwischen 16 und 20 Jahren darauf vorbereitet, sich in der Schweiz eine Zukunft aufzubauen und die Sprache und die Kultur kennenzulernen. Am Anfang haben Ehsanullah aus Afghanistan, Nazlije aus Serbien und Ermias aus Eritrea kaum etwas gemeinsam. Anna Thommens Zum Inhalt: Dokumentarfilm begleitet die Klasse über einen Zeitraum von zwei Jahren, vom ersten Tag bis zur Zeugnisausgabe. So wird nachvollziehbar, wie schwer es ist, in der neuen Heimat wirklich anzukommen. Traumatische Erlebnisse und Sorgen um Angehörige haben Spuren auf den jungen Gesichtern hinterlassen, der ungeklärte Aufenthaltsstatus erschwert die Integration. Doch Lehrer Christian Zingg wird nicht müde, sich für seine Schützlinge einzusetzen. Er ermuntert sie, an ihre Träume zu glauben.

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Die Regisseurin konzentriert sich auf den Schulalltag, nimmt die kleinen Gesten in den Blick und verzichtet weitestgehend auf Interviews. Durch die Nähe wird die Herausforderung, in einer multikulturellen Klasse zu lernen, spürbar. Im Verlauf des Films verlässt die Kamera mit den Mitwirkenden auch die Schule und zeigt, wie sich die Schüler/innen außerhalb des Klassenraumes behaupten. Die Geschichte des verschlossenen Ehsanullah wird in diesen Zum Inhalt: Szenen besonders anschaulich. An seinem Beispiel zeigt der Film, dass auch dem engagierten Lehrer oft die Hände gebunden sind. So wird bei aller Gruppendynamik nicht außer Acht gelassen, dass die Jugendlichen auch ein Leben neben der Schule haben, für das sie letztlich allein verantwortlich sind.

Die Themen Migration und Integration werden kontrovers diskutiert und sollten auch im Unterricht thematisiert werden. Die Schwierigkeit zu vermitteln, was es für die Jugendlichen bedeutet, die Heimat zu verlassen und in der Fremde neu anfangen, löst die Filmemacherin, indem sie sich auf die Schulsituation konzentriert, die den jungen Zuschauenden vertraut ist. Auf diese Weise beschreibt der Film, wie sehr sich die Lage der Protagonist/-innen vom Leben der meisten Zuschauenden unterscheidet. Wenn Nazlije ihren Lebenslauf an die Tafel schreibt, füllen nicht Schulwechsel oder Praktika die Zeilen. Der Krieg in der Heimat und der Tod der Mutter sind die einschneidenden Ereignisse in ihrem Leben. In Fächern wie Gemeinschaftskunde, Ethik oder Religion lassen sich Fluchtursachen untersuchen, ohne dafür ausschließlich auf Statistiken zurückzugreifen. So zeigt "Neuland" , wie Integration aussehen kann, wenn sie nicht auf ein Schlagwort reduziert oder als „Anpassung“ an eine vermeintliche Normalität missverstanden wird. Zuletzt besteht die Möglichkeit, am Beispiel von Christian Zingg zu diskutieren, was einen guten Pädagogen ausmacht.

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