Berlin in den 1970er-Jahren, die Mauer teilt die Sonnenallee im Bezirk Neukölln in zwei Abschnitte. Das längere Ende liegt in Westberlin, das kürzere in Ostberlin. Im Osten, zwischen verschlissenen Fassaden, lebt der 17-jährige Michael "Micha" Ehrenreich, dessen Familie routiniert über die Politik schimpft, sich aber mit den Verhältnissen arrangiert hat. Der verknallte Teenager hat ohnehin nur Augen für die Schulschönheit Miriam und Ohren für die zensierten Rocksongs, die er und seine Freunde Mario und Wuschel auf Kassette überspielen. Später will Micha Popstar werden, bis dahin erleben er und die Menschen aus seinem Umfeld verschiedene Facetten des DDR-Alltags. Da sind Michas Eltern Doris und Hotte, seine frivole Schwester Sabine und der pomadige West-Besucher Onkel Heinz, außerdem ein Volkspolizist, ein Stasi-Nachbar oder die Westler, die von einer Aussichtsplattform auf die "Ossis" herabschauen.

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Zehn Jahre nach dem Mauerfall war Sonnenallee die erste große Zum Inhalt: Komödie über die DDR. Der vormalige Theaterregisseur Leander Haußmann und der Autor Thomas Brussig, beide in Ostdeutschland aufgewachsen, stellen den Teenager Michael in den Mittelpunkt einer episodischen Alltagsschilderung. Rund um den Grenzübergang Sonnenallee (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) führt ein vielköpfiges Ensemble den ostdeutschen Alltag als Mikrokosmos auf. Die Brille der Jugend verleiht dem Film dabei eine allgemeingültige Menschlichkeit, bei der die Liebe und die lieben Hormone die Diktatur überstrahlen. Die künstlich wirkende Studiokulisse (Glossar: Zum Inhalt: Production Design) unterstreicht das Ansinnen, einen kreativen Rückblick vorzulegen, keine der Realität verpflichtete Analyse. Zum Unterhaltungsansatz passen auch der poppige Soundtrack (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) und zwei Tanzeinlagen, Weichzeichner- und Zum Inhalt: Zeitlupen-Effekte oder eine psychedelische Zum Inhalt: Slapstickszene, in der der berauschte Micha dem DEFA-Westernstar Gojko Mitić begegnet (u.a. "Spur des Falken" ; Gottfried Kolditz, DDR 1968).

"Sie verbieten hier gern und viel", lautet eine der vielen spitzen Drehbuchzeilen zur Verfasstheit des SED-Regimes. Im Vordergrund steht indes keine Systemkritik, sondern ein nostalgisch überzeichneter Blick auf die Jugend im Osten. "Wenn man mich fragt, wie es war: Es war die schönste Zeit meines Lebens, denn ich war jung und verliebt", trifft es Michael auf den Punkt. Damit steht "Sonnenallee" am Beginn einer Beschäftigung mit der DDR unter dem Stichwort "Ostalgie", die auch als Gegenentwurf zur damals dominierenden, auf staatliche Unterdrückung und Überwachung fokussierte Rezeption der DDR verstanden werden kann. Nach der Arbeit am Drehbuch schrieb Brussig den Roman Am kürzeren Ende der Sonnenallee (1999), als Höhepunkt der DDR-Filmwelle gilt Zum Filmarchiv: "Good Bye, Lenin!" von Wolfgang Becker (2003). Im Geschichts- oder Politikunterricht kann das Zum Inhalt: Subgenre der "Mauerkomödie" debattiert werden. Sehen die Schüler/-innen darin eher eine Verharmlosung staatlicher Repression oder einen legitimen künstlerischen Ansatz? In diesem Zusammenhang kann auch die filmästhetische Umsetzung von "Sonnenallee" diskutiert werden: Inwieweit bricht der Film etwa auf visueller Ebene klischeehafte Darstellungen der Lebensverhältnisse in der DDR auf? Ein weiterer besprechenswerter Punkt ist die subversive Kraft des Rock'n'Roll, die im Film eine Schlüsselrolle spielt; letztlich rettet eine eingeschmuggelte Rolling-Stones-LP Wuschel sogar ganz konkret das Leben.

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