Der desillusionierte Antiterrorexperte Günther Bachmann leitet eine halboffizielle Spionageeinheit, die von Hamburg aus operiert. Als der junge Moslem Issa Karpov, ein Tschetschene mit russischen Wurzeln, im Hamburger Hafen auftaucht, heften sich die Geheimdienstler an die Fersen des Terrorverdächtigen. Bachmann hofft, an die Hintermänner des vermeintlichen Attentäters zu gelangen, und lässt Karpov daher zunächst gewähren – eine Entscheidung, die er gegen die Einwände des Hamburger Verfassungsschutzes und der CIA-Agentin Martha Sullivan durchsetzen muss. Karpov kontaktiert unterdessen mit Hilfe der jungen Anwältin Annabell Richter den Bankier Thomas Brue, um ein altes Konto seines Vaters, eines ehemaligen russischen Generals, zu aktivieren. Pokert Bachmann zu hoch? Und welche Ziele verfolgt Karpov tatsächlich?

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Wie "Dame, König, As, Spion" (Tomas Alfredson, F/GB/D 2011) basiert auch "A Most Wanted Man" auf einer literarischen Zum Inhalt: Vorlage des britischen Autors John le Carré. Im Mittelpunkt des Post-9/11-Thrillers stehen die Seilschaften und das paranoide Misstrauen in der zwielichtigen Geheimdienstwelt, in der jede Partei eigene Interessen verfolgt. Der Niederländer Anton Corbijn inszeniert die komplexe Geschichte als klassischen Spionagethriller, der sich durch eine entschleunigte Erzählweise ohne zugespitzte Zum Inhalt: Dramaturgie auszeichnet. Corbijn schildert den Geheimdienstalltag als unglamourös, was sich auch visuell in der matten Zum Inhalt: Farbgebung niederschlägt. Hier gibt es keine James Bond-artigen Gadgets oder Action-Szenen wie in der „Jason Bourne“-Trilogie, sondern eine Abfolge von langwierigen Überwachungen, Meetings und Verhören. Hoffmanns abgespannte Hauptfigur taugt nicht zum strahlenden Helden.

A Most Wanted Man, Szene (© Senator)

"A Most Wanted Man" liefert eine Steilvorlage für eine Diskussion über die politischen Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September 2001 und dem folgenden „War on Terror“ – wozu auch aktuelle Entwicklungen wie das NSA-Programm „Prism“ zählen. Dadurch, dass der Vater des Terrorverdächtigen Karpov ein russischer General ist, suggeriert der ehemalige MI6-Agent le Carré eine Kontinuität vom Kalten Krieg zum Krieg gegen den Terror. Wie ist diese These vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen zu bewerten? Neben einem Vergleich mit der Romanvorlage bietet sich auch der Blick auf andere filmische 9/11-Bearbeitungen wie "Zero Dark Thirty" (USA 2012) von Kathryn Bigelow an. Die vielschichtige Figur des Günther Bachmann lädt zudem zu einer Figurenanalyse ein. Hier ist auch die Frage interessant, inwieweit das nuancierte Spiel von Philip Seymour Hoffman zur ambivalenten Charakterisierung des Protagonisten beiträgt – und in welcher Form die nüchterne Inszenierung die Figurenzeichnung mitbestimmt.

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