Kategorie: Filmbesprechung
"La Strada – Das Lied der Straße"
La Strada
Eine poetisch-bizarre Tragödie von Federico Fellini mit einer sozialen, humanen und christlichen Komponente
Unterrichtsfächer
Thema
Der Schausteller Zampanò zieht übers Land und lässt seine Kräfte bewundern: Mit seinem Brustkasten kann er Eisenketten sprengen. Die junge, naive Gelsomina, die der Kraftprotz für 10.000 Lire ihrer Mutter abgekauft hat, begleitet ihn und assistiert ihm bei seinen Auftritten. Der grobschlächtige Wilde richtet sie als seine Sklavin ab. Sie unterwirft sich seinen barschen Befehlen, aber in dem Seiltänzer Matto, der sie menschlich behandelt, findet sie einen Freund. Ausgerechnet ihn tötet Zampano eines Tages im Streit. Gelsomina verstört diese Gewalttat zutiefst. Der Grobian reist schließlich ohne sie weiter und erfährt später von ihrem Tod.
"La Strada" ist eine poetisch-bizarre Tragödie mit einer sozialen, humanen und christlichen Komponente. Sie lässt sich als eine simple Geschichte über menschliche Beziehungen deuten oder auch als gleichnishafte Parabel. Doch bleibt Fellinis Zum Inhalt: Inszenierung auf italienischen Landstraßen (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) konkret, die Handlung und die Figuren legt er fast dokumentarisch an (Glossar: Zum Inhalt: Dokumentarfilm). Getragen wird der preisgekrönte Film von zwei glänzenden Hauptdarstellern, die ihre eigenwilligen Charaktere sehr natürlich und vielschichtig spielen. Ihre subtilen Blicke, Gesten und Gemütszustände vermitteln sich in eindrucksvollen Großaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen). Ein stimmungsvoller Soundtrack (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) mit einer einprägsamen elegischen Trompetenmelodie prägt entscheidend die melancholische Atmosphäre.
Unter Fellinis Zeitgenossen/-innen führte "La Strada" zu großen Kontroversen. Sie nahmen Anstoß daran, dass sich der Regisseur erstmals vom puren Zum Inhalt: Neorealismus entfernte. Die damalige ästhetische Debatte bietet einen guten Einstieg in den filmpädagogischen Unterricht, setzt aber voraus, dass sich Schüler/-innen zuvor schon mit Klassikern des italienischen Neorealismus, etwa von Regisseuren wie Roberto Rossellini oder Vittorio De Sica, beschäftigt haben. Sie können die unterschiedlichen Positionen von Fellinis Kritikern/-innen diskutieren, anschließend auch eigene Rezensionen verfassen. Ferner können Schüler/-innen über die Figurenpsychologie und damit verknüpfte gender-spezifische Rollenbilder diskutieren: Warum setzt sich Gelsomina gegen ihren Tyrannen nicht zur Wehr? Inwiefern ist Zampanò ein typischer Macho? Im Religionsunterricht empfiehlt sich eine Analyse des Films hinsichtlich seiner Anspielungen auf die Passionsgeschichte und anderer biblischer Motive.